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Geschriebenes

Ich hatte heute mal wieder einen schreiberischen Schub, und da ist mir mal wieder die Tinte aus den Fingern geflossen. Während ich jetzt noch damit beschäftigt bin, das ganze zu digitalisieren, möchte ich einen Absatz online stellen, der mir einfach gut gefällt. Eigenlob mag stinken, aber das Bild hinter der folgenden Formulierung, gefällt mir einfach:

(Auf einem Sektempfang:)
Wir schoben uns durch die Menge, vorsichtig Gruppen umschiffend, bevor wir an ihnen auf Grund laufen und sie uns in ihre Gespräche einbinden konnten. Statt selbst wie Treibgut auf einer dieser Gesprächsinseln zu landen, waren wir es, die nun im vorbeigehen Dialogfetzen aufschnappten und Satzteile in unserem Bugwasser mitschleppten.

- BM out -

Ich kündige hiermit eine Pause von der Sektion "Geschriebenes" an. Es könnte natürlich sein, dass ich was hinposte, aber ich würde nicht damit rechnen. Und meinen Vorrat an vorgeschriebenem will ich da auch nicht verbraten.

Es ist ja auch nicht so, als würde ich nicht schreiben ... ich hab nur einen anderen Fleck dafür gefunden. Eine Internetseite, die eine Wiki-artige Datenbank darstellt, die darauf wartet gefüttert zu werden ...

Man möge damit rechnen das mein anfänglicher Enthusiasmus dort rege und aktiv zu sein, bald nach lässt ..und genauso lange wird diese Unterbrechung hier dauern ;)

- BM out -

Der Raubzug eines Orc-Stammes nähert sich einer kleinen Stadt nahe der Grenze. Die Vorbereitungen laufen auch Hochtouren, das Schicksal der Menschen dort ist mehr als Ungewiss.
--

Die nächsten beiden Tage war die Stadt von einer unglaublichen Geschäftigkeit erfüllt. Forgen und ich fertigten eine Menge Waffen an, da sie nicht perfekt ausbalanziert und geschliffen sein mussten, ging die Arbeit schnell voran. Es war eine Freude dem Jungen bei der Arbeit zu zusehen, ich wusste, dass aus ihm mal ein fabelhafter Schmied werden konnte. Von der Schmiede aus hatten wir einen guten Blick auf das Dorfgrün, das zu einer Art Truppenübungsplatz umfunktioniert worden war. Mellandrell und ihre knapp 20 Mann starke Wache erteilte untericht im Nahkampf. Es wäre eine beeindruckende kleine Armee gewesen...hätte ich nicht gewusst was uns erwartet.

Am Abend des zweiten Tages, nachdem wir von dem Orkangriff auf Scheidsbruch erfahren hatten, war die Stadt schon zu einem großen brummenden Hummelnest angeschwollen. Viele Familien aus den Gehöften außerhalb der Stadt waren inzwischen angekommen und die Arbeiten für die Verstärkung der Stadtmauer liefen beinahe rund um die Uhr.
"Meister Lauterwasser, Meister Lauterwasser!", Forgen kam zurück in die Schmiede gestürmt. Etwa eine Stunde davor hatte ich ihn entlassen damit er mit den anderen vor der Stadt auf die Späher warten konnte. "Meister Lauterwasser, die Späher sind zurück!"
Plötzlich fühlte ich mich wie erstarrt, "Und? Haben sie was gesehen?"
"Sie kommen! Die Orks kommen!"

--
So, das ist es auch schon mit der Hintergrundgeschichte zu meinem Schmied-Charakter Eleon Lauterwasser. Das dazugehörige, nie erschienene Online-Rollenspiel hätte ein Feature haben sollen, dass sich "Blutlinien" nannte. Spieler hätten dann miteinander Kinder haben sollen, wobei die Fähigkeiten-Boni der Eltern auf das Kind übergegangen wären.
Es versteht sich von selbst, das es eine eigene Geschichte zu Meister Lauterwasser Tochter gibt. Und das sie Eleonora heißt, wundert jetzt keinen, oder?
Als Bonus gibt es jetzt noch das Bild, das ich damals als Forums-Signatur gebastelt habe. Quasi Eleons Visitenkarte :)



- BM out -

Beim letzten Mal haben wir aus Sicht des Dorf-Schmiedes erfahren, das eine nahegelegene Siedlung von einem Ork-Clan angegriffen wurde. Der sogenannte "Stadtrat" trifft sich nun um darüber zu beraten...
--

