das andere
Fiktion
Gearbeitetes
Gebautes
Geduschtes
Gefundenes
Gehörtes
Gekochtes
Gelesenes
Gelistetes
Gequotetes
Geschriebenes
Gesehenes
Gespieltes
Gestandenes
im Suff
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
Mein Geburtstag kürzlich hat natürlich dazu geführt, dass mir die altbekannte Frage gestellt wurde, wie man sich nun, so um ein Jahr älter, fühlt.
Üblicherweise nicht so anders als am Tag davor. Richtig?

Bereits vor zwei Monaten wurde mir, bei der Geburstagsfeier meines Vaters, von einer Tante mit höhnischem Lachen erklärt „Jetzt gehst dann auf die 40 zu.“.
An der Faktenlage gabs da nix zu meckern, und auch sonst war es mir egal.

Erst als im Zeiterfassungssystem im Büro mein Geburtstag mit (35) angekündigt wurde, ist mir das befremdlich vorgekommen. (35) wie in der Schlagzeile einer Tageszeitung. Irgendwas erwähnenswertes muss da offenbar geschehen.
Der Geburtstag kam und ging und nix außergewöhnliches hat sich da getan.

Bis ich dann letzte Woche mit einem Freund (33) zusammen saß, der eben die Frage stellte „Wie fühlt man sich mit 35?“. Die Frage war nicht mit dem heiteren und es ins lächerlich ziehenden Ton gestellt, wie man es gewohnt ist. Tatsächlich eine Frage auf die es eine Antwort gibt.
Im darauf folgenden Gespräch habe ich dann laut ausgesprochen, was ich mir schon lange gedacht habe.

Denn rückblickend auf die letzten 5 Jahre, muss ich schon sagen, dass sich in meinem Leben nicht sehr viel geändert hat. Schwerwiegender ist jedoch, dass ich das Gefühl habe, dass ich mir das gleiche denken werde, wenn ich dann mit 40 auf die letzten (also noch kommenden) 5 Jahre zurück blicke. In Wirklichkeit lebe ich zur Zeit sogar großteils das gleiche Leben wie mit Mitte 20. Klar, die Wohnung ist größer, ebenso der Kontostand und der Bauchumfang und der Reisepass hat mehr Einträge …aber mein Lebenswandel ist im allgemeinen nicht so unterschiedlich.

Das lamentiere ich hier nicht. Denn ich bin ja damit zufrieden. Ich führe dieses Leben nicht, weil mir ein anderes verwehrt ist oder mir nix anderes einfällt. Es wäre auch seltsam mir zu wünschen, dass ich unzufrieden wäre …aber diese stille Akzeptanz, dass das so passt wie es ist, bedeutet halt auch einen gewissen Stillstand, den ich nicht so toll finde.
Mir mangelt es zugegeben oft am Antrieb, und ich reagiere lieber unter Druck und aus der Not heraus. Doch ich wüsste auch gar nicht, was ich denn groß ändern soll. Klar, ich finde meinen aktuellen Job nicht soooo aufregend, aber es ist auch nicht so, dass ich mir denke, dass ein anderer viel besser wäre. Geschweige denn, welche Richtung das dann wäre, in die ich mich dafür orientieren soll.
Ja, ab und an fände sogar ich es toll nicht alleine zu sein. Es ist mir aber „nicht so wichtig“, als dass ich da jetzt alle Möglichkeiten ausnutzen würde um eine passende Frau zu finden. Es passt ja, so wie es ist.

Am besten sieht man diese Haltung wohl tatsächlich an meiner Wohnung. Ich wohne dort seit 5 Jahren und habe keinen Luster hängen. Die sind eigentlich alle gekauft und stehen im Keller …aber ich kann mir mittlerweile nicht mal mehr vorstellen, meine Russenluster gegen richtige Leuchtkörper zu tauschen. Wie mein Vorzimmer aussehen würde, wenn die Kleiderablage montiert und der Spiegel aus der Plastikfolie entpackt wäre? Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren. (Alleine weil es inzwischen ein running gag ist.)

Somit werde ich mit 40 wohl immer noch in einer Wohnung ohne Luster sitzen, Filme schauen und Videospiele spielen und mich mit Freunden treffen, deren Probleme ich immer weniger nachvollziehen kann, weil sich ihre Lebenswelt weiterentwickelt hat. Dabei werde ich damit zufrieden sein, was ich habe.

Zum Glück haben wir im österreichischen das Wort „eh“. Dieses „Ja, aber nicht wirklich.“ bildet eine wunderbare Klammer über alles was ich zu sagen habe und wurde für Typen wie mich geschaffen.

- BM out -

Aus irgendwelchen Gründen muss ich gerade an diesen faux-chinesischen Fluch denken „May you live in interesting times“…
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma