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Assassins Creed (kurz AC) ist eines jener Videogames, auf das ich mich vom Zeitpunkt seiner Ankündung an, sehr gefreut habe. Jedes News-Futzerl, jeden Screenshot, jeden Trailer habe ich mit großer Freude aufgenommen. Und das nicht bloß, weil die Berichterstattung um das Spiel meistens auch von Bildern der Produzentin begleitet wurde.

Story:
Grundsätzlich steckt einen AC in die Schuhe von 'Altair', einem Assassinen im heiligen Land zur Zeit des dritten Kreuzzuges - genauer 1191. Von seinem Meister bekommt man den Auftrag die 9 führenden Köpfe des Kreuzzuges auszuschalten, um die Kreuzzüge zu beenden und dem Land Frieden zu bringen. Doch wie so oft, ist nicht alles ganz so wie es scheint...

Schon allein die Meta-Ebene des Spieles gibt dem ganzen einen spannenden Twist. Denn man ist nicht wirklich Altair, sondern ein Nachfahre von ihm in der nahen Zukunft. Als dieser ist man Gefangener eines Unternehmens, dessen Agenda nicht weniger ist, als die Weltherrschaft. Ausgehend von der 'Tatsache', das jeder Mensch die Erinnerungen seiner Vorfahren in der eigenen DNA gespeichert hat, muss man nun also für diesen Konzern in ein Gerät (Animus) klettern das Zugriff auf diese Erinnerungs-DNA nimmt. Man spielt also in dem Sinn nicht Altair, sondern erinnert sich nur daran, was der gemacht hat.

Es mag ein wenig sehr Sci-Fi sein, und ein kleinwenig als Stilbruch zu dem Mittelalter-Ambiente wirken, in dem man den Großteil des Spieles verbringt, nichts desto trotz hat mir diese Geschichte wirklich sehr gut gefallen. Vorallem weil diese Meta-Ebene interaktiv ist, man in dem Labor rumwandert, ein paar Dialoge führt, auf Computer-Terminals Zugriff nehmen kann ..und halt vom Projekt-Leiter angeschnauzt wird, wenn man sich zuviel Zeit damit lässt, in den Animus zu klettern :)

Ein Kritikpunkt der auch oft in anderen Reviews zu lesen ist, ist das Cliffhanger-Ende mit dem das Spielende 'belohnt' wird. Da AC als Trilogie ausgelegt ist, war damit nunmal zu rechnen, und ich muss sagen, dass ein Ende das so spannend ist und viel Interpretations-Möglichkeit für den Folgeteil bietet, auch seinen Reiz hat.

Spielablauf:
Da einen die Story damit konfrontiert, das die 'bösen' Forscher auf die eigentlich gewünschte Erinnerung nicht direkt zugreifen können, da man nicht synchron genug mit dem ganzen Prozess ist, steigt man also am Anfang der Geschichte ein, und schaltet so Stück für Stück aktuellere Erinnerungen frei. Spielerisch bedeutet es also, das einem manche Gebiete erst später freigeschalten werden, und da Altair bei seinem Meister in Ungnade gefallen ist, und sich dieser seinen Rang und Namen erst wieder zurück verdienen muss, ist man zu Beginn auch nur mit einem Bruchteil seiner Ausrüstung und Fertigkeiten ausgestattet. Das tut der eigenen Tödlichkeit aber keinen Abbruch. Gelernt ist gelernt.

So bekommt man also den Namen seines Zieles und den Aufenthaltsort - eine der 3 Städte Akkon, Damascus, Jerusalem - von seinem Meister genannt, springt auf sein Pferd, reitet durch das heilige Land zur entsprechenden Stadt und beginnt dort mit Nachforschungen über sein Ziel. Wenn man ausreichend Informationen gesammelt hat, bekommt man vom lokalen Assassinen-Gilden-Büro die Freigabe für das Attentat. Man begibt sich also zur Wirkungsstädte des Gesuchten, und, sorgfältige Planung und Können vorausgesetzt, entledigt sich des Übeltäters heimlich mit einer Klinge durch die Kehle. Oder aber wird entdeckt, muss sich erst durch die Wachen kämpfen und den Gegner im Duell besiegen. Danach noch die Flucht zurück zum Gildenbüro wo man wartet das die Aufregung sich legt und man zurück zur Festung des Meisters reiten kann um sein nächstes Ziel genannt zu bekommen.