Wir folgten ihm in das Wirtshaus, wo wir uns in einem eigenen Raum einschlossen um zu beraten. Niemand sagte etwas bis Esmondelle, Norels Frau, fünf Krüge mit Bier gebracht hatte. Eargon nahm seine Pfeife aus der Weste und klopfte sie aus um sie mit etwas Tabak aus seiner Gürteltasche wieder zu stopfen. Während er begann die Pfeife anzuzünden räusperte Norel sich.
"Nun?"
Nach dem langen Schweigen schien seine Frage doppelt so laut und hing bedrohlich in der Luft.
"Das ist ernst. Das ist sehr ernst." Malden war ein stiller Mann, der immer genau bedachte was er sagte.
Wir anderen nickten nur zustimmend. Die Sache war in der Tat sehr ernst.
So nahe der Grenze wie unsere Dörfer lagen waren wir ja schon an die diversen Überfälle der Orks gewöhnt. Selten dass sie an den Auflenposten entlang des Grenzbereiches vorbei kamen, zumal ihre Gruppen nur aus vielleicht 20 Räubern bestanden. Sie überfielen einsame Abenteurer, kleine Gruppen oder auch mal eine Handelskaravane. Auch außerhalb gelegene Höfe wurden schon von ihnen angegriffen - aber eine befestigte Stadt, das hatte es in den letzten 150 Jahren nicht gegeben.
"Der Junge hat von einem ganzen Stamm gesprochen... ein ganzer Stamm, das müssen über 400 Orks sein, inklusive ihrer Sklaven und allem." überlegte Mellandrell laut. Obwohl ihr die Tätigkeit als Herrin der Wache harte Züge verliehen hatte, sah man ihr ihre vergleichsweise noch jungen Jahre an.
"Wenn dem wirklich so ist, können ...nein, dürfen wir keine Leute nach Scheidsbruch schicken. Die Stadt ist dann mittlerweile tatsächlich gefallen und unsere Männer wären da draußen nicht besser dran, als die armen Seelen in Scheidsbruch..."
Wir raunten unser Einverständnis mit dieser Entscheidung - keiner wollte riskieren den Orks in die Arme zu laufen.
"Wir müssen die Menschen aus der Umgebung benachrichtigen und sie in die Stadt bringen, draußen sind sie nicht sicher. Ich denke wir haben 2, vielleicht 3 Tage um uns auf die Grünhäuter vorzubereiten.", fuhr ich nach einer weiteren bedrückenden Pause fort.
"Ja, draußen haben sie keine Überlebenschance. Mit unseren Vorräten können wir wohl alle Leute für vielleicht eine Woche ernähren, sobald wir die Stadttore geschlossen haben." Earogon unterstrich seine Worte mit entsprechenden Handbewegungen. Manchmal musste man Eargon gar nicht zuhören sondern nur dem Tanz seiner Hände beobachten um zu wissen, was er einem vermitteln wollte.
"Ihr wollt euch tatsächlich verschanzen und auf die Horde warten? Das sind nicht ein paar streunende Orcs die man mit dem Rasseln rostiger Säbel beeindrucken kann - hier kommt ein Stamm auf uns zu. Ein Stamm blutdurstiger Orcs die zahlenmässig unsere gesamte Gemeinde ausgleicht - inklusive der Frauen und Kinder! Wir..."
"...werden unsere Stadt nicht aufgeben!" unterbracht Norel Malden barsch.

