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Paris 08

So, dann wollen wir mal ein paar der Dinge benennen, die mir während meiner Pariser-Tage in mein Notizbuch geklettert sind. Denn, ich wiederhole hier nur, worauf wir uns bereits geeinigt haben: Paris ist groß und in Paris sind viele Leute. Die Schlußfolgerung: da gibts dann auch viele Kuriositäten zu sehen.

Eigentlich war das ja noch in Österreich, aber es gehört zum Urlaub also gilts.
Beim Flug Wien - Paris, kurz nach dem Start, meldet sich der Kapitän:
"Wir bitten Sie die Sicherheitsgurte während des gesamten Fluges angelegt zu lassen, da wir mit Turbulenzen rechnen *Pause* können."
(Ich war der einzige der gelacht hat...)

Der Zug-Ticket-Automat, mit dem ich zum ersten Mal natürlich schon am Flughafen in Kontakt getreten bin, nimmt nur Münzen (und Kreditkarten). Für das innerstädtische Metro-Ticket (1.60 €) ist das ja kein Problem. Für die Tickets vom Flughafen in die Stadt, die je nach Art und Kategorie zwischen 8.40 und 12 Euro kosten, ist das dann doch ein bisserl viel Münzgeld. Vor allem wenn man mehr als ein Ticket will :)

Das wohl wichtigste und augenscheinlichste Kuriosum, waren für mich aber die Apotheken. Man hat es eigentlich nie weiter als 5 Minuten zu einer. Oft sieht man sogar mehrere, wenn es eine lange, gerade Straße ist (und von denen hat Paris ja einige). Einmal habe ich an einer Straßenecke stehend in 3 Richtungen jeweils etwa gleichweit entfernt, eine gesehen. Die sind nämlich auch noch superleicht zu entdecken, weil fast alle leuchtend grüne Neonschilder an der Front haben.
Laut meinem Bruder gibts in Frankreich keine Regelung wie bei uns, wie weit Apotheken entfernt sein müssen. Ich wusste ja nicht mal, dass es bei uns dafür eine Regelung gibt ...wundert mich aber auch gar nicht ;)
(Erinnerte mich ein wenig an die Getränkeautomaten in Japan)

Im Jardin de Tuileries steht eine große Skulptur, die von oben betrachtet in etwa so aussieht )( - das ganze ist geschätzte 2.5m hoch, 5m lang und in brauner Farbe. Man kann dazwischen auch durchgehen, da ist die Passage an schmälster Stelle etwa einen Meter breit. Und es gibt das Schild "Bitte das Kunstwerk nicht berühren".
Das ganze Ding ist mit staubigen Schuhabdrücken übersäht ...und ich bin mir ziemlich sicher, dass die nicht dazu gehören. Erst war ich über jene erstaunt, die höher als 1.5m plaziert waren ...aber dann hab ich einen gesehen, der es in gut 2.2m Höhe geschafft hat. Der muss sich den Schuh extra ausgezogen haben, und gegen die Skulptur geklatscht haben ...oder wir sehen da Olympia-reife Rekorde ;)

Grundsätzlich ist das eigentlich keine Erwähnung wert, aber mir hats gefallen. Beim Trocadero war ein Stand der in 12 verschiedenen Sprachen, Snacks und Getränke angeboten hat. Fürs die deutsche Fassung waren scheinbar keine Umlautpunkte verfügbar, und es gab daher "kuhle Getranke".

Apropos Mehrsprachigkeit, folgender Text findet sich an der Innenseite der Türen der Metro. Ich poste alle 3 Fassungen, da sie in ihrem Grundton komplett unterschiedlich klingen; ist wohl nur für jene interessant, die es auch verstehen.
Ne mets pas tes mains sur le porte, tu risque de te faire pincer tres fort.
Beware of trapping your hands in the door.
Finger weg von den Türen, Du könntest Dir sehr weh tun.
Achja, und das ganze wird von dem Bild eines rosa Hasen in einer gelben Latzhose begleitet, der sich die Finger einzwickt. Somit ist klar, dass sich der Warntext grundsätzlich mal an Kinder richtet.