Beim Beschaffen der Informationen wird man natürlich zum reinen Wiederholungstäter, denn es gibt nur eine handvoll unterschiedlicher Missionen hierfür.
Belauschen - man setzt sich auf eine Parkbank und belauscht ein Gespräch. Die wohl gemütlichste Variante.
Taschendiebstahl - Das Opfer hat einen Brief in der Tasche, das man ihm lässig im vorbei gehen abnimmt. Nach ein wenig Übung eine wirklich einfache Sache.
Befragen - nunja, man verprügelt sein Opfer bis es einem alles erzählt was man weiß. Eine vergleichsweise einfache Sache, wenn man die Geduld besitzt dem Opfer in eine Seitengasse zu folgen, wo man keine Aufmerksamkeit erregt. Sonst kann man gleich nach der Befragung mit den Stadtwachen die Klingen kreuzen.
Informanten - hierbei handelt es sich um befreundete Assassinen, die einen um Hilfe bei kleineren Attentaten helfen. Dann muss man mitunter unter Zeitdruck mehrere Ziele heimlich ausschalten. Die unterhaltsamste und spannendste Version. Zu Beginn wird man von Informanten auch mal zum Flaggen-sammeln geschickt, ein Geschicklichkeitsspiel das spätestens im zweiten Anlauf, wenn man die Flaggenstandorte kennt, jeder packt.

Vor jedem Attentat gibt es bis zu 6 Informationen einzuholen, aus welchen Bereichen die sind ist jedoch bei jedem der 9 Aufträge unterschiedlich. Man muss mindestens 2 so Aufklärungsmissionen machen, bevor man die Freigabe für das Attentat bekommt. Ich muss aber sagen, dass ich jedesmal alle 6 Informationen eingeholt habe, weil es einem nicht bloß das Erfüllen des Auftrages erleichtert, sondern auch mit netten Story-Häppchen und anderen Informationen füttert. So bekommt man halt auch ein Bild darüber, was das Ziel denn nun genau angestellt hat um sich sein Schicksal zu verdienen. Und immerhin haben wir es hier mit Sklaventreibern, Folter-Doktoren, Waffenhändlern, Bücherverbrennern usw zu tun.

Außerdem gibt es in den Städten zahlreiche Bürger die von Wachen schikaniert werden, denen man aus ihrer Not helfen kann. Diese befreiten Bürger vergüten ihre Dankbarkeit in dem sie Partisanen-Gruppen organisieren die sich Wachen in den Weg stellen und diese festhalten, was durchaus eine große Hilfe sein kann. Wenn es sich bei dem Geretteten um einen Gelehrten handelt, kann man sich auch unter einer Gruppe Glaubensbrüdern verstecken die durch die Stadt wandern, sehr hilfreich wenn man an Wachen vorbei will die einem sonst den Zutritt verweigen würden.

Als Meister-Assassine ist man jedoch natürlich nicht einfach auf der Strasse unterwegs. Mit absoluter Mühelosigkeit kann man Hausfassaden erklimmen (oder man verwendet etwas unauffälliger eine Leiter), und springt dann von Dach zu Dach, balanciert über Holzbalken oder schwingt sich Streben entlang. Das ist mehr als praktisch, da man unten auf dem Boden nur eher langsam dahin kommt. Um die Aufmerksamkeit der Wachen nicht zu erregen, sollte man sich nämlich immer schön langsam und geschmeidig einen Weg durch die Passanten bahnen. Diese vorsichtig mit den Armen wegschieben und sie eben nicht anrempeln oder gar brutal stossen. Generell belohnt einen das Spiel dafür, wenn man unauffällig ist. Gewalt gegenüber Zivilisten ist übrigens absolutes Tabu, und kostet einen 'Synchronisation' - das Equivalent zu einem Lebensbalken.

Das für mich absolute Highlight von AC ist aber nunmal die Akrobatik dahinter, die sich die Entwickler von dem immer beliebteren Parkour und Free Running abgeschaut haben. Altair ist ein absoluter Meister in diesem Bereich und flitzt nur so dahin, springt über Dächer und krallt sich gerade noch so an Kanten fest, hangelt sich Mauersteine empor und so weiter. Da das ganze auch noch phänomenal gut animiert ist, gehört das zum für mich Größten Augenschmaus, den ein Videogame zur Zeit bietet.

