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Das Gesellschaftsspiel „Tabu“ zwingt dich dazu deinen Teamkollegen einen Begriff zu vermitteln ohne 5 vorgegebene Wörter (inkl. Konjunktionen etc) zu verwenden. Zum Beispiel wird für die Erklärung von „Afrika“ vermutlich unter anderem das Wort „Kontinent“ ausgeschlossen sein.
Man spielt es in 2 Teams beliebiger Größe, wobei jeweils einer des anderen Teams kontrollieren muss, dass man kein Tabu-Wort verwendet. Das bringt mich auch zum besten Asset des Spiels: einem Quietschball mit dem man einen Regelverstoß anzeigt.

Wenn man mit Leuten spielt die sich sehr gut kennen (ie Paare), führt das meist zu einer Kommunikation in Anekdoten und Stichwörtern („Hatte ich gestern zum Frühstück.“ – „Müsli.“), was interessant zu beobachten ist aber auch oft den Spielspaß bremst.

Vor einiger Zeit war ich damit konfrontiert, dass ich mir folgende Erklärung anhören musste, als sich ein befreundetes Paar in einem Team befand.
Er erklärt: „Wenn der BM daheim ist, ist er?“
Ihre pistolenschußartige Antwort „Einsam.“ hat mir ein lautes „WTF!?“ entlockt.
…der gesuchte Begriff war „alleine“, und auch wenn faktisch richtig, hat mich die Hinleitung doch schockiert. Was glauben diese Leute über mich?

Die Aussage, dass ich daheim einsam bin, war dann auch lange Zeit in dieser Runde ein Running-Gag. Bei Beginn jedes weiteres Tabu-Spiels wurde gleich mal wieder erklärt, ich würde deswegen zum spielen kommen, da ich sonst einsam wäre.

Dann haben wir sehr lange nicht Tabu gespielt.
Als es dann kürzlich wieder soweit war, musste dieser Selbstläufer natürlich wieder aufgewärmt werden. Nur dass offensichtlich zu viel Zeit vergangen war und sich diese sogenannte Freundin nicht mehr korrekt an die Geschichte erinnern konnte.

Denn sie sagte: „Ja, spielen wir Tabu. Der Mage ist ja sonst verzweifelt. Hahaha.“
VERZWEIFELT? Das wir ja immer schlimmer.

Ich sollte diese Leute wohl mal zu mir daheim einladen, damit sie sehen, dass ich überhaupt nicht einsam, verzweifelt oder alleine bin.

- BM out -

Wir brauchen sowas wie Bauernregeln für das 21.Jhdt. Weisheiten auf die man noch in 100 Jahren zurückblicken kann und wissend nickt.
Zum Beispiel sowas wie es mein Kollege heute ausgedrückt hat.



- BM out -

...weißt du, dass es Morgen ist.

Ich habe meist irgendeinen Freizeit-Fokus. Eine Zeitlang waren es Webcomics, wo ich eine extensive Leseliste hatte und jeden Tag Stunden draufgegangen sind um mich aktuell zu halten.
Dann gab es eine Zeit wo ich so viel Zeit auf Wikipedia verbracht habe, dass die (sicherheitshalber weiterhin gültige) Regel „keine neuen Wiki-Seiten nach 23h“ eingeführt werden musste.
Stunden auf dummen Bilderseiten wie Chive oder 9gag folgten exzessiven Kino-Besuchen. Aktuell ist es definitiv Youtube, wo ich alleine ein dutzend Kanäle für Wissenstransfer abonniert habe um kein neues Video zu verpassen.

Vor einigen Jahren habe ich viel Zeit damit verbracht US Talkshows aus dem Abendprogramm im Internet nachzuholen. Für politische Satire waren hier die „Daily Show with Jon Stewart“ und „The Colbert Report“ im Einsatz. Bei den klassischen Late-Night-Shows habe ich gerne Mal Conan, Kimmel oder Fallon geschaut – aber nur Clips. Die kompletten Shows haben mich nie interessiert, schon gar nicht die Interviews mit den diversen Berühmtheiten die ihr aktuelles Projekt promoten wollten.
Nur bei einem habe ich immer die kompletten 40 Minuten geschaut: Craig Ferguson.