Das Boulevard de Clichy in Montmatre, die Straße wo auch das Moulin Rouge steht/stand, ist ja gesäumt von Erotik-Revues, Sex-Shops, Porno-Kinos und dergleichen. Es gibt auch ein großes Gebäude, namens 'Sexodrome'. Das klingt jetzt nicht spektakulär ..aber als ich meinem Bruder davon erzählt habe, hat er mich nur gefragt "Womit fährt man dort?"
Ich hoffe ich habe seinen unschuldigen Geist nicht komplett zerrüttet, als ich ihm gesagt habe, dass das nicht das selbe wie ein Autodrom ist..

Im Jardin de Palace Royale (wirklich ein wunderschöner Park), konnte ich einen offensichtlich Obdachlosen dabei beobachten, wie er, auf einer Bank sitzend, eine Krähe auf der Schuhspitze schaukelte. Der Vogel hat dabei nur ein wenig mit den Flügeln gewackelt um das Gleichgewicht zu halten, sich das aber ansonsten ohne einen Mucks gefallen lassen. Einmal ist er sogar abhüpft, nur um dann wieder auf die dargebotene Schuhspitze zu steigen und sich wieder ein wenig auf- und abschütteln zu lassen. Ein interessantes Schauspiel.

Leute die versuchen in der U-Bahn Geld zu erbetteln gibt es ja auch bei uns mittlerweile immer häufiger. Auch Musikanten, die direkt im Wagon ihr Stück zum Besten geben, und dann nach etwas Geld fragen, werden bei uns immer populärer. Jemand der mit einem Verstärker und CD-Player auf einem Wagerl als Begleitband daher kommt, habe ich erst einmal in Rom erlebt ..und eben jetzt in Paris. Das Musikintstrument der Wahl war übrigens eine Mundharmonika und das Stück war "No tengo dinero", damit man es auch nicht allzu bald vergisst, sondern den halben Tag mitsummt...
Das kuriosere Erlebnis sind dann aber Leute, die sich in den Wagen stellen und mit Pathos getragener Stimme einen Vortrag über ihre Situation halten, der schon mal mehrere Minuten lang dauert, und dann um Kleingeld fragen.

Eine solche Begegnung war wiederum eher unfreiwillig komisch, da es zwischen meinem Bruder und mir zu einem kleinen Missverständnis gekommen ist.
Er meinte, nachdem ihr Vortrag, dem ich angestrengt gelauscht hatte, vorbei war, dass ich das nun bestimmt aufschreiben will.
Und ich habe verstanden, das er meinte, die Frau wolle was zum Schreiben, also Zettel und Stift ...was von meiner eigenen Interpretation zwar entscheidend abgewichen wäre, aber mein französisch ist ja auch schlechter als seines.
Man kann sich vorstellen, dass der folgende Dialog dann ein wenig seltsam verlaufen ist, da wir von unterschiedlichen Dingen gesprochen haben ;) Über 'die Frau, die etwas zum Schreiben will', und darüber einen mehrminütigen Monolog hält, dass es sehr schwierig ohne Stift und Papier ist, und dass das keine lustige Situation wäre, haben wir die folgenden Tage noch gelacht.

- BM out -

Das gehört für mich auch noch zum Paris-Urlaub dazu, da mir mein Bruder ein paar Satie-Stücke vorgespielt hat. Er kann zwar Noten lesen, aber nicht vom Blatt spielen, und kann daher nur das spielen, was er auswendig gelernt hat. Was ich schon erstaunlich genug finde, wenn es mehr ist als der Flohwalzer, oder 'Für Elise' (die konnte ich als Kind nämlich).

Vom kleinen Bruder in einer kleinen Wohnung auf einem noch kleineren Klavier vorgespielt, sind die Stücke natürlich besser als auf YouTube daher gestreamed (*g*) ...aber ich kann euch allen ja nicht meinen Bruder heim schicken ;)

Diese Fassung hier lässt sich leider nicht embeden, gefällt mir aber mit den Bildern sehr gut. Wer es einfacher haben will - die Fassung hier, hat zwar nette Bilder aber rauscht:

Erik Satie - Gymnopedie No1

YouTube bietet übrigens einige sehr gute Satie-Fassungen wo Leute sich selbst beim Spielen gefilmt haben. Für alle Klaviermusik-Fans empfehle ich übrigens den Klangzauberer, von ihm habe ich schon viele Clips gesehen, und finde er spielt das ganze wirklich sehr gut.

