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Beim letzten Mal haben wir aus Sicht des Dorf-Schmiedes erfahren, das eine nahegelegene Siedlung von einem Ork-Clan angegriffen wurde. Der sogenannte "Stadtrat" trifft sich nun um darüber zu beraten...
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Wir folgten ihm in das Wirtshaus, wo wir uns in einem eigenen Raum einschlossen um zu beraten. Niemand sagte etwas bis Esmondelle, Norels Frau, fünf Krüge mit Bier gebracht hatte. Eargon nahm seine Pfeife aus der Weste und klopfte sie aus um sie mit etwas Tabak aus seiner Gürteltasche wieder zu stopfen. Während er begann die Pfeife anzuzünden räusperte Norel sich.
"Nun?"
Nach dem langen Schweigen schien seine Frage doppelt so laut und hing bedrohlich in der Luft.
"Das ist ernst. Das ist sehr ernst." Malden war ein stiller Mann, der immer genau bedachte was er sagte.
Wir anderen nickten nur zustimmend. Die Sache war in der Tat sehr ernst.
So nahe der Grenze wie unsere Dörfer lagen waren wir ja schon an die diversen Überfälle der Orks gewöhnt. Selten dass sie an den Auflenposten entlang des Grenzbereiches vorbei kamen, zumal ihre Gruppen nur aus vielleicht 20 Räubern bestanden. Sie überfielen einsame Abenteurer, kleine Gruppen oder auch mal eine Handelskaravane. Auch außerhalb gelegene Höfe wurden schon von ihnen angegriffen - aber eine befestigte Stadt, das hatte es in den letzten 150 Jahren nicht gegeben.
"Der Junge hat von einem ganzen Stamm gesprochen... ein ganzer Stamm, das müssen über 400 Orks sein, inklusive ihrer Sklaven und allem." überlegte Mellandrell laut. Obwohl ihr die Tätigkeit als Herrin der Wache harte Züge verliehen hatte, sah man ihr ihre vergleichsweise noch jungen Jahre an.
"Wenn dem wirklich so ist, können ...nein, dürfen wir keine Leute nach Scheidsbruch schicken. Die Stadt ist dann mittlerweile tatsächlich gefallen und unsere Männer wären da draußen nicht besser dran, als die armen Seelen in Scheidsbruch..."
Wir raunten unser Einverständnis mit dieser Entscheidung - keiner wollte riskieren den Orks in die Arme zu laufen.
"Wir müssen die Menschen aus der Umgebung benachrichtigen und sie in die Stadt bringen, draußen sind sie nicht sicher. Ich denke wir haben 2, vielleicht 3 Tage um uns auf die Grünhäuter vorzubereiten.", fuhr ich nach einer weiteren bedrückenden Pause fort.
"Ja, draußen haben sie keine Überlebenschance. Mit unseren Vorräten können wir wohl alle Leute für vielleicht eine Woche ernähren, sobald wir die Stadttore geschlossen haben." Earogon unterstrich seine Worte mit entsprechenden Handbewegungen. Manchmal musste man Eargon gar nicht zuhören sondern nur dem Tanz seiner Hände beobachten um zu wissen, was er einem vermitteln wollte.
"Ihr wollt euch tatsächlich verschanzen und auf die Horde warten? Das sind nicht ein paar streunende Orcs die man mit dem Rasseln rostiger Säbel beeindrucken kann - hier kommt ein Stamm auf uns zu. Ein Stamm blutdurstiger Orcs die zahlenmässig unsere gesamte Gemeinde ausgleicht - inklusive der Frauen und Kinder! Wir..."
"...werden unsere Stadt nicht aufgeben!" unterbracht Norel Malden barsch.

Malden Holte tief Luft und lies seufzend die Schultern sinken.
Während der Bauer noch nach seinem Bierkrug griff wiederholte Norel beherrscht, "Wir werden die Stadt nicht aufgeben." Sein Blick glitt durch die Runde, "Seit 3 Generationen steht diese Stadt an dieser Stelle und wir werden sie nicht untergehen lassen. Wir haben zu harte Winter und zu heiße Sommer erlebt. Zu viel und zu wenig Wasser auf den Feldern. Krankheiten und Überfälle - nichts hat diese Stadt aufgehalten zu wachsen und zu gedeihen, auch ein paar dumme Orcs werden das nicht schaffen."
Malden schaute weiterhin zweifelnd während Mellandrell zustimmend nickte.
"Wenn wir die Stadt nun verlassen, in Weißbach oder Rodellfeld unterschlupf finden, warten bis die Orcs vernichtet sind oder freiwillig abziehen und dann hierher zurück kehren - was werden wir finden? Schutt und Asche, verbranntes, unfruchtbares Land. Nichts was den Neuaufbau der Stadt rechtfertigen und unterstützen würde. Wenn wir jetzt gehen - dann gehen wir für immer!"
Niemand wagte ein Gegenwort zu erheben. Wir wussten dass er recht hatte, wir wussten, daß wir die Stadt genauso gut selbst niederbrennen konnten, wenn wir sie verlassen würden.
"3 Tage. 3 Tage in denen wir uns vorbereiten können.", Mellandrells Augen sprühten Funken. Sie hatte den Stolz und die Unvernunft ihres Vaters geerbt, "Ich denke nicht, dass es auf Kampfkunst ankommt wenn uns die Grünhäuter gegenüber stehen, und wie man mit einem Schwert oder Speer auf einen Gegner einhackt, bringen meine Jungs den anderen schon noch in den restlichen Tagen bei!"
Norel nickte zufrieden, Mellandrell strahlte genau jene Zuversicht und Willensstärke aus die er jetzt auf seiner Seite brauchte.
"Wie sieht es mit Waffen aus, Eleon? Was haben wir an Vorräten, wieviel kannst du noch bereitstellen?"
Ich warf einen Blick zu Eargon, der ruhig an seiner Pfeiffe zog. "Hm, mit dem was Eargon noch auf Lager hat und dem was unsere Waffenkammern halten, können wir vielleicht 1/3 der fähigen Leute bewaffnen. Ich kann noch ein paar Waffen herstellen, aber die meisten werden wohl auf einfaches Material wie Holzäxte, Mistgabeln und Sensen zurück greifen müssen, fürchte ich. Ich denke dass ich mir auch noch etwas Hilfe holen kann, Forgen Wertilch sollte nächstes Frühjahr zu mir in Lehre gehen und hat mir schon oft zugeschaut...für ein paar Speerspitzen sollte es reichen."
Norel seufzte still.
"Ich hab auch noch etwas an magischen Erzen auf Lager, ich denke das nun der passende Moment gekommen ist sie zu verarbeiten..."
Acht Augenpaare richteten sich plötzlich erstaunt auf mich. Magische Erze waren nicht nur selten sondern auch sehr wertvoll. Ich ersparte es mir einen Kommentar dazu abzugeben, auch in einer kleinen Gemeinde wie der unseren konnte man anscheinend doch noch so manches Geheimnis für sich behalten.
Eargon brach den kurzen Moment der Stille schnell bevor es unangenehm werden konnte, "Wir sollten uns so etwas wie einen Schlachtplan überlegen. Fallen aufbauen und so. Ich denke, wir sollten die Jäger als Späher vorschicken um sicher zu sein, dass die Orks auch in unsere Richtung weiterziehen. Wir müssen jeden Vorteil nützen wenn wir überleben wollen."
Norel setzte seinen Bierkrug ab. "Wir müssen das hier überstehen Leute. Wir müssen!"

- BM out -
 

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