Die “Late Late Show with Craig Ferguson” war anders. Sie war herrlich dumm und abgedreht, die Monologe waren frei gesprochen aber durchdacht, es waren weniger einstudierte Witze und vor allem wurden all diese typischen Talkshow-Elemente wie Live-Band und Co-Moderator mit ihren vor-geschriebenen Dialogen nicht eingesetzt.

Craig nutzte für den coldopen gerne Tier-Handpuppen (wie zB Hase, Krokodil oder Hai), deren Persönlichkeit es ihm erlaubten andere Blickwinkel einzunehmen.
Wenn seine Interview-Gäste zu ihm auf die Bühne kamen, zerriss er demonstrativ die Cue-Karten und signalisierte damit „Wir unterhalten uns da jetzt und deine Werbung ist sekundär.“ Bei den wiederkehrenden Gästen konnte man sehen, dass sie diese Herangehensweise zu schätzen wussten, und oft viel privater geplaudert wurde. Dass Craig gerade bei weiblichen Interview-Partnern seinen Charme spielen ließ machte das ganze umso sehenswerter.

Craig betonte immer, dass es ihm darum ginge das Late-Nightshow-Format zu dekonstruieren.
Das gelang ihm zum Beispiel mit dem Pferd ‚Secretariat‘, 2 Typen in einem Faschings-Pferdekostüm. Wenn es an der Tür klingelte und Craig rief wer das denn sein konnte, stürmte Secretariat herein, tanzte zur Musik im Kreis und verschwand dann wieder. 30 Sekunden Absurdität.
Im neuen Studio hatte Secretariat am Bühnenrand seinen Stall mit Schwingtür und war somit viel mehr in die Show involviert.

Die Sendung und ihre running gags (Hobo-Publikum, Lesbian Row, eMails/Twitter-Jingles) entwickelten sich aber konstant weiter.
So bekam Craig dann doch noch einen Sidekick. Einen schwulen Skelett-Roboter namens Geoff, der erst nur 8 vorprogrammierte Sätze sprechen konnte und dann von Josh Robert Thompson kontrolliert wurde. Josh ins Team aufzunehmen war ein unglaublicher Gewinn, da er als professioneller Stimmen-Imitator verdammt viel zur Sendung beigetragen hat.

Nachdem die Show in ein neues, größeres Studio umgezogen war, hatten sie auch endlich den Platz für eine Band. „Alfredo Sauce & the shy fellas“ war jedoch (wie der Name verrät) so schüchtern, dass sie immer hinter dem roten Vorhang blieben. Auf Aufforderung durch Craig spielten sie auch ein Swing-Lied an, oder beantworteten seine Fragen, .

Ende 2014 beendete Craig Ferguson seinen Vertrag mit CBS. Damals fanden einige Rochaden über alle Fernsehkanäle und Late-Shows hinweg statt.

Heute schaue ich gerne den Monolog von Stephen Colbert, der seine Persona aus dem Report hinter sich gelassen hat und nun eine ‚normale‘ Late-Show hat. Die Daily Show habe ich schon vor Jon Stewards Abgang aufgehört zu schauen – sie war zu Bush-Zeiten bissiger als unter Obama. Dafür hat Daily Show Allumni John Oliver sonntags eine Sendung auf HBO die tolle, kritische Reportagen mit schrägem und schwarzen Humor verknüpft. Die „a closer look“-Segmente von Seth Meyers sind ebenfalls sehr sehenswert – der restlichen Sendung merkt man Meyers SNL-Wurzeln an, da sie sehr gescripted und eindeutig von einem Team an Witzeschreibern geprägt ist.
Die Late Late-Show wird jetzt von James Corden moderiert – ich habe noch keine einzige Episode geschaut.
Ich habe mir auch noch nie die neue Show angeschaut die Craig jetzt präsentiert…

Seit einigen Tagen schaue ich dafür alte Folgen und Zusammenschnitte der "Late Late Show with Craig Ferguson", lache mich schief und wische mir die Lachtränen aus den Augen. So traurig es ist, dass es die Sendung in diesem Format nicht mehr gibt, solange ich Youtube habe, muss ich ihr nicht hinterher weinen.

- BM out -

Mein Geburtstag kürzlich hat natürlich dazu geführt, dass mir die altbekannte Frage gestellt wurde, wie man sich nun, so um ein Jahr älter, fühlt.
Üblicherweise nicht so anders als am Tag davor. Richtig?