Malden Holte tief Luft und lies seufzend die Schultern sinken.
Während der Bauer noch nach seinem Bierkrug griff wiederholte Norel beherrscht, "Wir werden die Stadt nicht aufgeben." Sein Blick glitt durch die Runde, "Seit 3 Generationen steht diese Stadt an dieser Stelle und wir werden sie nicht untergehen lassen. Wir haben zu harte Winter und zu heiße Sommer erlebt. Zu viel und zu wenig Wasser auf den Feldern. Krankheiten und Überfälle - nichts hat diese Stadt aufgehalten zu wachsen und zu gedeihen, auch ein paar dumme Orcs werden das nicht schaffen."
Malden schaute weiterhin zweifelnd während Mellandrell zustimmend nickte.
"Wenn wir die Stadt nun verlassen, in Weißbach oder Rodellfeld unterschlupf finden, warten bis die Orcs vernichtet sind oder freiwillig abziehen und dann hierher zurück kehren - was werden wir finden? Schutt und Asche, verbranntes, unfruchtbares Land. Nichts was den Neuaufbau der Stadt rechtfertigen und unterstützen würde. Wenn wir jetzt gehen - dann gehen wir für immer!"
Niemand wagte ein Gegenwort zu erheben. Wir wussten dass er recht hatte, wir wussten, daß wir die Stadt genauso gut selbst niederbrennen konnten, wenn wir sie verlassen würden.
"3 Tage. 3 Tage in denen wir uns vorbereiten können.", Mellandrells Augen sprühten Funken. Sie hatte den Stolz und die Unvernunft ihres Vaters geerbt, "Ich denke nicht, dass es auf Kampfkunst ankommt wenn uns die Grünhäuter gegenüber stehen, und wie man mit einem Schwert oder Speer auf einen Gegner einhackt, bringen meine Jungs den anderen schon noch in den restlichen Tagen bei!"
Norel nickte zufrieden, Mellandrell strahlte genau jene Zuversicht und Willensstärke aus die er jetzt auf seiner Seite brauchte.
"Wie sieht es mit Waffen aus, Eleon? Was haben wir an Vorräten, wieviel kannst du noch bereitstellen?"
Ich warf einen Blick zu Eargon, der ruhig an seiner Pfeiffe zog. "Hm, mit dem was Eargon noch auf Lager hat und dem was unsere Waffenkammern halten, können wir vielleicht 1/3 der fähigen Leute bewaffnen. Ich kann noch ein paar Waffen herstellen, aber die meisten werden wohl auf einfaches Material wie Holzäxte, Mistgabeln und Sensen zurück greifen müssen, fürchte ich. Ich denke dass ich mir auch noch etwas Hilfe holen kann, Forgen Wertilch sollte nächstes Frühjahr zu mir in Lehre gehen und hat mir schon oft zugeschaut...für ein paar Speerspitzen sollte es reichen."
Norel seufzte still.
"Ich hab auch noch etwas an magischen Erzen auf Lager, ich denke das nun der passende Moment gekommen ist sie zu verarbeiten..."
Acht Augenpaare richteten sich plötzlich erstaunt auf mich. Magische Erze waren nicht nur selten sondern auch sehr wertvoll. Ich ersparte es mir einen Kommentar dazu abzugeben, auch in einer kleinen Gemeinde wie der unseren konnte man anscheinend doch noch so manches Geheimnis für sich behalten.
Eargon brach den kurzen Moment der Stille schnell bevor es unangenehm werden konnte, "Wir sollten uns so etwas wie einen Schlachtplan überlegen. Fallen aufbauen und so. Ich denke, wir sollten die Jäger als Späher vorschicken um sicher zu sein, dass die Orks auch in unsere Richtung weiterziehen. Wir müssen jeden Vorteil nützen wenn wir überleben wollen."
Norel setzte seinen Bierkrug ab. "Wir müssen das hier überstehen Leute. Wir müssen!"

- BM out -

"Jeder braucht ein Hobby" wird zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt, bin mit dem vorliegenden Material nicht zufrieden. In der Zwischenzeit also ein älterer Text, noch aus der Zeit als ich Fantasy geschrieben habe. Die Geschichte habe ich geschrieben um meinem Charakter für ein Computer-Rollenspiel (das nie erschienen ist, aber in dessen Forum ich sehr aktiv war) einen Hintergrund zu geben. Es ist zwar nur eine kurze Geschichte, aber ich splitte sie, damit sie lesbarer bleibt.


