das andere
Fiktion
Gearbeitetes
Gebautes
Geduschtes
Gefundenes
Gehörtes
Gekochtes
Gelesenes
Gelistetes
Gequotetes
Geschriebenes
Gesehenes
Gespieltes
Gestandenes
im Suff
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
Viennale war mal wieder. Und obwohl mir meine gerade abklingende Angina schwer hineingepfuscht hat und ich 1/3 meiner gekauften Tickets nicht nutzen konnte, habe ich es auf 10 tolle und interessante Filme gebracht.

Jayueui Onduk
Bonus-Info:
Wenn das Viennale-Programm rauskommt ist mein erster Blick stets ob eh ein Film von Hong Sangsoo dabei ist. Dieser Südkoreanische Regisseur gehört zu meinen absoluten Lieblingen und somit sind seine Filme immer ein Pflichtkauf.
Inhalt:
In Jayueui Onduk erzählt er die Geschichte eines Japaners (Movi) der nach Seoul gekommen ist, um einer Frau die er vor 2 Jahren verlassen hat zu sagen, dass er Sie großartig findet. Sein Aufenthalt in Seoul wird in Episoden erzählt, durch Briefe die diese Frau von ihm erhalten hat, nachdem er sie nicht aufgefunden hat. Die Briefe sind durcheinander gekommen und so ist auch die Geschichte nicht chronologisch erzählt. (Außerdem fehlt ein Brief?)
Fazit:
Ein typischer Hong Sangsoo. Somit einfach großartig. :)
Für mich sein bester Film bisher, da er nicht nur die typischen Elemente (Alkohol und seltsame Dialoge) und seine wunderbare Bildsprache mitbringt. Jayueui Onduk ist mit Charakteren und Hintergrund-Personen gesprenkelt, denen das ungewöhnliche Verhalten des Protagonisten auffällt und die darauf zu reagieren vermögen. Das gibt dem Ganzen eine völlig neue Tiefe.

Love is Strange
Inhalt:
Ein schwules Paar muss seine Wohnung aufgeben und kommt bei Freunden der Familie unter. Jedoch nicht zusammen, da nicht ausreichend Platz für beide auf einmal vorhanden ist, Zum ersten Mal in 40 Jahren sind die beiden voneinander getrennt. Das heißt nicht nur, dass sie einander nicht mehr täglich sehen und in unterschiedlichen Betten schlafen müssen, sondern auch, dass sie plötzlich mitten im Leben anderer stehen, statt in der vertrauten gemeinsamen Welt.
Fazit:
Ein schöner und ruhiger Film. Nicht besonders auffällig, aber gut erzählt und gut gespielt.

Buzzard
Inhalt:
Marty ist im Grunde ein ziemlicher Nichtsnutz. Betrügt und stiehlt wo er kann und seinen Eifer im Job als Leiharbeiter bei einer Bank kann man nicht mal als halbherzig bezeichnen. Dabei sieht er sich natürlich auf der Seite der Gerechten und der Rest der Welt ist ohne Grund gegen ihn.
Dann holen ihn die Konsequenzen ein und eine sich immer schneller drehende Abwärtsspirale setzt ein.
Fazit:
Ein wunderbar düsterer Film, bei dem man vielleicht noch die ersten 5 Minuten auf Martys Seite steht und dann nur mehr gebannt zusieht, wie er sich mehr und mehr hineinreitet. ...und darauf wartet, bis es ihn endlich erwischt.
Besonders bemerkenswert ist außerdem die "Spaghetti-Szene". Marty sitzt im weißen Bademantel im Hotelzimmer auf seinem Bett, mit einem großen Teller (20$ beim Zimmerservice) Spaghetti mit Fleischbällchen. Er starrt Richtung des Off-Screen-Fernsehers und schaufelt in einer unglaublich langen Szene Unmengen an Nudeln in seinen manierlos schmatzend offenen Mund. *schauder*

Deo Te-Reo La-i-Beu
Inhalt:
Vor kurzem war Yoon Young-hwa noch ein prämierter TV-Nachrichtensprecher, nun ist er zum Radiomoderator degradiert. Während seiner Plauder-Sendung bekommt der den Anruf eines Spinners durchgestellt. Als Yoon ihn abwürgen und aus der Leitung werfen will, sagt der Anrufer noch, dass er auf einer der wichtigsten Brücken Seouls eine Bombe platziert hat. Genervt empfiehlt ihm Yoon Young-hwa dann doch einfach die Bombe zu zünden und legt auf. Im nächsten Moment erschüttert eine Explosion auf der Brücke das Sendegebäude. Yoon wittert sofort, dass das die Story ist, die ihn wieder zurück ins Nachrichtenstudio bringt. Immerhin will der Terrorist eine Entschuldigung von Präsidenten persönlich.
Fazit:
Der Thriller könnte genauso gut aus Hollywood kommen und es würde mich kein bisschen wundern, wenn wir nicht in ein paar Jahren ein amerikanisches Remake dazu bekommen (wie es in letzter Zeit ja immer öfter mit asiatischen Filmen ist).
Der Film ist durchgehend spannend und hat ein gutes Tempo. Die Eskalationsspirale ist jedoch vorprogrammiert und die große Erkenntnis, dass jeder Dreck am Stecken hat, ist jetzt keine wirkliche Offenbarung.