- BM out -

Nachdem wir uns gestern darauf geeinigt haben, das Paris eine große Stadt ist, möchte ich nun einen Schritt weitergehen, und festlegen, dass in Paris auch viele Leute sind.

Einsprüche?
Nein?
Gut.

Nach der zählweise "1,2,3,viele" wäre diese Menge ja schnell erreicht. Und wie man im folgenden gleich sieht, stehen auch 1, 2, 3 ... also wirklich viele Leute an, um mal vom Eifelturm zu spucken. Oder was man sonst dort oben machen kann.

Jimmy, mach mal das Licht ab und starte den Film. Ladies and Gentlemen, madames et monsieurs, es freut mich einen "Blackmage Production"-Film zu zeigen. Ein mathematischer Lehrfilm der jungen Leuten das zählen näher bringen will. Sehen sie nun, viele Leute, die auf den Eifelturm wollen. Film ab!



Das ist übrigens die Warteschleife für einen(!) der Aufgänge. Der Turm hat ingesamt 3 Aufzüge und einen Stiegenaufgang ..und ja, auch wenn für den Stiegenaufgang weniger Leute anstehen, wartet man auch dort, mindestens eine Stunde, bis man mal die Treppe sieht.

Dieser Block an Leuten, den man am Ende sieht, ist der Bereich, wo die offizielle Warteschleife beginnt. Die hat ab einer bestimmten Windung ein Schild, wo steht, das man ab dort ca 30 Minuten wartet... dh, insgesamt warten die Leute am Ende der Schlange mindestens 1 1/2 bis 2 Stunden!

- BM out -

Hallo.
Ich bin wieder da.
Ja - ich war weg.
Ach, aufgefallen ist es Dir eh? Schön.
Ja, genau. Paris.
Eh schön.
Ach willst du das jetzt genau wissen?... Na gut.

*räusper*

Drei Tage sind nicht gerade viel Zeit, wenn es dabei um eine Stadt wie Paris geht. Denn - und das ist für viele nicht die große Überraschung - Paris ist groß. Und in große Städte passt viel Zeugs das man sich anschauen kann.

Daher war es für mich auch wichtig im Vorfeld ein paar Regeln zu erstellen. Oder eigentlich nur eine Regel: Ich geh nirgendwo rein. Das 'nirgendwo' habe ich dann der Bequemlichkeit halber mit Museen und der gleichen definiert, und mir somit Restaurants, Supermärkte,Metrostationen und natürlich meine Herberge wohlweislich ausgeschlossen.

Denn Paris bietet wirklich eine Vielzahl an Museen, aber die sind eben sehr zeitraubend, besonders für jemanden wie mich, der sich dann immer alles ganz genau anschaut und eben auch Zeit nimmt, besonders bei Objekten von Interesse. Deswegen galt für mich als oberstes Gebot: Immer in Bewegung bleiben. Der Bequemlichkeit halber habe ich mir auch hier die Freiheit genommen "immer" eine spezifischen Definition zu unterziehen, die durchaus von einer ambivalenten Form war.

Tja, und somit waren es drei sehr aktive Tage für mich in Paris, bei denen ich viele Kilometer 'verlaufen' habe, sehr viel gesehen habe, einige großartige Beobachtungen machen konnte ...und letztlich, wenn man sich den Stadtplan hernimmt, doch auch nicht viel gesehen habe. So seltsam das aus meinem Mund nun klingen mag: 3 Tage sind nicht genug für Paris.

Soviel also zur Vorspeise, wagen wir uns an den Hauptgang - was habe ich denn nun wirklich gesehen?

Der Cemetiere Pere Lachaise und Cemetiere Montmatre. Zwei der großen Friedhöfe von Paris. Den Cemetiere Montparnasse habe ich ausgelassen, da mein Bruder mir davon abgeraten hat, weil er ihn nicht für sonderlich sehenswert gehalten hat. Pere Lachaise wiederum ist ein sehr schöner, wild-romantischer Friedhof, Montmatre wiederum ist wesentlich strukturierter aber man findet trotzdem ohne Plan keines der 'Berühmtheiten'-Gräber.