*katschank*
*katschank*
Das Geräusch von Metal auf Metal,...
*katschank*
*katschank*
die ab und an aufsprühenden Funken...
*katschank*
*katschank*
und das leichte Glühen des noch heißen Eisens.
*katschank*
*katschank*
Heißes Eisen das sich langsam unter meinen Schlägen formt. Schlag um Schlag kommt es seiner gewünschten Form näher. Präzision und gezielte Schläge mit dem Hammer formen eine schlanke Klinge aus dem abkühlenden Metal...
Rufe und Gemurmel von über den Platz laufenden Leuten, lassen mich aus meinen Gedanken hochschrecken. Ich lasse den Schmiedehammer sinken und stelle ihn auf den Boden, das Sensenblatt tauche ich in das Fass mit Öl. Während es hinter mir noch zischt und der Dampf aufsteigt bin ich schon aus der Schmiede draußen um zu sehen was es mit dem Auflauf auf sich hat.
Nur wenige Meter von den Stadttoren ist die halbe Stadt versammelt. Langsam schiebe ich mich durch die Menge um den Kreis zu durchbrechen, der sich um einen am Boden sitzenden jungen Mann geschlossen hatte.
Der Bursche keuchte und Schweiß und Schmutz bedeckten sein Gesicht. Sein kurzes dunkles Haar stand in alle möglichen Richtungen weg. Ein Becher mit Wasser wurde durch die Reihen gereicht und der Junge nahm einen tiefen Schluck davon und schüttete sich den Rest davon über sein Gesicht. Unter dem Dreck kamen ein paar Kratzer zum Vorschein.
Das Gemurmel der Leute wurde immer lauter und verebbte plötzlich als Norel sich durch die Menge schob. Der Tavernenwirt war auch gleichzeitig so etwas wie unser Bürgermeister. Er koordinierte die Leute, nahm sich ihrer Sorgen an und sorgte dafür das die Reisenden sich an die Regeln hielten. Er selbst sah sich nicht als Bürgermeister, da - wie er es immer ausdrückte - ein Bürgermeister nur unnötige Arbeit hätte. Letztendlich kam es aber auf das selbe hinaus.
Norel ging vor dem Burschen auf die Knie, "Bist Du nicht einer von Halgar Westdachs Söhnen?"
Der Junge nickte.
Westdach? Die leben doch in Scheidsbruch, dachte ich mir noch. Scheidsbruch ist ein Dorf, etwas kleiner als unseres, etwa 3 Tagesmärsche westlich von hier.
Das Gemurmel der Leute kam kurz wieder hoch, verstummte aber wieder als Norel eine Hand hob. Auch wenn das Geschnatter nicht zu hören war, man konnte es in ihren Blicken lesen.
"Nun komm schon Junge, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Was machst Du hier bei uns - und dazu noch in diesem Zustand?", Norels Stimme klang nicht so ungeduldig wie seine Worte.
Der Junge räusperte sich und fuhr sich nochmal durch die Haare.
"Die Orks, es waren die Orks.."
Norels fragender Blick stand für alle im Dorf.
"Sie belagern die Stadt, vor 2 Tagen sind sie gekommen, es war ein ganzer Stamm denke ich. Unglaublich viele Orks.", er pausierte und setzte den Becher an die Lippen, lies ihn aber wieder sinken als ihm bewusst wurde das er leer war. Eine Hand aus der Menge nahm ihm den Becher ab und er wurde wieder nach hinten gereicht um ihn wieder zu füllen.
"Sie greifen die Stadt an... man hat mich und ein paar andere los geschickt, da wir die schnellsten im Dorf sind. Wir sollten um Verstärkung bitten, aber ich weiß das nichts mehr übrig ist das nun verstärkt werden könnte. Diese unzähligen Orks .. und sie hatten Rammen und ein Katapult... ich bin gelaufen so lang ich konnte und habe keine Rast gemacht außer um ein paar Stunden in einer Hecke zu schlafen als ich nicht mehr konnte... zu langsam..."
Ein leises Wispern und ängstliche Blicke wurden ausgetauscht
Die nächste Siedlung zu Scheidsbruch wäre "Wanderersfall", aber es war noch eine junge Siedlung und sie lag südwestlich von Scheidsbruch etwa einen Tagesmarsch länger entfernt als unsere Stadt.
Norel klopfte dem jungen Mann anerkennend auf die Schultern, dieser begann darauf hin zu schluchzen. "Sie sind bestimmt alle tot, und wenn nicht dann haben diese verdammten Orks sie versklavt... wahrscheinlich werden sie sie alle kochen. Alle tot...", der Junge brach nun endgültig zusammen. Schluchzend und kraftlos lag er am Boden, seine Energiereserven endgültig aufgebraucht.
"Los, bringt ihn auf eines der Zimmer und sorgt dafür dass er sich wäscht und frische Kleider bekommt.", trug Norel zwei Männern auf.
"Und ihr geht zurück an eure Arbeit, macht euch keine Sorgen, wir werden das schon regeln!" befahl er dem Rest der Menge. In kleinen Gruppen und wild durcheinander redend verteilten sich die Leute wieder. Die besorgten Blicke Richtung Boden gerichtet.
Zurück bliebe nur 4 weitere Leute; der sogenannte "Stadtrat".
Norel als Besitzer und Wirt der Gaststätte; Eargon der Ladenbesitzer - unser "Schatzmeister"; Mellandrell, die Befehlshabende über die Wache; Malden, Bauer und Viehzüchter und ich, als Schmied des Dorfes.
Das wir fünf alle Nachkommen von Gründern der Siedlung waren, war nicht direkt ein Zufall, aber ich denke es komplettierte unsere Kompetenz. Niemand im Dorf bezweifelte das.
"Kommt.", nun da die anderen Weg waren zeigten sich auch auf Norels Gesicht besorgte Züge.

