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Wenn man sich mit anderen Spielern über ein Computerspiel unterhält und Anekdoten austauscht, dann gibt es im Regelfall 2 Möglichkeiten.
Bei einem Solo-Spiel, zählt man seine Highlights der Story auf und wie man manche Situationen gemeistert und wahrgenommen hat.
Bei einem Multiplayer-Spiel sind es die außergewöhnlichen Siege, die unverdienten Niederlagen und all der Heroismus der sich auf ein virtuelles Schlachtfeld stellen lässt.

Dann gibt 2 besonders Nennenswerte ausnahmen.
Dwarf Fortress, auf das ich jetzt nicht näher eingehen werde. Die Tatsache, dass das Motto des Spiels "losing is fun" ist, gibt aber einen guten Einblick darüber, dass die Anekdoten sich darauf fokussieren was furchtbar schief gegangen ist.

Das andere Spiel ist Crusader Kings 2.
CK2 ist ein "Grand Strategy Game". Das heißt, dass man nicht Ressourcen sammelt um einzelne Einheiten über eine symmetrische Karte schickt, wie in den meisten Strategiespielen. Wenn das Genre Grand sagt, dann meint es Grand und es stehen sich ganze Länder gegenüber und es werden ganze Armeen in die Schlacht geschickt.

In manchen dieser Spiele hat man dann über seine Armeen immer noch gewisse Kontrolle und kann Strategien vorgeben oder sonst wie Einfluss nehmen.
Bei CK2 tut man das nicht. Hier gewinnt meistens wer die meisten Truppen in eine Provinz stellt und wer die bessere Kampfmoral hat und nicht einfach davon läuft. CK2 hat den Fokus aber auch nicht auf großen Feldzügen um die Welt zu unterwerfen (auch wenn es natürlich möglich ist).

In CK2 kontrolliert man jedoch kein Land sondern die Dynastie einer Adelsfamilie im Mittelalter. Dabei kann man an beliebiger Stelle irgendwo im 8. - 13. Jahrhundert einsteigen und einen Herrscher übernehmen. Vom "kleinen Graf" zum Kaiser.
Das geht von den Häuptlingen Islands und den Kaliphen in Westafrika, zu den Khans in Russland und den Rhajas in Indien. Alle mit ihren Religionen, Kulturen und unterschiedlichen Herrschaftssystemen.

Was man dann macht, bleibt einem ganz überlassen. Es gibt kein Ziel, keinen finalen Sieg den man erringen kann, nur was man sich selbst vornimmt. ...und hier ist so ziemlich alles möglich.

Dafür nutzt man seine Position als Herrscher (oder Herrscherin, wenns die lokalen Gesetze zulassen) über seine Familie und betreibt Ehepolitik um Bündnisse zu schließen (wg der Ehepolitik nennen viele das Spiel auch einen "Medieval Incest Simulator"...) und nimmt Kinder als Geisel, ähm, zieht Mündel groß. Man biedert sich bei seinem Lehensherren an, macht sich beim Papst mit Geldgeschenken beliebt. Gleichzeitig versucht man seine Vasallen bei Laune zu halten, und den Klerus auf seine Seite zu bringen. Allen voran versucht man natürlich auch sicherzustellen, dass man einen fähigen Erben hat, der nach dem Tod des aktuellen Herrschers die Aufgabe übernimmt. ...man will ja nicht, dass das dann ein kinderloser Eunuch ist, von dem alle wissen, dass er ein Alkoholproblem hat. Und ein Ketzer ist!
Immerhin hat jeder Charakter im Spiel eine Vielzahl an Eigenschaften und Werten die beeinflussen, wie die Leute mit ihm umgehen. Dass ein fränkischer Katholik einem andalusischen Suni nie die Tochter zur Frau geben wird, gehört da noch zu den harmloseren Sachen.

Wie nach dieser Einleitung wohl klar ist, ist jedes Spiel anders und jeder Spieler erlebt komplett andere Dinge. Selbst wenn man mit der gleichen Ausgangssituation startet, ändert die Simulation zu schnell zu viele Parameter.
Die Anekdoten zu CK 2 sind alle ...speziell.

Hier eine meiner Geschichten in Kurzform - besonders für Nicht-Spieler.