Bim Bam Boom, las Luchas Morena
Dieser Kurzfilm wurde vor Mambo Cool gezeigt.
Bim Bam Boom porträtiert die 3 Morena-Schwestern, mexikanische Wrestlerinnen (Luchadoras). Neben Szenen aus dem Ring, zeigt der Film vor allem ihre Private Seite. Die eine kocht, die andere spielt mit dem Kind, etc. Dazwischen sind immer wieder Szenen reingeschnitten, bei denen die 3 sich für die Kamera gegenseitig an den Haaren ziehen und in den Schwitzkasten nehmen - eben mehr wie Schwestern streiten als Wrestlerinnen raufen.
Besonders möchte ich hier das Bild hervorheben, mit seiner Super-8-Körnung und den satten Farben.

Mambo Cool
Inhalt:
Keine Ahnung. Ehrlich.
Fazit:
Also über die Handlung habe ich im oberen Absatz bereits alles gesagt.
Das liegt daran, dass der Film als solches keine Geschichte erzählt, sondern mehr einen Blick in die unterste Etage des kolumbianischen Drogenhandels (Kokainbase) wirft. Man folgt keinem Protagonisten, die wenigen Dialoge sind tatsächlich nur Zwiegespräche, es gibt keinen Handlungsstrang, keinen Informationsstrang. Der Film plätschert nicht vor sich hin, sondern hat das Tempo eines stehenden Gewässers, unter dessen Oberfläche es halt irgendwelche Strömungen gibt.
Aber die Bilder!
Der Film lebt von langen Einstellungen. zB wenn man nur von oben auf die Hände von jemandem sieht, der eine Crackpfeife bastelt.
Der Bildausschnitt ist dabei meist sehr klein, geradezu beengend. Die Darsteller sind tw nicht im Bild. ZB Wenn jemand im Gespräch auf eine Antwort wartet, gibt es keinen Gegenschnitt auf diese Person ...und die raucht gemütlich eine und lässt sich Zeit zu antworten.
Die Farben sind kontrastreich und satt, so dass Schatten wie schwarz erscheinen - was zu extremen Bildern führt, wenn ein Raum zu 2/3 im Schatten liegt.
...es tanzt auch tatsächlich jemand Mambo. :)

Frank
Inhalt:
Jon, erfolgloser Musiker, trifft auf die Indie-Band "Soronprfbs" und ihren enigmatischen Frontman Frank. Frank trägt eine überdimensionierte Maske (24/7) und ist ein exzentrisches Musikgenie. Als Jon die Möglichkeit bekommt mit Ihnen das nächste Album aufzunehmen lässt er ohne Zögern alles zurück und zieht mit ihnen in eine irische Blockhütte. Kann Frank der Schlüssel dazu sein, Jons Musiktalent zu entfesseln?
Fazit:
Ein wirklich toller Film, der weniger Musikfilm und viel mehr Drama ist, auch wenn natürlich die Musik eine wichtige Rolle spielt [hab mir gleich am Heimweg den Soundtrack gekauft]. Aber allen voran und klar im Mittelpunkt - Frank, Frank, Frank. Michael Fassbender zeigt dabei, dass man kein Gesicht braucht um andere Leute gegen die Wand zu spielen - eine Fieberglas-Kugel reicht dafür komplett.
Frank kommt bestimmt bei uns regulär ins (Programm-)Kino. Nicht verpassen! Dann singen wir gemeinsam "I love you all" :)

Ben O Degilim
Inhalt:
Nihat ist Ende 50 und unverheiratet. Eine Arbeitskollegin macht ihm hübsche Augen und irgendwann lässt er sich von ihr zum Essen einladen. In der Wohnung stellt er fest, dass er ihrem im Gefängnis sitzenden Ehemann zum verwechseln ähnelt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Beziehung und er nimmt mehr und mehr das Leben Ihres Mannes an, bis er sich selbst als Necip bezeichnet.
Fazit:
Die Tatsache, dass meine Zusammenfassung sich fast so liest wie die Beschreibung im Viennale-Programm ist kein Zufall. Es ist schwer mehr über die Handlung zu erzählen, ohne zu viel zu verraten, da nicht sehr viel im Film passiert.
Der Film ist äußerst dialogarm und erzählt sehr viel zwischen den Zeilen / zwischen den Bilden. Man bekommt keinen genauen Einblick in Nihat/Necip und warum er so ist, wie er ist und warum er tut, was er tut. Man schaut einfach nur zu. So wie er dabei zusieht, was mit ihm passiert.
Ben o Degilim war einer meiner Pflichtfilme und das war gut so.

