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Max Brooks, der Autor des großartigen "Zombie Survival Guide", hat sich weiter mit dem Thema der wandelnden Toten beschäftigt und ein Buch veröffentlich, dass im deutschen den seltsamen Namen 'Wer länger lebt, ist später tot trägt. Der Originaltitel 'World War Z' gibt da schon ein besseres Bild darüber was einen erwartet - eine weltweite Zombie-Epidemie!

In den meisten Geschichten mit unseren allseits beliebten und immer Hirn-hungrigen modrigen Freunden werden Einzelschicksale erzählt. Da wird wo ein Hinterwäldler-Dorf von Zombies überrant und eine Gruppe Teenager versucht zu überleben. Oder ein einzelner Super-Soldat räumt sich den Weg durch die untoten Horden frei. Kleine Gruppen die in einer von Zombies überlaufenen Stadt unterwegs sind. Etc. Doch nie erfährt man die komplette Geschichte, nie den gesamten Blickwinkel wie sich das auf die Welt auswirkt - und hier macht Max Brooks es anders. Entscheidend anders.

'World War Z' sammelt die mündlichen Überlieferungen von den Überlebenden der größten Katastrophe, der sich die Menschheit jemals stellen musste. Dabei folgt man den ersten einzelnen Ausbrüchen in China, zum Fall von Kapstadt durch den die Welt auf die Situation aufmerksam gemacht wurde, über den Verzweiflungskampf der US-Army und deren Rückzug, die Evakuierung Japans, zur Etablierung der Enklaven und der Rückeroberung der Welt.

Da hier immer aus der Sicht von Einzelpersonen erzählt wird, bleibt das Drama des Einzelschicksals zwar aufrecht, und wirkt dadurch umso erschreckender und packender, aber durch die Verknüpfung der 'richtigen' Ereignisse, und ein wenig mitdenken zeichnet sich das erschreckende Bild, das eigentlich die Vorstellung einer Zombie-Invasion hervor rufen sollte, wäre es nicht für die lächerliche Darstellung, zu der es die Bücher, Filme und Videogames der letzten Jahre gemacht haben. Und so erlebt man die 12 Jahre des Zombie-Krieges hautnah mit...

Was mich vorallem beeindruckt hat, ist auch hier wieder wie ernst der Autor das alles nimmt. Man bekommt schon beim Vorwort den Eindruck, dass es hier um einen authentischen Zufall geht, wenn er sich dafür entschuldigt schon so kurz nach Ende des Krieges ein Buch darüber zu verfassen.
So erzählt später zB ein geistig-zurück gebliebenes Mädchen davon, wie ihre Mutter versucht hat sie umzubringen, um sie vor den Zombies zu schützen. Dabei stellt die junge Frau auch alle Umgebungsgeräusche dar ... besonders das 'Stöhnen' der Zombies. Den beisitzenden Ärzten wird dabei gleich ganz mulmig, weil es so real klingt und sie an die Zeit zurück erinnern lässt.
Mit solchen Kleinigkeiten schafft Brooks ein erstaunlich dichte Atmosphäre.

Der Aspekt, der das Buch aber wirklich lesenswert macht, ist einfach die Soziologie die dahinter steckt. Es wird ein Geflecht dargestellt, das einfach sehr real ist. Sowohl auf der Ebene der einzelnen Nationen, als auch im Kleinen auf Familien und Einzelschicksale runtergebrochen. 'Phänomene' des Alltags, und der gleichen genauso, wie auch Industrie und Gesellschaft. Da merkt man dann einfach, das der Autor seine Hausaufgabgen gemacht hat und sich genau angeschaut hat wie Leute in Stresssituationen reagieren.

Max Brooks macht dabei im prinzip alles richtig. Er nennt keine Daten, aber es ist klar, dass der Erst-Ausbruch wohl so um 2015 sein muss. Jeder der Erzählenden hat seinen eigenen Stil, ist entweder zögerlich oder redet sich mal in einen Schwall, ist reserviert weil ein 'hohes Vieh' oder redselig und voller Theorien weil nur ein einfacher Überlebender. Es gibt keine genaue Erklärung woher der Virus kommt, keine genauen Statistiken ...dafür ist es zum Zeitpunkt der Erzählung (8 Jahre nach Ende es Krieges) noch zu früh. All das wird plausibel von den Interviewten erklärt, bzw in Frage gestellt ... je nach der Perspektive. Kurz gesagt, schafft er ein (für seine Thematik genommen) glaubhaftes Werk.

Wie man an den bisheringen Absätzen merkt bin ich von dem Buch mehr als bloß begeistert, sonst hätte ich wohl auch keine Rezension dafür geschrieben. Nicht nur, weil es sich mit Zombies beschäftigt, sondern eben für die Art und Weise, wie es sich damit beschäftigt.
Es ist nicht einfach eine Horror-Geschichte, in der die Toten auf Erden wandeln. Es ist nicht einfach eine weitere Erzählung in der sich die Menschheit mit irgendwelchen Monstern konfrontiert sieht. Dieses Buch schafft es die Emotion des Terrors und Überlebenskampfes zu vermitteln, wie es einem Erste-Welt-Bürger kaum bekannt sein dürfte.
Ich behaupte einfach mal, dass 'World War Z' dem Erlebnis einer weltweiten Zombie-Seuche so nahe kommt, wie es nur geht. Und das ist auf alle Fälle lesenswert - nicht bloß für Zombie-Afficionados.

- BM out -
 

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