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Scheintot

Interessanterweise war ich Anfang der Woche dabei einen Artikel darüber zu schreiben, dass es jetzt 2 Jahre her ist, dass ich den Blog wieder aktiviert habe.
Hätte auf den alten Beitrag verlinkt, in dem ich geschrieben hatte, dass ich daüfr in der Arbeit keine Zeit habe. Das wäre die Überleitung gewesen um zu sagen, dass ich halt jetzt in der Arbeit zum schreiben komme. Hätte erklärt, dass ich mittlerweile nicht mal ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich ne Stunde an einem Eintrag rumfeile.
Dann wäre ich wieder zurück zum Anfang gekehrt, hätte etwas über das eigentliche schreiben gesagt, das ich mit der Blog-Reaktivierung hätte wecken wollen.
Aus dem wäre ich dann in ein paar Absätzen darauf eingegangen, dass ich - trotz allem was mein Umfeld behaupt - es einfach nicht sehe, dass das noch passiert, aber dass das okay ist.

Was mache ich stattdessen? 9 Tage lang nichts posten und jetzt diese Verlegenheitsmeldung.
Als ob ich mit dem vor-formulieren des nicht-geschriebenen Beitrags dem ganzen einen Keil vorgeschoben habe.
Mysteriös.

- BM out -

Dinge über die ich in den letzten Tagen nicht zu ihrer Zeit geschrieben habe und über die es jetzt eigentlich auch keinen großen Sinn mehr macht zu schreiben.
  • Ich habe ein neues Bücherregal. Und trotzdem keinen Platz.
  • The Revenant ist ein Terrence Malik Film. Und überbewertet.
  • Ein Wutschrei bzgl Ungleichbehandlung von Männern
  • ...und irgendwas das mir entfallen ist, während ich diese Liste erstellt habe...
- BM out -

Dieses Blog hat sich bestimmt verlassen und seines Sinnes beraubt gefühlt, als ich ihm Ende 2008 den Rücken gekehrt habe. Immerhin bin ich die nächsten Jahre für meine Jahresrückblick wieder gekommen. Und seit über einem Jahr haben wir uns wieder lieb ;)

..aber so gehe ich offensichtlich nicht mit all meinen Social Media-Konten um. Das sieht man zB an meinem Facebook, das ich 2011 gelöscht (so sehr es der Herr Zuckerberg eben zulässt) habe. Aber auch FB hat es nicht so schlimm erwischt. Schließlich werde ich dank seiner Omnipräsenz als Single-sign-on immer wieder dran erinnert, keines zu haben...

Und dann kam gestern eine eMail von Tumblr. Man gratuliert mir zum 5. Geburtstag meines Tumblr-Blogs. Nur dank des großen "posten"-Buttons habe ich wieder hin gefunden. Ich wusste nicht mal mehr den Namen des Accounts...

Den Tumblr-Account hatte ich damals eingerichtet, um bei den Photo-Aktionen eines Nerdblogs mitzumachen (und weil man sich bei mir darüber beschwert hatte, dass ich auf FB und Skype dauernd Bilder spame). Eigentlich habe ich nur Herzchen verteilt und Reblogs generiert. Eigenen Content (bis auf ein paar Buchrezensionen) habe ich nicht eingestellt.
Ich habe heute natürlich die Jubiläumsmeldung mit Kommentar gepostet. ...und hoffe, dass sich Tumblr zum 10-jährigen Jahrestag wieder meldet. Habe ja jetzt twoday wieder und Reblogs sind mir definitiv zu viel Aufwand.

- BM out -

In den letzten Jahren hat sich - wie wohl auch bei vielen anderen - die Internetnutzung sehr stark aufs Smartphone verschoben.
Ich surfe meine Bilderseite (www.9gag.com) dort an, lese meine Nachrichten drauf, checke meine eMails am Telefon. Ich kaufe mittlerweile auch meine Musik über den google.play.store und meine Bücher (uä) über die Amazon-App.
Teilweise schaue ich sogar meine amerikanischen Serien am Handy.

Selbst wenn ich zu Hause ins Internet will, mache ich das vom Handy aus. Schließlich kann ich so auf der Couch sitzen bleiben und nebenbei was anderes unproduktives machen, statt mich ins (übermütig so benannte) Arbeitszimmer vor den Computer zu setzen.

Das wirkt sich auch auf mein bloggen aus. Twoday ist nicht mobile-optimiert. Außerdem finde ich das Erstellen von längeren* Einträgen und korrigieren dieser Einträge auf meinem Smartphone sehr mühsam.