- BM out -

Ich bin in den letzten Wochen einfach nicht dazu gekommen "Jeder braucht ein Hobby" weiter zu schreiben, andere Projekte die ich grad am Laufen habe, nehmen mehr Zeit in Beschlag als ich gedacht hatte. Ich wollte die Geschichte jetzt auch nicht mit irgendwelchen anderen Texten unterbrechen.

Deswegen gibt es heute nochmals eine Unterbrechung, und wenn es wahr ist, geht es am Freitag wieder weiter. Ansonsten muss ich andere Texte einschieben.

Sorry für die Pause, an jene die der Story überhaupt noch gefolgt sind. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich sie wirklich zu Ende bringe. Gefühlsmässig habe ich etwa die Hälfte von dem erzählt, was ich vorhatte.

- BM out -

Es gibt tatsächlich so etwas wie selektive Wahrnehmung. Das heißt, unsere Sinnesorgane nehmen alles mögliche auf, aber was wir davon wirklich bewusst mitbekommen, wird vorher sorgfältig ausgefiltert. Und dann passiert es uns, das wir plötzlich die sonderbarsten Dinge zufällig wahrnehmen, und freuen und wundern uns, weil uns nicht klar ist, dass unser Unterbewusstsein bereits ausgemustert hat. Ein besonders auffälliger Kilometerstand beim Auto, die zehnte Person hintereinander mit einem roten Hemd am selben Tag, Frauen mit Kinderwagen - nur wenn es gerade für uns von Bedeutung ist, merken wir solche Dinge, ansonsten würden sie wie üblich selektiert und würden uns gar nicht bewusst. Wahrscheinlich gut so, sonst würden wir unter all den Eindrücken zusammen brechen. Das ist wirklich so, ich hab da mal ein Buch drüber gelesen.

Ich wusste also, dass es kein Zufall war, sondern wahrscheinlich nur meine selektive Wahrnehmung. Aber als ich die Tageszeitung durchblätterte und plötzlich den Artikel sah, hatte ich tatsächlich das Gefühl, dass ich mal wieder Glück hatte. Als ob mir die Welt auf die Schultern klopfen und "Siehst Du, es gibt immer einen Weg!" sagen wollte. Meine Sammlung war gerettet.

Es war ein kleiner Artikel, mit einem vergleichsweise großen Bild, über eine Vereinsmeisterschaft im Schlösser knacken. Deutsche Teams gegen Österreicher. Und wie ich weiters lesen durfte, ist das so genannte Lockpicking eine anerkannte Sportart. Das es dabei nur auf eine gewisse Fingerfertigkeit ankommt, und das es jeder lernen könne. Und weil es offensichtlich ein Füller-Artikel war, und sich der Autor nicht viel Mühe machen wollte, war die Internet-Adresse des österreichischen Vereins auch gleich drunter angegeben. Es versteht sich von selbst, womit ich dann den restlichen Tag verbracht habe.

Zu meinem großen Erstaunen, war meine erste Annahme, dass es eben nicht so leicht sein konnte, wie in den Filmen immer dargestellt wurde, ziemlich falsch. Gut, so leicht, war es wohl wirklich nicht. Und es erforderte eine Menge Übung. Aber wie ich auch auf der Vereinsseite nachlesen konnte: jeder konnte es lernen. Natürlich war dem Verein wichtig darauf hinzuweisen, dass es sich hier um ein rein sportliches Interesse handelt, man seine Fähigkeiten für das Gute einsetzen würde, und sowieso keine fremden Schlösser anfassen würde.
Ich hatte bereits meine beste Freundin angelogen, ich würde keine Probleme damit haben, es einer wildfremden Gruppe von Schlossknackern entsprechend zu verklickern.

Zuerst begann ich damit, alles was ich im Internet zu dieser Materie finden konnte, zu lesen. Da gab es schon einiges. Bald hatte ich meinen Kopf nur mehr voll mit Begriffen wie Picks, Pins und Springs, Friction und raken und setzen. Ich war mehr als bloß begeistert. Offensichtlich gab es bei den so beliebten Zylinderschlössern den Fehler, dass sie nicht komplett genau waren, und wenn man es unter eine gewisse Spannung setzte, konnte man - das richtige Werkzeug vorausgesetzt - die Sicherungsstifte so setzen, dass es dem Schloss vorkam, man hätte den richtigen Schlüssel dabei. Und Profis brauchten für sowas vielleicht 30 Sekunden.

