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Das Stahl-Glasgewölbe des ehemaligen "königliches tropisches Gewächshaus" über ihm, lies die Wartehalle mit einem übernatürlichen Licht durchfluten. Es war erstaunlich hell für einen Herbstnachmittag, die großen Fluter an den Streben waren noch nicht eingeschalten. Vielleicht wollte die Bahnhofsverwaltung an der Stromrechnung sparen, oder sie wollen die angenehme Atmosphäre, die das natürliche Sonnenlicht erzeugte zur vollen Geltung kommen lassen.
Kaum das die Schwungtür sich hinter ihm geschlossen hatte, verschwand auch der Krawall von den Straßen, und durch die Geräuschkulisse beständiger Betriebsamkeit, die von einem Schleier aus Stille bedrängt wurde, ersetzt. Hunderte Leute tummelten sich in der gewaltigen Kuppel, kauften Fahrkarten und Zeitschriften, Imbisse und Getränke, saßen auf den steineren Bänken und betrachteten die Tafel mit den An- und Abfahrtszeiten der einzelnen Geleise. Koffer wurden geschleppt, Trolleys gezogen, Rucksäcke geschultert. Die Durchsage über eine verspätete Ankunft wurde durchgegeben, schepperte verzerrt aus den Lautsprechern über den Reisenden.
Adrean war kurz stehen geblieben, um die vorherrschende Atmosphäre, die eine gewisse Leichtigkeit mit sich brachte in sich aufzusaugen. Erstaunlich welchen Unterschied es machte, wenn man bloß das Chaos der Straße hinter sich lassen konnte. Der Bahnhof schien ihm mit einem Mal wie ein heiliges Sanktuarum der Ruhe, auch wenn es in hier Wirklichkeit hektischer war als in einem Bienenstock. Die Stimmung die ihn nun umgab, schien von einem Abenteuer und einem Aufbruch zu erzählen, wie es nur Orte mit denen eine Reise verbunden werden konnte, hervorbrachten. Autobahnen mal abgesehen.
Er schob den Träger seines Rucksacks zurück über die Schulter und ging zum Schalter, an dem sein Ticket hinterlegt war. Alles was er zu tun hatte, war hinzugehen, sein Ticket zu holen, ruhig zu bleiben, zu warten bis der Zug ging. Es waren nur mehr wenige Stunden, aber alles würde gut gehen. Alles würde gut werden.