Das erklettern hoher Gebäude ist aber natürlich nicht nur Beiwerk um mich glücklich zu machen. Denn diese Wachtürme, Kirchen, etc bieten einem eben einen guten Überblick über die Umgebung. So entdeckt man wo es in der Nähe eine Informations-Mission zu absolvieren gibt oder ein Bürger gerettet werden möchte. Natürlich findet man all das auch am Boden heraus, wenn man aufmerksam durch die Straßen zieht, aber von hoch oben ist es doch einfacher und die Mühe des Kletterns auf alle Fälle wert.
Eigentlich wird das Erklettern hoher Gebäude auch wieder durch Eye-Candy belohnt: Nahe solcher Gebäude finden sich immer Heuhaufen, oder Wägen mit Heu. Und da Altair ein kleiner Scheißmichnix ist, hüpft der dann einfach mal 20 - 30 Meter in die Tiefe in solche Heuberge rein. Die Kamerafahrt dabei ist absolut berauschend!

Ein weiterer Aspekt sind natürlich die Kämpfe. Immer wieder verwickeln einen Wachen in einen Schwertkampf, sei es weil man einen von ihnen schikanierten Bürger retten will, man zu auffällig war, oder man einfach aus Jux und Tollerei einen Streit mit ihnen vom Zaun gebrochen hat. Und auch hier fand ich AC sehr beeindruckend, denn die Animationen sind hinreissend. Die Steuerung geht leicht von der Hand, und wenn man erstmal gelernt hat, wie man Angriffe kontert, werden die Kämpfe zum Kinderspiel. Nicht zuletzt, da die Soldaten einen hohes Maß an Disziplin und Fairness an den Tag legen. Selbst wenn einen 20 Wachen umzingeln, es schlägt im Normallfall immer nur einer zu. Und sollte man zu Boden geworfen werden, warten sie höflich bis man wieder auf den Beinen ist. Somit ist es also später dann, wenn man auf einen vollen Synchronitäts-Balken und eine Vielzahl an Bewegungen zurück greifen kann, wirklich eine Leichtigkeit in den Kämpfen zu bestehen. Mir sind sie dennoch nie langweilig geworden.

Das Verhalten der Wachen im Kampf mag vielen sauer als schwache KI aufstossen. Ich jedoch bin der Meinung, dass das Game unpackbar schwer wäre, wenn die Soldaten sich realistischer verhalten würden. Selbes gilt auch für die Flucht. Wenn man von den Wachen davon rennt, und man sie ein wenig abgehängt hat, also kein direkter Sichtkontakt besteht, reicht es sich auf eine Parkbank zu setzen, damit die Wachen vorbei laufen und rufen "Wo ist er bloß hin?". Mag auch nicht gerade ein Abbild dessen sein, wie sich Stadtwachen des 12. Jhds verhalten haben, aber ich bin froh, dass ich sie abhängen konnte.

Technik:
Grafisch ist AC eine absolute Augenweide. Die 4 Städte sind wunderschön gestaltet und vibrieren mit dem Leben eines Bienenstockes. Vorallem von Häuserdächern oder Türmen aus bietet sich ein fabelhafter Anblick, bei dem auch die Weitsicht besticht. Man sieht und hört Frauen die Wasserkrüge tragen, Prediger und Händler die ihre Ware feil bieten, patrouliernde Wachen, Kriminelle die rumlungern und nach Opfern ausschau halten - auf den Straßen ist immer was los.
Spätestens wenn man zum dritten Mal in der selben Stadt zu Besuch ist, findet man seinen Weg durch die bekannten Stadtteile ohne auf die Karte zu schauen. Seitengassen werden zu Abkürzungen, Leitern oder leicht erklimmbare Häuserfassaden werden zu vertrauten Freunden. Auch wenn natürlich gewisse Teile und Texturen sich oft wiederholen, ist jede Stadt eindeutig von Hand gemacht und originär. Grundsätzlich fühlt es sich einfach erfrischend 'echt' an, durch die Städte zu ziehen.

Und weil die Animationen wirklich absolute Klasse sind, werde ich sie hier einfach nochmal erwähnen. Denn egal ob es nun Altair selbst ist, ein Pferd, eines der Attentats Ziele oder nur einer der vielen Bürger auf der Straße: die Bewegungsabläufe sind geschmeidig und mir ist auch kein einziges Mal aufgefallen, das sie abgehakt wären oder sich in einer Schleife stur wiederholen würden.