Beginn um 750 als Häuptling eines finnischen Stamms. Durch Eroberungen hatte ich schnell alle finnischen Stämme unter mir vereint und war nun Groß-Häuptling. Im Lauf der nächsten Generationen habe ich auch die Lappen und nach und nach auch die die schwedischen und norwegischen Stämme unterworfen. Da die alle germanische Heiden waren, hat das meinem Suomenusko Heidentum viel religiösen Einfluss verliehen und ich konnte das Heidentum in eine "richtige" Religion mit Gebetsbuch und Co reformieren.
Irgendwo dazwischen habe ich auch vom Stammestum zum Feudalismus gewechselt. Damit konnte ich dann nicht nur die Königreiche Finnland, Schweden und Norwegen gründen, sondern auch das Skandinavische Imperium. Damit hatte ich dann auch Anspruch auf ein Stück von Dänemark, die das absolut nicht hergeben wollten. Die Tatsache, dass die Christen waren und von einer fremden Religion angegriffen wurden, hat dann den Papst auf die Idee gebracht ein paar Kreuzzüge gegen mich auszurufen.
Zum Glück hatte ich in meinem skandinavischen Imperium noch eine Handelsrepublik gegründet, wie man sie von Venedig und Genua kennt. Durch Handelsposten entlang von Küsten-Provinzen war mir ein stetes Einkommen gesichert, so dass ich Söldner hinzuziehen konnte, wenn die Katholiken aufmarschiert sind.
Die Republik hatte eine Reichweite von der Kola-Halbinsel (Ostseite Finnlands) und natürlich dem bottnischem und finnischen Meerbusen, bis in die irische See. Die britische Insel zu vereinen ist mir leider nicht mehr gelungen ...also, außer die ganzen kleinen Könige gegen mich, aber das war ja nicht der Plan ;)


Andere tolle CK2-Geschichten wären:
  • Als Graf von Österreich zum König von Sizilien werden und damit sowohl dem HRE als auch Byzanz unterstellt zu sein. Und...
  • ...als nach erfolgreicher Heiratspolitik Schottland und Schweden von Babenbergern regiert wurden.
    Was dazu geführt hat, dass (zumindest für kurze Zeit) Öland sizialianisch war.
  • Bei dem Versuch Österreich zu islamisieren vom eigenen Lehensherren als Ketzer verfolgt werden
  • Die äußerst komplizierte Geschichte davon, wie ich vom Häuptling von Altmark zum sächsischen Groß-Häuptling, zum Häuptling von Ostfriesland zum Groß-Häuptling eines Post-fränkischen Sachsen zu einem Grafen in der Bretagne wurde - und nur einen Generationswechsel dabei hatte.
Ich spiele übrigens fast nur mit Europäern weil ich Stämme und Feudalismus verstehe und die Namen auseinander halten kann. Bei den Muslimen kann ich weder die Ränge, die Funktionen oder die Namen auseinander halten. Was kompliziert wird, wenn man mal ein paar Konkubinen hat. ;)

- BM out -

Nachdem ich gerade krank bin, stelle ich mir mal wieder die Frage: Warum ist es am Abend schlimmer als untertags?
Hat der Körper einfach nur die Schnauze voll und macht Feierabend, lässt die Krankheit ihr Ding tun und rastet sich für den morgigen Tag aus?
Ich würde es verstehen. Ich kann es kein bisschen gut heißen, aber es wäre nachvollziehbar.

- BM out -

Action-Filme haben sich im Laufe der Zeit stark verändert.

Von den Western, wo die Gerechten in Form des Sheriffs oder einsamen Cowboys im Duell Eins-zu-Eins die Outlaws bezwingen, zu den Rache-Epen der 70er mit Charles Bronson aber auch Clint Eastwoods Dirty Harry wo einer der Guten sich außerhalb des Gesetzes bewegen muss, um Gerechtigkeit wirken zu lassen. Da sind dann schnell mal ein paar Bösewichte mehr im Kugelhagel untergegangen und von einem fairen Duell war nur beim Showdown gegen den Oberschurken etwas zu sehen.

Dann kamen die großen Action-Knaller mit Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone und Co. Der Revolver wurde gegen ein Sturmgewehr getauscht und die Ein-Mann-Armee war geboren. Da wurden dann ganze Verbrecher-Syndikate, Rebellen-Armeen und Terroristen-Gruppen bekämpft. Das ging vor allem mit etwas Kunstblut und viel dramatischem Gezappel der Getroffenen einher.
Irgendwo ist das Action-Kino dann abgedriftet und es entwickelten sich das Sub-Genre der ‚Gore‘-Filme, bei denen Eingeweide, aufgeplatzte Köpfe, reichlich Makeup und literweise Kunstblut soweit das Auge reichte, zur Dramaturgie oder auch Authentizität beitragen sollten. Oder auch einfach nur schockieren sollten, wer weiß.

