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Sonja: "Na, von Dir habe ich ja jetzt einige Tage nichts gehört. Was hast Du denn so getrieben? Ich hab mir schon fast Sorgen um Dich gemacht."

Sie hatte recht, ich hatte es in den Tagen, in denen ich auf Clemens gewartet hatte, total verabsäumt mich mal bei ihr zu melden. Auf der anderen Seite, wollte sie ja mal ein wenig in Ruhe gelassen werden.
Es war nun 2 Tage her, dass ich in Clemens Wohnung gewesen war. Im Nachhinein war ich kurz der Panik verfallen, das mich jemand gesehen haben könnte, oder ich doch irgendwelche Spuren hinterlassen haben könnte, und hatte deswegen beschlossen einen Tag nicht außer Haus zu gehen. Ja, so klingt das, wenn ich versuche vernünftig zu sein.

"Ja, ich war recht beschäftigt. Aber ich habe mir ja ein Hobby gesucht, und das hat erst mal ein wenig Zeit in Anspruch genommen."

Sonja: "Oh, das ging ja flott. Und was machst Du jetzt? Bestimmt irgendein Mannschaftssport, oder?"

"Nein, ich habe begonnen zu sammeln."

"Sammeln? Du?", Sonja war zu Recht erstaunt. Ich galt im Kreise derer, die mich besser kannten, immerhin nicht gerade als jemand der geduldig auf etwas wartete. Oder sich eben einer Sache so verbissen verschreiben konnte, wie es wohl viele Sammlungen bedurften.

Ich zog deswegen einfach das Album, dass ich gebastelt hatte, hervor und drückte es ihr in die Hand. Sie schaute mich erst groß an, dann nahm sie es und setzte sich an ihren Arbeitstisch damit. Vorsichtig klappte sie es auf, wahrscheinlich dachte sie ich hätte da vielleicht Schmetterlinge und Käfer drin.

Mit wachsendem Erstaunen blätterte sie durch die Bilder die ich arrangiert hatte. Der Eingangsbereich, die Garderobe, Küche, Bad, WC, Wohnzimmer, Schlafzimmer. Abstellraum und Balkon. Nahaufnahmen der Tapette im Schlafzimmer, das Muster der Bettdecke, ein Lampenschirm, das Board mit den Kaffetassen. Ein Screenshot der Arbeitsoberfläche des Computers, ein Blick auf die kümmerliche DVD-Sammlung.
Sonja nahm sich Zeit, schaute sich jedes Bild genau an und sprach kein Wort. Es war offensichtlich, dass sie sich nicht wirklich einen Reim auf das Ganze machen konnte.

Sonja, mehr zu sich selbst: "Du hast Dir eine neue Wohnung gekauft? Nein, dazu ist die ganze Einrichtung nicht dein Stil. Hm, es geht um die Photographien. Dein neues Hobby ist Photographie, nicht?"

"Hm, nein. Es geht eigentlich wirklich mehr um die Wohnung selbst."

Sie warf noch einen Blick auf die aufgeschlagene Seite, dann blickte sie nochmal mich an. "Ich glaube nicht, dass ich drauf komme. Wessen Wohnung ist das?"

"Sein Name ist Clemens, ich habe ihn beim Kaffee trinken getroffen."

"Und dann hat er dich dazu eingeladen seine Wohnung zu fotografieren.", in ihrer Stimme lag soviel Zweifel, dass es klar war, dass sie diesen Satz lieber als Frage ausgesprochen hätte, aber sie wahrscheinlich spürte, dass ihr die Antwort darauf nicht gefallen würde.

"Nein, ich habe am nächsten Tag, als er in der Arbeit war, die Tür aufgebrochen und habe mir alles in Ruhe angeschaut und fotografiert.", vielleicht wenn ich einen Hauch von Sarkasmus in meine Stimme gelegt hätte, wäre eine geringe Chance bestanden, dass ich das kommende Unheil, das Sonja nun über mich bringen würde, hätte abwenden können. Ich hätte so tun können, als würde ich darüber spotten, dass sie mir sowas zu traut. Aber wen hätte ich hinters Licht führen wollen? Sonja kannte mich seit mehr als 15 Jahren und wusste wozu ich fähig war.

Sonja sprang von ihrem Stuhl auf: "Du bist eingebrochen? Tom, sag mal, bist du WAHNSINNIG?!", und damit stürzte sie sich auf mich, und gab mir eine ordentliche Kopfnuss.
 

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