Meine Feinmotorik und mein Fingerspitzengefühl schätzte ich selbst als ziemlich gut ein, und was die notwendige Geduld anging, um dieses Handwerk zu lernen, war ich mir sicher, dass ich auch die Nerven aufbringen würde. Ich hatte schließlich ein Ziel vor Augen, eine Sammlung zu erweitern. Ja, für diese Sammlung, das wusste ich genau, würde ich einiges auf mich nehmen. Nachdem ich den halben Tag mit Recherche verbracht hatte, war es an der Zeit das Ganze auch praktisch anzupacken. Also nahm ich mit dem Verein Kontakt auf, und erzählte ihnen, dass ich davon in der Zeitung gelesen hatte, und gerne mehr erfahren würde. Sie waren sehr erfreut.

- BM out -

Es war nun fast ein Monat vergangen seit Sonja mich auf die Idee gebracht hatte, ich solle mir ein Hobby zu suchen. Zu Beginn hatte ich mit großem Eifer und viel Einsatz begonnen dieses neugefundene Hobby zu erforschen und zu betreiben. Schliesslich musste ich erstmal rausfinden, um was es sich dabei genau handelte, wie es genau funktionierte. Es war ja nicht gerade so, als ob es dafür eingetragene Vereine oder Wikipedia-Seiten zum Nachlesen gab. Ich hatte viel Pionierarbeit zu leisten.

Doch nach diesem ersten Monat saß ich nun also in meiner Wohnung auf der Couch und hatte die vier Alben, die ich erstellt hatte, vor mir liegen. Selbstverständlich durchfloss mich ein gewisser Stolz auf meine Arbeit, und ich spürte auch ein wenig Erschöpfung, da die letzten 3 Alben in sehr kurzer Zeit entstanden waren. In der Gewissheit dieses Hobby überhaupt erfunden zu haben, beschloss ich, dass man maximal 2 Wohnungen pro Monat seiner Sammlung hinzufügen durfte. Schließlich wollte ich ja nicht, meine Freunde vernachlässigen, und musste den wenigen Verpflichtungen die mir geblieben waren, nachgehen können. Außerdem sollte das ja ein Hobby sein, kein Vollzeit-Job. In gewisser Weise hatte ich Angst davor, ich könnte das Interesse an meinem Hobby verlieren, wenn ich es zu intensiv betrieb.

Während ich so da saß und die Statuten für dieses Hobby festlegte, und ich meine Alben betrachtete fiel mir aber etwas auf. Es war vielleicht nur eine Nuance, und einem Außenstehenden, jemandem der keine Wohnungen sammelte, wäre es bestimmt nicht aufgefallen. Und auch wenn ich selbst erst seit kurzem dieser Freizeitbeschäftigung nachging, hatte ich schon das Feingefühl entwickelt so etwas aufzuspüren. Es gab etwas, das Clemens von Heike, Harald und Elisabeth unterschied. Darauf zukommen was es genau war, dauerte schon etwas länger, aber schließlich musste ich mir eingestehen, dass es nur ein Ersatz war, die Leute zu fragen. Ohne ihr Wissen, ohne ihr Beisein die Wohnung zu sammeln ...das war die wahre Kunst bei diesem Hobby. Wenn ich kein Wald-und-Wiesen Wohnungssammler sein wollte, musste ich mir also doch einen anderen Weg einfallen lassen, um in diese Wohnungen zu kommen.

Diese Erkenntnis hatte nicht den niederwerfenden Effekt auf mich, wie ich im ersten Moment befürchtete. Nein, es spornte mich an. Es war eine Herausforderung, und ich war mehr als nur bereit mich ihr zu stellen. Und wieder einmal hatte ich Glück, denn schon am nächsten Tag stand in der Zeitung genau der Artikel, den ich in diesem Moment brauchte.

- BM out -

Mir war zwar immer noch nicht klar, was es genau gewesen war, dass Clemens zu so etwas besonderem gemacht hatte, dass er mir zu meinem Hobby verholfen hatte, aber ich begann mich wieder auf die Lauer zu legen. Ich stellte mich darauf ein, dass es wieder einige Tage dauern würde, bis mir jemand über den Weg lief, der dieses 'je ne sais quoi' hatte.