(*= länger als eine typische SMS)

Als ich noch im Handel gearbeitet habe, war es kein Problem nebenbei zu schreiben. Zum einen weil der Kundenfluss wie Ebbe und Flut wogt und nicht konstant ist. Zum anderen weil eine Art von Fokus und Konzentration nötig war, als ich es jetzt im Arbeitsalltag habe.
Nebenbei in der Arbeit Einträge zu verfassen ist schlicht nicht möglich. Weniger wegen des nun konstanten Arbeitsvolumens, als viel mehr, weil mein Job die gleichen Hirnregionen beansprucht wie es das bloggen tut.

Es fällt mir schwer mich dann abends hinzusetzen und die halbformulierten Notizbuch-Einträge abzutippen und rein zuschreiben. Sicherlich eine Frage der Prioritäten im Freizeit-Management.
Daran muss ich definitiv arbeiten, wenn ich den Scheintoten wieder unter die Lebenden bringen will.

- BM out -

(Dieser Eintrag ist zwar im Büro entstanden, aber nur weil ich bereits "ausgestempelt" habe.)

Auf der SDCC habe ich ua ein Panel über "Point of View", also das schreiben aus einem bestimmten Blickwinkel, besucht.
Der Vortragende ist die einzelnen Perspektiven (1st, 2nd, 3rd) in Kombination mit den möglichen Zeitformen (Gegenwart und Vergangenheit) durchgegangen. Anhand eines gleichbleibenden Beispielsatzes die Variante dargestellt und die Vor- und Nachteile beschrieben. Im Grunde nichts wirklich Neues, aber eben sehr aufschlussreich, wenn man es mal so im Überblick sieht.

Hier meine Notizen aus dem Panel (hoffentlich selbsterklärend):
1st person present <- hard to keep tense
2nd person past tense -> harder / less immersive
3rd person omniscient -> writers story, keeps distance |ungleich| immersion
3rd person limited -> advantages of 1st person without its disadvantages

Ich schreibe gerne aus der Perspektive des Protagonisten. Die damit verbundene eingeschränkte Wahrnehmung stört mich nicht, aber das Problem der Zeitform erwischt mich immer wieder.
Interessanterweise wird 1st person als die "Anfänger"-Erzählform angesehen.

Wie ich nun bei der 1st person-Perspektive selbst feststelle, gibt es aber noch eine spannende Hürde, die im Panel nicht erwähnt wurde.
Wenn du deine Geschichte nicht fertig erzählst, und Du dich von deinem Protagonisten entfernt hast, ist es verdammt schwer wieder reinzukommen.

Jetzt werd ich mal schauen, ob ich den bestehenden Text in 3rd person limited umschreiben kann. Wünscht mir Glück. Wenn ich mich innerhalb von 48 Stunden nicht wieder melde, holt die Polizei.

- BM out -

Wie ich bereits 2006 mal erwähnt habe, war ich vor vielen Jahren in einer Star Trek-Community aktiv. Neben der vergleichsweise harmlosen Community habe ich in der Zeit aber auch mit einigen Hardcore Trekkies Kontakt gehabt. Leute die zum Beispiel den Transporterraum der Enterprise nachbauen und im Wohnzimmer stehen haben.
Neben Star Trek mit Kirk & Picard und DS 9 war vor allem "Galaxy Quest" ein Pflichtfilm den man auswendig konnte und der oft zitiert war.

In Kurz: Die Sci-Fi Kult-Serie "Galaxy Quest" ist seit 18 Jahren abgesetzt. Seine Hauptdarsteller halten sich nur mehr mit Conventions und dem Wiederholen seiner One-Liner über Wasser. Doch dann tauchen Außerirdische auf, für die es sich bei der Sendung um 'historische Dokumente' handelt. Sie haben das Raumschiff funktionsfähig nachgebaut und brauche nun den Commander und seine Crew um die eigene Vernichtung zu verhindern.

So vieles in dem Film schreit "Star Trek!", dass es kein Wunder ist, dass wir Trekkies diesen Film geliebt haben. :)
Ich habe zuletzt sehr oft an ihn gedacht und ihn mir eben nach sehr Langem mal wieder angesehen. Er hat für mich kein bisschen an Flair verloren.

Das liegt natürlich daran, dass "Galaxy Quest" mich mit dieser Zeit (die Jahre so rund um den Jahrtausendwechsel) verbindet. Die Zeit in der mein Schreiben seine Wurzeln hat. Wurzeln die - so fühlt es sich zumindest an - mir abhanden gekommen sind.