Sie rieb sich die schmerzende Hüfte mit der linken Hand und setzte sich mühselig auf. Ihr Rücken brannte, es hatte sie mit voller Wucht zu Boden geschleudert. Sofort bemerkte Yrena, das seltsame wattige Gefühl in ihrem Kopf. Direkt neben ihr lag ein junger Mann der offensichtlich unter großen Schmerzen schrie, er hielt seinen rechten Arm, der unterhalb des Ellenbogens in einem seltsamen Winkel vom Körper weg ragte. Doch sie konnte die Schreie nicht hören. Weder seine, noch die anderer, oder den Lärm der eigentlich rund um sie vorhanden sein musste.
Eine alles zerfetzende, dumpfe Stille überlagerte ihre Wahrnehmung, die anderen Geräusche drangen nur sehr gedämpft und diffus zu ihr durch. Sie konnte ihr Herz pochen hören, und wie das Blut ihr dröhnend durch die Adern floß. Sie spürte wie das Blut kraftvoll durch ihre Ohren gepumpt wurde, und hatte das Gefühl, dass ihre Ohrmuschel davon vibrieren musste.
Yrena rappelte sich hoch, kam wackelig auf die Beine. Sie hatte dass Gefühl, als ob sie sich durch Sirup bewegen würde, alles war auf eine seltsame Weise verlangsamt. Beinahe so als ob die Zeit kurz davor wäre still zu stehen.
Die junge Frau blickte an sich hinunter und bemerkte, dass sie noch immer den Pflasterstein in ihrer rechten Hand hielt, als sie diese öffnete fiel er sofort neben ihr zu Boden. Ihr Hand begann zu zittern. Sie hatte gewusst, dass es soweit kommen würde. Sie war bereit gewesen es soweit kommen zu lassen. Es soweit zu treiben. Doch nun?
Etwa zehn Meter rechts von ihr konnte sie eine Gruppe von Jugendlichen und Studenten sehen, die auf einen Polizisten eindroschen. Daneben eine Gruppe mit genau umgekehrter Zusammensetzung. Dazwischen lagen unzählige junge Leute am Boden. Der Boden war nass, es bildeten sich pfützen. Erst nun bemerkte sie, dass sie selbst bis auf die Knochen durchnässt war, aber wirklich spüren konnte sie die klamme Kälte die es mit sich brachte nicht.
Sie wollte sich umdrehen, weglaufen. Alles in ihr schrie nach Flucht. Doch noch während sie das dachte, war sie bereits einige Schritte nach vorne gegangen. Ihr Rücken schmerzte, ihre Hüfte gab flammende Signale, ihre Beine schienen jeden Moment unter ihr zusammensacken zu wollen, doch sie ging langsam vorwärts. Immernoch schien die Zeit sich nur zögerlich fortbewegen zu wollen. Es war, als hätte das Universum seinen Fokus von ihr abgezogen, gab ihr nun die Freiheit zu tun was notwendig war.
Sie hielt auf den reglosen Körper zu, der weiter vorne lag. Schob sich zwischen um sich schlagenden Leuten durch, die weiterhin ihre Parolen schrieen. Ohne sich umdrehen zu müssen, konnte sie spüren, wie die Massen hinter ihr vorwärts drängten. Yrena wusste nicht, wer es war, der mit dem Gesicht nach unten vor ihr lag. Wichtig war nur, dass er ebenso wie sie, ein rotes Halstuch trug, das ihn als Mitglied der Gruppe identifizierte. Er war wohl zuweit vorne gestanden als der Tumult losgebrochen war, vielleicht war er auch von hinten umgestossen worden und nicht von den Polizisten vor ihnen.
Yrena konnte nicht feststellen, ob er bewusstlos oder tot war. Es war nicht wichtig für sie, alles was für sie von Bedeutung war, war der braune Beutel der um seinen Rücken geschlungen war. Sie kniete nieder, zog eine der Flaschen daraus hervor. Es kam ihr vor wie in einem Traum, in dem die Zeit keine Rolle spielte, sie konnte nicht sagen wie lange das nun so ging. Ihr Verstand schrie ihr immer noch zu, endlich aus diesem Chaos zu entfliehen.
Knappe 20 Meter vor ihr bildeten die Polizisten eine Absperrung. Sie hatten die Plexiglas-Visiere ihrer Helme herunten, die Schilde ineinander gekeilt. Brusthohe Metallgitter vor ihnen boten weiteren Schutz, und nach einigen Reihen an Uniformierten, standen dahinter zwei gewaltige Wasserwerfer. Es schien nicht so, als ob sie den versprengten Polizisten, die zwischen die aufgebrachte Meute geraten waren helfen wollten. Ohne wirklich hinzusehen, konnte Yrena spüren, dass der Wasserstrahl des Wasserwerfers sich wieder in ihre Richtung bewegte. Wie als Erinnerung flammte die Hüfte wieder auf.
Yrena stand auf, die Flüssigkeit in der Glasflasche in ihrer rechten Hand schwappte wild hin und her. Die Hand zitterte immer noch, seit sie den Pflasterstein losgelassen hatte, der ihr scheinbar zuvor solchen Halt gegeben hatte. Mit der Linken griff sie in die Tasche ihrer braunen Jacke und zog das Feuerzeug heraus. Beim Dritten Versuch klappte es endlich, Reibrad und Zündstein liesen einen Funken entstehen, und das Gas entflammte, sofort sprang das Feuer auf den Lumpen über, der aus dem Flaschenhals ragte.
Mit einem Mal schien das Universum wieder seinen Blick zurück auf Yrena zu richten. Die alles zerfetzende Stille machte dem Umgebungslärm platz. Die Schreie der Demonstranten, das Wimmern der Verletzten, das Pochen der geworfenen Steine auf den Polizei-Schilden. Eine Kakophonie aus Gebrüll und unmenschlichem Grunzen kam von rechts, wo mehrere Leute aufeinander einschlugen, wie sie aus dem Augenwinkel feststellen konnte. Auch die nassen Kleider, gaben jetzt aufeinmal jene Kälte an sie ab, die sie zuvor nicht wahrgenommen hatte. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
Der Sirup durch den sie sich bisher mit jeder Bewegung quälen musste war auch weg, und sie spürte wie ihre Beine nun wirklich nachgeben wollten, da seine stabilisierende Wirkung somit auch verflogen war. Erstaunlicherweise konnte sie sich aber auf den Beinen halten.
All diese Eindrücke und mehr rauschten in diesem Moment auf sie ein, als der Stofflappen im Flaschenhals des Molotow-Cocktails in ihrer Hand Feuer fing. Als die Zeit wieder begann in den gewohnten Bahnen zu verlaufen.
Yrena hob ihren rechten Arm nach hinten und begann ein paar Schritte auf die Barrikade vor sich zuzulaufen. Mit aller Kraft schwang sie den Arm nach vorne, fügte mit einem lauten Schrei dem Brandsatz mehr Schwung hinzu. Vielleicht war es auch der Schmerz in ihrer Hüfte und ihrem Rücken, von dem der Schrei herrührte, sie wusste es nicht. Kaum das die Flasche ihren Wurfarm verlassen hatte und seine Reise in die Gruppe Polizisten began, kam sie ins Straucheln und lies sich auf die Knie fallen. Den neuen Schmerz ignorierte sie komplett. In ihrer Welt existierte nur mehr die Flugbahn des brennenden Geschosses.