In den 90ern kamen dann ein paar Trends aus Hongkong nach Hollywood. Ein wenig Martial Art und exotischer Gun-Fu, wo die Schießereien mit aufwändigen Choreographien und dem Einsatz von Leinen und Harnischen aufgemotzt wurden. „Matrix“ ist ein bekanntes Paradebeispiel dafür.
Einhergehend mit der immer stärker werdenden Computertechnologie wurde auch immer mehr auf Computergrafik statt der sogenannten ‚practical effects‘ gesetzt. Die Technologie erfordert weiterhin viel Aufwand um wirklich glaubwürdige Effekte zu erzielen, und hat gerade in seiner Jugend und Kindheit zu eher lachhaften Szenen geführt.

Um die Action immer aufregender zu gestalten wurden die Filme dann immer schneller geschnitten. Die „Shaky-Cam“, also mit einer Handheld-Kamera ganz nah am Geschehen zu filmen, sollte auch dazu beitragen, dass die Kämpfe noch intensiver wurden. Mit den schnellen Schnitten konnte verborgen werden, dass die meisten Schauspieler keine wirkliche Kampfkunst-Ausbildung haben. Ein tolles Beispiel bietet hier Liam Neeson beim überklettern eines Zauns.

Dann wurden die Filme vom Kontrast her etwas düsterer und die Farbpalettte hat alles von grau und braun ausgekostet. Spätestens mit 3D konnte man eigentlich kaum noch erkennen, was eigentlich auf der Leinwand passiert ist. (Schwerverbrecher ist hier zB Kampf der Titanen aus 2010.)

Irgendwann ist man dann eigentlich für den Inhalt, Dialoge und Story in einen Action-Film gegangen …was irgendwie absurd ist.
Dieses sich laufend mit aufregenderen (und immer absurderen) Szenen übertrumpfen zu müssen, hat dann auch in so Sub-Genre wie Auto-Filmen Einzug gefunden. Die letzten Filme der „Fast & Furious“-Reihe sind kaum mehr anzuschauen.
In den letzten Jahren war es dann eigentlich so, dass man kaum mehr in einen Action-Film gehen konnte, und sich tatsächlich sowas wie nachvollziehbare Action erwarten zu können. (Als Ausnahme muss man die Bourne-Filme mit Matt Damon nennen, die zwar die Shaky-Cam verbreitet haben, bei denen man trotz allem immer ein gutes Gefühl dafür hat, was passiert.)

Bis sich in den letzten 2 bis 3 Jahren eine neue Schule des Action-Kinos entwickelt hat.
Filme wie „John Wick“ (und jetzt „John Wick Chapter 2“), „Kingsmen“, „Deadpool“ und „Logan“ sind für mich Zeichen eines neuen Action-Kinos. Hier spielen 2 Faktoren eine Rolle.

Die Altersfreigabe. Mehr noch als bei uns (heute, nicht in meiner Kindheit, als das noch sehr streng gehandhabt wurde) spielt die Alterfreigabe in den USA eine große Rolle. Ein Film mit dem sogenannten R-Rating, vergleichbar mit FSK 18 bei uns, verliert einiges an Publikum, worüber die Produktionsfirmen natürlich nie glücklich sind. Also werden die Filme entsprechend beschnitten.
Doch jetzt gibt es Filme die sich trauen die Gewalt im Film auch darzustellen. Große Wunden, abgetrennte Arme, gebrochene Glieder. Man sieht den Effekt der Action, jedoch nicht glorifiziert wie in den Gore-Schockern, auch wenn es oft überrascht wie brutal es in den Filmen zugeht.

Das andere ist die Darstellung der Action selbst. Ruhigere Einstellungen, weite Bilder, weniger Cuts. Selbst wenn Bilder aus 10 Kameras aufgenommen werden, werden nicht von allen Einstellungen Bilder verwendet. (Nochmals: Liam Neeson klettert über einen Zaun.).
Die Hauptdarsteller nehmen sich die Zeit zu trainieren und mit den Stuntleuten die Choreographien zu üben. Keanu Reeves hat zum Beispiel für die John Wick-Filme tatsächlich 40-Stunden Arbeitswochen aus dem Training für John Wick gemacht und nicht nur Martial Arts geübt, sondern auch den Umgang mit Waffen am Schießstand und vor allem stundenlang wie man ohne hinzuschauen mit wenigen Handgriffen seine Waffe nachlädt.
Außerdem bekommen inzwischen auch Stuntleute manchmal richtige Rollen, was natürlich auch einen Unterschied macht. (Ist es einfacher Schauspiel zu lernen als Martial Arts?)

Alles in allem haben wir nun wieder Action-Filme im Kino, die man sich wirklich anschauen kann. Action die man sieht und die man fühlt.
Um einen Klischeesatz zu verwenden: „Das ich das noch erleben darf...“

- BM out -

 

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