Zum Sound möchte ich nur hervorheben, das ich die Musik sehr gelungen gefunden habe. Sowas macht sich ja hauptsächlich dann bemerkbar, wenn sie nicht schlecht auffällt. AC setzt übrigens auch auf den Kniff, das Geräusche hinter einem leiser und gedämpfter sind, als die vor einem, wo man also hinschaut. Mitunter wirkt das zwar ein wenig lächerlich, aber es ist ganz nett. Die Effekte, zb der aufeinander klingenden Schwerter sind wiederum auch sehr gut. Vorallem das Geräusch wenn man mit dem Kurzschwert einen Angriff kontert, und der Gegner das Messer in die Stirn gerammt bekommt ... zum Schaudern grauslich gut gemacht.

Die Steuerung ist übrigens bei aller Komplexität sehr gut umgesetzt. Grundsätzlich unterscheidet das Spiel zwischen dem unauffälligen Modus (der immer aktiv ist) oder eben einem auffälligen Modus, den man per Schalterdruck aktiviert. Je nachdem verhält sich Altair kontextsensitiv unterschiedlich. Schiebt also Leute sanft zur Seite, oder packt sie grob um sie zu stoßen. Schleicht mit gesenktem Kopf an Wachen vorbei, oder sprintet los und stößt dabei gegen andere Passanten.
Wer im auffälligen Modus losrennt, greift auch automatisch nach Mauervorsprüngen an denen er sich hochziehen kann, läuft Wände hoch oder hüpft zum nächsten Dach. Die Eingewöhnugszeit beträgt hierfür geradezu 0 Sekunden, da es recht intuitiv von der Hand geht.

meine Sicht der Dinge:
Ich bin natürlich sehr froh, das mir AC nach der langen Wartezeit und den hohen Erwartungen auch wirklich Spass gemacht hat. Auch wenn mir die Unkenrufe mancher in meiner Umgebung, schon bevor ich zu spielen begonnen hatte, jede Hoffnung darauf geraubt hatten.
Wer jedoch akzeptiert, dass es das perfekte Spiel nicht gibt, und man seine Erwartungen nie so hoch schrauben darf, egal was der Hype sagt, der wird mit AC sicherlich seine Freude haben.
Freunde von Parkour und dergleichen kommen bei dem Game sowieso auf ihre Rechnung. Wer gerne mal ein Action-Spiel probieren möchte, in dem er ausnahmsweise keine Feuerwaffen in der Hand hat, sondern eben Schwert und Wurfmesser, sollte einen Blick riskieren. Auch wer eine spannende Sci-Fi-Geschichte sucht, wird hier fündig.

Zur Gewalt im Spiel möchte ich noch anmerken, das AC mir nicht wirklich brutal vorgekommen ist, auch wenn es das natürlich zweifelsohne ist. Schliesslich ist man ein Auftragsmörder, und selbst bei sorgfältigstem Spielen und bester Planung wird man nicht umhin kommen, einige Wachen zu töten und nicht bloß das Anschlagsziel. Und gerade die gelungene Animation trägt noch viel dazu bei, dass das Spiel eigentlich gewaltätig wirken muss. Die Gegner werden mit dem Schwert niedergeschlagen oder durchbohrt, manchmal werden ihnen Arme oder auch Beine gebrochen, oder man rammt ihnen eine Messer durch die Kehle. Und ja, dann spritzt auch etwas Blut, das Gewand färbt sich rot und die Klinge bekommt einen entsprechenden Schimmer.
Was aber meiner Meinung entscheidend ist, es wirkt nie übertrieben. Außerdem bekommt man auch ein entsprechendes Feedback, in dem Zivilisten vor Angst kreischend davon laufen wenn sie eine Leiche sehen, und auch mal Soldaten entsetzt flüchten, wenn es einen Kollegen auf besondere Weise erwischt hat.
Die Freigabe ab 16 Jahren halte ich daher jedoch für in Ordnung, sollte aber wirklich eingehalten werden.

Fazit:
Meiner Meinung nach ist Assassins Creed also eine sehr gelungene Mischung. Es verbindet Schleich-Elemente und Planung mit herzschlagbeschleunigender Action, die in wilden Schwert-Duellen oder Flucht-Eskapaden über Dächer und Häuserschluchten enden kann. Eine Verschwörungs-Geschichte, die auf mehreren Ebenen erzählt wird, und Hoffnung auf mehr macht.
Wenn man also einer KI verzeiht, dass sie einen nicht kaltblütig meuchelt und sich abhängen lässt und sich nicht zu sehr darauf versteift, das man immer wieder die selben Aufgaben in unterschiedlicher Umgebung löst, wird man mit diesem Spiel wirklich viel Freude haben.

- BM out -
 

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