Bereits vor zwei Monaten wurde mir, bei der Geburstagsfeier meines Vaters, von einer Tante mit höhnischem Lachen erklärt „Jetzt gehst dann auf die 40 zu.“.
An der Faktenlage gabs da nix zu meckern, und auch sonst war es mir egal.

Erst als im Zeiterfassungssystem im Büro mein Geburtstag mit (35) angekündigt wurde, ist mir das befremdlich vorgekommen. (35) wie in der Schlagzeile einer Tageszeitung. Irgendwas erwähnenswertes muss da offenbar geschehen.
Der Geburtstag kam und ging und nix außergewöhnliches hat sich da getan.

Bis ich dann letzte Woche mit einem Freund (33) zusammen saß, der eben die Frage stellte „Wie fühlt man sich mit 35?“. Die Frage war nicht mit dem heiteren und es ins lächerlich ziehenden Ton gestellt, wie man es gewohnt ist. Tatsächlich eine Frage auf die es eine Antwort gibt.
Im darauf folgenden Gespräch habe ich dann laut ausgesprochen, was ich mir schon lange gedacht habe.

Denn rückblickend auf die letzten 5 Jahre, muss ich schon sagen, dass sich in meinem Leben nicht sehr viel geändert hat. Schwerwiegender ist jedoch, dass ich das Gefühl habe, dass ich mir das gleiche denken werde, wenn ich dann mit 40 auf die letzten (also noch kommenden) 5 Jahre zurück blicke. In Wirklichkeit lebe ich zur Zeit sogar großteils das gleiche Leben wie mit Mitte 20. Klar, die Wohnung ist größer, ebenso der Kontostand und der Bauchumfang und der Reisepass hat mehr Einträge …aber mein Lebenswandel ist im allgemeinen nicht so unterschiedlich.

Das lamentiere ich hier nicht. Denn ich bin ja damit zufrieden. Ich führe dieses Leben nicht, weil mir ein anderes verwehrt ist oder mir nix anderes einfällt. Es wäre auch seltsam mir zu wünschen, dass ich unzufrieden wäre …aber diese stille Akzeptanz, dass das so passt wie es ist, bedeutet halt auch einen gewissen Stillstand, den ich nicht so toll finde.
Mir mangelt es zugegeben oft am Antrieb, und ich reagiere lieber unter Druck und aus der Not heraus. Doch ich wüsste auch gar nicht, was ich denn groß ändern soll. Klar, ich finde meinen aktuellen Job nicht soooo aufregend, aber es ist auch nicht so, dass ich mir denke, dass ein anderer viel besser wäre. Geschweige denn, welche Richtung das dann wäre, in die ich mich dafür orientieren soll.
Ja, ab und an fände sogar ich es toll nicht alleine zu sein. Es ist mir aber „nicht so wichtig“, als dass ich da jetzt alle Möglichkeiten ausnutzen würde um eine passende Frau zu finden. Es passt ja, so wie es ist.

Am besten sieht man diese Haltung wohl tatsächlich an meiner Wohnung. Ich wohne dort seit 5 Jahren und habe keinen Luster hängen. Die sind eigentlich alle gekauft und stehen im Keller …aber ich kann mir mittlerweile nicht mal mehr vorstellen, meine Russenluster gegen richtige Leuchtkörper zu tauschen. Wie mein Vorzimmer aussehen würde, wenn die Kleiderablage montiert und der Spiegel aus der Plastikfolie entpackt wäre? Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren. (Alleine weil es inzwischen ein running gag ist.)

Somit werde ich mit 40 wohl immer noch in einer Wohnung ohne Luster sitzen, Filme schauen und Videospiele spielen und mich mit Freunden treffen, deren Probleme ich immer weniger nachvollziehen kann, weil sich ihre Lebenswelt weiterentwickelt hat. Dabei werde ich damit zufrieden sein, was ich habe.

Zum Glück haben wir im österreichischen das Wort „eh“. Dieses „Ja, aber nicht wirklich.“ bildet eine wunderbare Klammer über alles was ich zu sagen habe und wurde für Typen wie mich geschaffen.

- BM out -

Aus irgendwelchen Gründen muss ich gerade an diesen faux-chinesischen Fluch denken „May you live in interesting times“…

 

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