Die "Starfleet Germany" (SFG) war ein eMail-Rollenspiel.
Das heißt es ging dabei um Storytelling. Man schrieb aber nicht nur was der eigene Charakter gerade tat, sondern band die Charaktere anderer Spieler mit ein. Man musste sich mit denen genauso vertraut machen, wie mit dem eigenen Alter Ego.
Jede eMail war ein Mosaikstein, jede Mission eine Kollaboration. Mit über 100 Spielern die auf eine ganze Flotte an Raumschiffen verteilt war, und einer 'Admirialität' die Missionen an die Schiffe vergab, ergab sich damit eine große zusammenhängende Geschichte, die nur der Community aber keinem alleine gehörte.

Leider (aber wenig verwunderlich) habe ich keine einzige eMail mehr aus der Zeit. Und die letzte Stunde Recherche hat auch nichts hervorgebracht ...mittlerweile hat sich natürlich auch die SFG weiterentwickelt.

Was die Wurzeln angeht, halte ich es weiterhin mit dem guten Commander Taggert aus Galaxy Quest: "Never give up, never surrender!".

- BM out -

Nein, ich hab nicht schon das Handtuch geworfen.
Aber da ich nicht gleich in das Posten von trivialem Alltagsgeschehen verfallen möchte, ist das kuratieren passender Inhalte erstaunlich schwer.

Aber wenn ich schon da bin: ich hab Kopfschmerzen. *maul*

- BM out -

So. Nachdem es ja schon an Spam grenzt was und wie ich da gerade poste, will ich es mal mit dem Rückgeblicke sein lassen. Lassen wir mal den Blick die Nase entlang wandern.

Ich möchte, in dem ich kontinuirlich Blog-Einträge veröffentliche, meine scheintoten Schreibgeister wieder wecken. Ich möchte wieder dorthin kommen, wo die Lust mich und meinen Stift mitreisst. Ich möchte wieder Kurztexte verfassen ohne zu hinterfragen was ich mit Ihnen anstelle. Ich möchte wieder daran glauben, dass mir ein Roman gelingen kann.

Ich möchte wieder schreiben.

- BM out -

Interessanterweise habe ich mit dem Bloggen auch irgendwie das Schreiben an sich beendet. Bestimmt nicht bewusst und auch nicht zeitgleich, aber das eine hat das andere sicherlich bedingt.

Tatsache ist, dass ich seit 2011 nicht mehr geschrieben habe.

Es ist mir aber auch nicht wirklich abgegangen. Das Schreiben war in den letzten Jahren nicht mehr als eine bittersüße Erinnerung, an etwas das mir mal etwas bedeutet hat. Das Schreiben war etwas aus dem ich "rausgewachsen" bin, etwas das der Lebensstilwandel abgeschüttelt hat.

Ist das nun also der Versuch (wie in einer Midlife-Crisis) an seine jungen Jahre anzuknüpfen und so etwas vom Stolz früherer Pomp und Glorie zurück zu holen?

Ist es der Versuch etwas zu beweisen? Bin ich es mir etwa selbst schuldig es noch Mal zu probieren?

Oder ist es tatsächlich so, dass der Scheintote erwacht ist?

- BM out -

Der Scheintote hatte irgendwann, also bevor er scheintot wurde, zu schreiben begonnen. So ein bisschen.
Dann durch den Einfluss der Umgebung mehr. All the cool kids do it Man hat gemeinsam experimentiert. Kollaborativ. Schleichend und ohne dabei an was schlimmes zu denken. 98, 99?
Dann alleine, ein bisschen heimlich. Oft voll von Trieb und Lust und ohne Zügel. Schnell und kurz, auch mal so zwischendurch. Die frühen 2000er / Die frühen 20er.
Dann kam der Blog. Der Scheintote fand sich hinter der Schein-Identität des Blackmage wieder. Anonym aber öffentlich. Hidden in plain sight
So konnte er nach außen schreiben. Sauber und 'therapeutisch'. In Wirklichkeit, abseits des Blogs jedoch, hafteten weiterhin die dunkle tintigen Flecken an ihm.
Er schrieb hinter aller Rücken und wie es oft ist: er wollte mehr.
Nicht mehr diese kurzen kleinen Texte, die aus Stiften auf Papier und Fingerspitzen in die Tastatur verrannen und vergingen als wäre nichts gewesen. Groß und episch sollte der Fix sein. Der nötig war. Der nicht kam.

Die 5 Stufen der Trauer:
  • Verleugnung
  • Ich werde das schon noch fertig schreiben.
  • Wut
  • Es kann doch echt nicht sein, dass da nix weitergeht!
  • Verhandlung
  • Okay, wenn ich das auf 50 Seiten ausweiten kann, dann beende ich es.
  • Depression
  • Keinen interessiert diese Geschichte, ich brauch sie gar nicht zu schreiben.
  • Akzeptanz
  • Ich werde nie einen Roman schreiben.
Moment!

- BM out -

 

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