Entweder hatte ich Glück, oder ich war wirklich gut in meinem Hobby, denn noch am selben Tag, an dem ich wieder losgezogen war, fand ich sie. Es fällt mir heute noch schwer, zu sagen, woran es lag, bei ihr und all den anderen. Doch in gewisser Weise, stand sie aus der Masse heraus. Als ob ein grelles Neonschild über ihr Hing mit der wildblinkenden Aufschrift "Ich hab es." Ich zweifelte jedoch keine Sekunde an diesem Gefühl, also sprach ich sie an, als sie an mir vorbei ging.

"Hallo, Entschuldigung, haben Sie einen Moment Zeit?"

Sie war etwa Ende 40, Anfang 50 und trug einen dunkelblauen Rock mit passendem Blazer. Sie taxierte mich mit einem kurzen Blick, entspannte sich aber, als sie feststellte, dass ich offensichtlich nicht auf eine Unterschrift oder schlimmer noch einer Spende für die Umwelt aus war. Auch das Fehlen eines Obdachlosen-Magazins in meinen Händen dürfte zu ihrer positiven Gesinnung beigetragen haben. Ich hatte schon den halben Tag durchgekaut, wie ich so ein Gespräch eröffnen könnte, wie ich versuchen könnte, mein Ansuchen seriös rüber zu bringen.

Ich nannte ihr meinen Namen, und bot ihr an, sie auf einen Kaffee einzuladen, damit ich mich mit ihr Ruhe unterhalten konnte. Offensichtlich dachte sie ich hätte einen ...Hintergedanken. Was ihr zwar zu schmeicheln schien, zumal ich doch ein ordentliches Stück jünger war als sie, aber sie lehnte sofort ab.

"Ich weiß, das klingt jetzt seltsam, und ich hoffe sie missverstehen mich nicht - aber ich würde gerne ihre Wohnung fotografieren."

Ihre Augen weiteten sich entsetzt. "Perverser!", gab sie schrill zurück und ging sofort weiter. Gut, sie hatte mich also doch missverstanden, und so beschloss ich, es mit etwas weniger Offenheit und Direktheit zu probieren. Zweifel an meiner Wahl hatte ich jedoch nicht ...tief in mir drin ich wusste, das ihre Wohnung gut zu meiner Sammlung gepasst hätte.

Es dauerte einige Anläufe, bis ich es endlich schaffte, jemanden davon zu überzeugen, dass ich kein gefährlicher Triebtäter war und auch sonst nicht irgendwie seltsam veranlagt. Ein Satz Visitenkarten, der meinen Namen und Telefonnummer mit der zugegebenermassen sehr gerissen gewählten Bezeichnung "Lifestyle-Photograph" in Verbindung brachte, wirkte da Wunder. Ich bot den Leuten ein Honorar von 200 Euro, wenn sie mich in ihre Wohnung lassen würden, damit ich diese fotografieren konnte. Die Bedingung, dass es sofort war, damit die Wohnung nicht extra aufgeräumt oder verändert werden konnte, lies dann doch einige einen erschrockenen Rückzieher machen.

So konnte ich innerhalb von etwas mehr als 2 Wochen drei weitere Alben anlegen.
Heike, eine 22-jährige deutsche Studentin, die in einer 2-Personen WG wohnte. Das Zimmer, das ihr gehörte, war recht klein und absolut überladen. Sie hatte haufenweise Krimskrams auf Borden und Regalen stehen, aber das Zimmer war, wie auch die restliche Wohnung die ich besichtigte tipptopp aufgeräumt. Das Zimmer des Mitbewohners lies ich außen vor da es ihm an dem fehlte, was ich wohl suchte.
Harald, war 57 und Frühpensionist nachdem ihm die Post ein tolles Abfertigungspaket geschnürt hatte. Wir haben uns im Votivpark kennen gelernt. Er wohnte mit seiner Frau in einer geräumigen Altbauwohnung, die in ziemlich dunklen Farben eingerichtet war. Seine Frau hatte eine Sammlung von orthodoxen Heiligenikonen, die das gesamte Wohnzimmer in Beschlag nahm. Sie war aber eine wirklich nette Frau, die darauf bestand, dass ich zum Essen blieb, wo ich doch so schwer arbeiten musste.
Elisabeth war Mitte 30, auf ein genaues Alter konnten wir uns nicht einigen. Alleinerziehend, Vollzeitjob, Teenager-Sohn. Die Wohnung war das reinste Schlachtfeld. Ich gehe davon aus, das viele Leute, die einen Rückzieher gemacht haben, eine ähnliche Wohnung hätten vorweisen können. Aber die Aussicht auf 200 Euro und eine gewisse Anonymität, schliesslich fotografierte ich die Bewohner nie, sondern nur deren Wohnungen, schienen die Schamgrenze komplett aufzuheben.

