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Action-Filme haben sich im Laufe der Zeit stark verändert.

Von den Western, wo die Gerechten in Form des Sheriffs oder einsamen Cowboys im Duell Eins-zu-Eins die Outlaws bezwingen, zu den Rache-Epen der 70er mit Charles Bronson aber auch Clint Eastwoods Dirty Harry wo einer der Guten sich außerhalb des Gesetzes bewegen muss, um Gerechtigkeit wirken zu lassen. Da sind dann schnell mal ein paar Bösewichte mehr im Kugelhagel untergegangen und von einem fairen Duell war nur beim Showdown gegen den Oberschurken etwas zu sehen.

Dann kamen die großen Action-Knaller mit Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone und Co. Der Revolver wurde gegen ein Sturmgewehr getauscht und die Ein-Mann-Armee war geboren. Da wurden dann ganze Verbrecher-Syndikate, Rebellen-Armeen und Terroristen-Gruppen bekämpft. Das ging vor allem mit etwas Kunstblut und viel dramatischem Gezappel der Getroffenen einher.
Irgendwo ist das Action-Kino dann abgedriftet und es entwickelten sich das Sub-Genre der ‚Gore‘-Filme, bei denen Eingeweide, aufgeplatzte Köpfe, reichlich Makeup und literweise Kunstblut soweit das Auge reichte, zur Dramaturgie oder auch Authentizität beitragen sollten. Oder auch einfach nur schockieren sollten, wer weiß.

In den 90ern kamen dann ein paar Trends aus Hongkong nach Hollywood. Ein wenig Martial Art und exotischer Gun-Fu, wo die Schießereien mit aufwändigen Choreographien und dem Einsatz von Leinen und Harnischen aufgemotzt wurden. „Matrix“ ist ein bekanntes Paradebeispiel dafür.
Einhergehend mit der immer stärker werdenden Computertechnologie wurde auch immer mehr auf Computergrafik statt der sogenannten ‚practical effects‘ gesetzt. Die Technologie erfordert weiterhin viel Aufwand um wirklich glaubwürdige Effekte zu erzielen, und hat gerade in seiner Jugend und Kindheit zu eher lachhaften Szenen geführt.

Um die Action immer aufregender zu gestalten wurden die Filme dann immer schneller geschnitten. Die „Shaky-Cam“, also mit einer Handheld-Kamera ganz nah am Geschehen zu filmen, sollte auch dazu beitragen, dass die Kämpfe noch intensiver wurden. Mit den schnellen Schnitten konnte verborgen werden, dass die meisten Schauspieler keine wirkliche Kampfkunst-Ausbildung haben. Ein tolles Beispiel bietet hier Liam Neeson beim überklettern eines Zauns.

Dann wurden die Filme vom Kontrast her etwas düsterer und die Farbpalettte hat alles von grau und braun ausgekostet. Spätestens mit 3D konnte man eigentlich kaum noch erkennen, was eigentlich auf der Leinwand passiert ist. (Schwerverbrecher ist hier zB Kampf der Titanen aus 2010.)

Irgendwann ist man dann eigentlich für den Inhalt, Dialoge und Story in einen Action-Film gegangen …was irgendwie absurd ist.
Dieses sich laufend mit aufregenderen (und immer absurderen) Szenen übertrumpfen zu müssen, hat dann auch in so Sub-Genre wie Auto-Filmen Einzug gefunden. Die letzten Filme der „Fast & Furious“-Reihe sind kaum mehr anzuschauen.
In den letzten Jahren war es dann eigentlich so, dass man kaum mehr in einen Action-Film gehen konnte, und sich tatsächlich sowas wie nachvollziehbare Action erwarten zu können. (Als Ausnahme muss man die Bourne-Filme mit Matt Damon nennen, die zwar die Shaky-Cam verbreitet haben, bei denen man trotz allem immer ein gutes Gefühl dafür hat, was passiert.)

Bis sich in den letzten 2 bis 3 Jahren eine neue Schule des Action-Kinos entwickelt hat.
Filme wie „John Wick“ (und jetzt „John Wick Chapter 2“), „Kingsmen“, „Deadpool“ und „Logan“ sind für mich Zeichen eines neuen Action-Kinos. Hier spielen 2 Faktoren eine Rolle.

Die Altersfreigabe. Mehr noch als bei uns (heute, nicht in meiner Kindheit, als das noch sehr streng gehandhabt wurde) spielt die Alterfreigabe in den USA eine große Rolle. Ein Film mit dem sogenannten R-Rating, vergleichbar mit FSK 18 bei uns, verliert einiges an Publikum, worüber die Produktionsfirmen natürlich nie glücklich sind. Also werden die Filme entsprechend beschnitten.
Doch jetzt gibt es Filme die sich trauen die Gewalt im Film auch darzustellen. Große Wunden, abgetrennte Arme, gebrochene Glieder. Man sieht den Effekt der Action, jedoch nicht glorifiziert wie in den Gore-Schockern, auch wenn es oft überrascht wie brutal es in den Filmen zugeht.

Das andere ist die Darstellung der Action selbst. Ruhigere Einstellungen, weite Bilder, weniger Cuts. Selbst wenn Bilder aus 10 Kameras aufgenommen werden, werden nicht von allen Einstellungen Bilder verwendet. (Nochmals: Liam Neeson klettert über einen Zaun.).
Die Hauptdarsteller nehmen sich die Zeit zu trainieren und mit den Stuntleuten die Choreographien zu üben. Keanu Reeves hat zum Beispiel für die John Wick-Filme tatsächlich 40-Stunden Arbeitswochen aus dem Training für John Wick gemacht und nicht nur Martial Arts geübt, sondern auch den Umgang mit Waffen am Schießstand und vor allem stundenlang wie man ohne hinzuschauen mit wenigen Handgriffen seine Waffe nachlädt.
Außerdem bekommen inzwischen auch Stuntleute manchmal richtige Rollen, was natürlich auch einen Unterschied macht. (Ist es einfacher Schauspiel zu lernen als Martial Arts?)

Alles in allem haben wir nun wieder Action-Filme im Kino, die man sich wirklich anschauen kann. Action die man sieht und die man fühlt.
Um einen Klischeesatz zu verwenden: „Das ich das noch erleben darf...“

- BM out -
 

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