Die Einsatzkräfte hatten nur wenig Zeit zu reagieren. Sie sprangen auseinander, hoben ihre Schilde, drängten aneinander. Beinahe alle schafften es, dem Brandsatz zu entgehen, der gegen einen der Wägen hinter ihnen prallte und einen brennenden Teppich über sie ergoß. Sofort kam über Funk das langerwartete Kommando. Die vorderen Reihen kippten die Metallgitter um und die ersten drei Reihen stürmten nach vorne. Es dauerte nur wenige Sekunden um die offenen Meter bis zu den ersten Krawallmachern und Demonstranten zu schliessen. Während die vorderste Reihen sie mit den Schilden zurück drängte, machten die dahinter die Schlagstöcke bereit. Es sollte nicht lange dauern, um dem Radau ein Ende zu bereiten.

wird fortgesetzt

- BM out -
la-mamma hat am 16. Mai, 17:10 ein Lebenszeichen gegeben
fast zu lang für ein blog,
aber das ist ja auch sicher nicht die ursprüngliche idee dabei gewesen oder?
ab yrenas auftritt wird´s wirklich spannend, irgendwie hab ich aber dann schon auf eine "pointe" mit adrian gewartet.
brauchst vielleicht eine hobby-lektorin? 
BM@work (Gast) hat am 16. Mai, 17:55 den Schein gewahrt
Stimmt. Ich schreibe solche Dinge nicht fürs Blog... wozu ich sie schreibe, weiß ich aber auch nicht :)

Hm,... dringender als ne Lektorin bräuchte ich jemanden, der statt mir schreibt ;) Aber vielleicht komm ich ja mal auf das Angebot zurück. Meine Ideen in die richtige Form zu bringen, das ganze ein wenig zu ...streamlinen (oh yeah... denglisch), könnte nicht schaden. 
 

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