Ich zog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. Fuck, das tat weh. Jahrelange Übung, und das Wissen um meinen harten Schädel, hatten Sonja zu einer wahren Spezialistin für Kopfnüsse gemacht. Das bekam ich immer wieder mal zu spüren, aber diesmal hatte sie sich selbst übertroffen. Während ich mir also den schmerzenden Hinterkopf rieb, ergoß sich eine Tirade über mich, in der es hauptsächlich darüber ging, wie blöd ich eigentlich sein musste, dass ich soviel Glück gar nicht verdiente, und ob es überhaupt jemanden gab, der mir noch helfen konnte. Dazwischen berichtete sie mir, dass es völlig gleichgültig sei, ob ich etwas gestohlen hätte oder nicht, Einbruch sei Einbruch. Und so weiter. Nach etwa zehn Minuten lies sie sich ausgelaugt zurück in ihren Sessel fallen und schaute mich provozierend an.

Ja, Sonja war so etwas wie eine Mutter für uns alle. Eine wahre Glucke war sie, die immer versuchte ihre Freunde vor Schaden und Schmerz zu bewahren, und wenn doch mal was passierte Trost und Rat spendete, und einen mit einem "Ich habs Dir ja gesagt"-Blick bedachte, der Seinesgleichen suchte. Gerade deswegen, weil sie es wirklich immer gut meinte, und sie ja auch wirklich meistens recht hatte, empfand ich es als besonders schändlich und schlimm von mir, dass ich sie nun anlügen würde. Aber letztlich blieb mir keine andere Wahl. "Du hast recht, ich werde nicht mehr in fremde Wohnung gehen."

Richtiger wäre es wohl gewesen, hätte ich etwas gesagt wie, ich würde nicht mehr "fremde Wohnungstüren aufbrechen", aber so rhetorische Spitzfindigkeiten liegen mir nicht, oder nur wenn ich sie mir vorher bereitlegen kann. Doch für Sonja war die Sache damit erledigt, sie vertraute darauf, dass ich mein frisch entdecktes Hobby gleich wieder aufgeben würde. Ich für meinen Teil, musste nur einen anderen Weg finden, wie ich in die Wohnungen kommen konnte.

Die folgenden Tage verbrachte ich damit, dass ich erstmal versuchte nach anderen Möglichkeiten zu suchen, wie ich in die zu sammelnden Wohnungen kommen würde. Meine erste Idee war es eigentlich, dass ich versuchen könnte, mich zum Schlossknacker ausbilden zu lassen. Dass es dafür keinen WIFI-Kurs gab war mir schon klar, aber ich war davon überzeugt, dass ich schon irgendwie jemanden auftreiben konnte, der mir das beibringen würde. Letztlich kickte dann irgendwann doch noch der Verstand wieder bei mir ein. Türen aufzubrechen oder die Schlösser zu knacken war kein großer Unterschied, denn dass es so einfach sein sollte wie in Filmen, wo die Leute eine Kreditkarte oder eine Haarnadel verwendeten konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Also verwarf ich diesen Ansatz wieder.

Dann kam ich auf die glorreiche Idee, ich könnte doch einfach den Schlüsseldienst rufen und mir von denen die Tür öffnen lassen. Ich war nah dran das wirklich auszuprobieren, aber verwarf die Idee dann doch. Selbst mir war klar, dass so ein Schlüsseldienst irgendwie überprüfen musste, wem sie da das Schloss knackten. Und nur für den Test meine eigene Türe zu opfern, war mir nicht wert, wo man doch so oft davon hörte, dass diese Schlüsseldienste angeblich schwere Schäden anrichteten. Nein, das war wirklich keine Lösung.

Ich war nun seit einigen Tagen damit beschäftigt, dieses Problem zu umkreisen, und hatte begonnen mich schon dabei selbst im Kreis zu drehen. Nach Sonjas Kopfnuss-Attacke war mir klar, dass ich meine Freunde nicht wirklich zu Rate ziehen konnte. Vielleicht wollte ich sie auch vor ein gewissen Mitwisserschaft schützen, sollte mein Hobby tatsächlich dazu führen, dass ich erwischt werden würde. Da mir keine Idee kommen wollte, bei der ich nicht wieder mit meinem frisch erworbenen Brecheisen in der Hand einen Türrahmen zum Splittern brachte, versuchte ich es mit etwas, das mir im Hirn hängen geblieben war, als ich Sonja das Album gezeigt hatte.

Ich begann zu fragen.

- BM out -

 

twoday.net AGB

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