Der Jardin de l'Arsenal, der scheinbar der Treffpunkt der Pariser Goths ist. Da habe ich ordentlich und mit Begeisterung geschaut, als ich diese Vielzahl an schwarz gekleideten Leuten mit dem verhaltenen Einsatz von weiß oder rot gesehen habe. Mit den dunkel umrahmten Augen, den passenden Accessoires, ja teilweise in kompletten Kostümen. Mädels deren Strumphosen nur mehr eine einzige große Laufmasche war... Eine Szenerie wie ich sie seit Yoyogi Park in Tokyo nicht mehr erlebt habe.

Der Canal de St Martin, dem man vom Place de la Republiqué bis zum Parc de la Villete folgen kann. Eine sehr schöne Strecke, und auch der Park selbst ist erstaunlicherweise sehr einladend. Etwas das mein Bruder und ich eigentlich nicht erwartet haben - ja, wo er sogar mit "abgefucktem 70er-Futurismus" gerechnet hat, und dann von La Geodè richtig begeistert war.

Erst der Park-Besuch hat dann auch das Grundthema für meine weiteren Unternehmungen gestellt. All die Orte vom Cover unseres französisch Lehrbuchs (mein Bruder hatte das selbe) besuchen, soweit wir uns erinnern konnten. La Defensè zum Beispiel.

Außerdem habe ich auch noch probiert, möglichst viele Orte, die ich aus Filmen die in Paris spielen, kenne zu erreichen. Das war dann zum Beispiel die Metro-Station Tuilleries, wo die Episode mit Steve Buscemi in "Paris, je t'aime" spielt.

Ich war im Prinzip jeden Tag 6, 7 Stunden unterwegs, und das fast ausschließlich zu Fuss, das heißt ich habe wirklich einiges zu sehen bekommen. Mein Notizbuch hat sich da mit wirklich viel Material gefüllt.

Etwas was mir am Herzen liegt zu kommunizieren ist die Pariser Metro. Um ein so flächendeckendes System in Wien zu haben, müsste man die ganze Stadt unterkellern, und dann hätte jede Gemeindewohnung ihre eigene Station. Es ist wirklich hervorragend, man kommt in Paris mit der Metro wirklich überall hin. Es sind immer Stationen in der Nähe. Die Beschilderung ist, gerade weil die Stationen oft sehr groß sind, bestens gelungen. Und die Wartezeiten sind sehr niedrig. Da war ich wirklich sehr begeistert (ich habe ja auch eine gewisse Verbundenheit zu dem Thema, da ich mal eine Facharbeit und Präsentation zur Wiener U-Bahn gehabt habe).

Abschließen möchte ich noch das Thema der Verständigung anschneiden. Außer einmal beim Starbucks, wo ich beinhart auf englisch bestellt habe, habe ich mich nur auf französisch durchgeschlagen. Ich habe aber nicht grad viel Konversation mit Parisern betrieben.

Einmal war ich auch richtig schön essen. Ich bestelle mein Getränk. Ich bestelle mein Essen. Ich bestelle mir ein Glas Wein dazu. Ich bestelle mir ein Dessert. Ich lasse mir die Rechnung bringen. Für all das verwende ich mein bestes französisch, das zwar sicherlich nicht akzentfrei war, und womöglich auch mal grammatikalisch nicht korrekt. Alles passt einwandfrei. Und dann, als ich zahle und gehe, sagt der Kellner zu mir: "Thank you!" ... man kann sich vorstellen, dass ich mich da ein bisserl geärgert habe :)

Jedenfalls bin ich wieder da und hatte eine nette Zeit.
Danke für die Aufmerksamkeit.

- BM out -

PS: Das Lehrbuch hieß "Tour d'Horizon", daher auch der Titel dieses Eintrages. Tour d'Horizon wiederum heißt soviel wie "ein Überblick" ...und genau das hat der Eintrag ja wohl auch hoffentlich vermittelt.

 

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