Stimmen
Inhalt (man möge mir verzeihen, wenn ich es nicht schaffe, die Handlung verständlich wiederzugeben):
Alex ist ein weltbekannter Tenor und steht kurz vor der Premiere von Orpheus und Euridyke.
Alex hat nebenbei noch 4 weitere Persönlichkeits-Aspekte die wie in einer WG zusammen wohnen. Der jungendlich Hitzköpfige Lex, die sinnliche sexuell frustrierte Sandra, der schüchtern brilliante Alexander und der kleine unbedarfte Xandi. Alkohol und Stress sei es gedankt, verliert er nun aber die Kontrolle und vor allem Lex und Sandra übernehmen dann das Kommando.
Das bedeutet, dass Lex sich an Alex Theater-Kollegin ranmacht und die Proben schwänzt, während Sandra sich in der nahe gelegenen Schwulenbar vergnügt.
So stolpern Alex Ex-Freundin und sein Therapeut irgendwann in seine Kopf-WG und lernen die anderen kennen.
Fazit:
Wie man sich vorstellen kann, ist das ein etwas schräger und verschrobener Film. Sebst wenn man mitten drin sitzt, braucht es schon einige Zeit bis man das dahinterliegende Konzept verstanden hat.
Das Konzept ist großartig, auch wenn man am Ende wohl noch immer nicht alles verstanden. ;)
Die Persönlichkeits-WG ist eine reale Wohnung, und somit lässt sich gut etablieren, was im Kopf statt findet und was draußen. "Draußen" erkennt man zwar auch an Alex' Verhalten wer ihn gerade kontrolliert, aber das Konzept funktioniert vor allem weil man eben die dazugehörige Stimme hört.

Österreichisches Kino kann halt mehr als Milieu- oder Kabarettfilme, wenn man sich darauf einlässt. Nicht verpassen wenn er in den Programmkinos läuft und einem nach ner Ladung Surrealismus ist!

Listen up Philip
Inhalt:
Philip ist ein angehender, aber bereits 2 Mal veröffentlichter Autor Ende 30. Er ist arrogant und egozentrisch, was er für Authenzität und Ehrlichkeit hält. Dabei hat er auch kein Problem seine langjährige Freundin einfach stehen zu lassen und für ein paar Monate in das Landhaus eines angesehenen Autors zu ziehen, der ihn unter seine Fittiche nimmt.
Fazit
Die Inhaltsangabe ist ein wenig dürftig, da es jetzt per se nicht sehr viel Handlung gibt, ohne alles erzählt zu haben. Vor allem was die "Entwicklung" Philips über diesen Sommer hinweg angeht und wie er und seine Freundin damit im Herbst umgehen, will ich nicht vorwegnehmen.
Wobei ich damit nicht sagen will, dass man den Film gesehen haben muss.
Philip ist ein Unsympathler, der sich teilweise selbst durch die Gegend tragt und zuschaut was passiert. Die Tatsache, dass sein Sponsor genauso widerwärtig ist (und auf ein Leben zurück blickt, dass eine Vorschau auf jenes von Philips ist), lässt die Vermutung aufkommen, dass alles Schriftsteller so sind. Nur wer sich von diesen störenden Einflüssen trennt kann es zu was bringen, richtig?
Von technischer Seite her gibt es nicht wirklich viel über den Film zu sagen.
[Ich bin bereits mit Fieber und allem drum und dran in dem Film gesessen. Da meine Arbeitskollegin aber selbst über den Film herzieht, glaube ich nicht, dass es an meinem Gesundsheitzsustand und der einhergehenden Laune liegt, dass ich nicht viel (gutes) über ihn zu sagen habe.]

Turist
Inhalt
Eine 4-köpfige schwedische Familie macht Ski-Urlaub in den französischen Alpen. Beim Mittagessen auf der Teresse des Gipfel-Restaurants beobachten sie wie eine kontrolliert gelöste Lawine den Hang runterrauscht. Als die Lawine zuviel Tempo aufnimmt und Richtung Restaurant rollt bricht Panik unter den Gästen aus. Vater Tomas springt ebenfalls auf, schnappt sich iPhone und Handschuhe und stürmt los ...und lässt Frau und Kinder am Tisch zurück.
Als sich der Schneestaub legt wird klar, dass es keinen Grund zur Panik gab und die Gäste setzen sich wieder an ihre Tische. Auch Tomas, der einfach nur kommentiert "Wow, das war was!". Für Ebba ist es nicht so lapidar abzutun, dass er da einfach verschwunden ist...
Fazit
Turist war für mich ein absoluter Pflichtfilm als ich ihn im Programm entdeckt habe. Und ich bin sehr froh, dass ich trotz angeschlagenem Zustand hin bin.
Er war wirklich fantastisch. Toll gespielt und inhaltlich authentisch. Keine überzogenen Reaktionen. Wenn es sich ergibt: unbedingt anschauen!

Die Reaktionen im Publikum (Gelächter von Frauen an den unpassenden Stellen) hat mir auch gezeigt, dass es noch ein breiter Weg ist, bis ein tatsächlicher Diskurs über die Geschlechterrolle des Mannes stattfinden kann.

- BM out -
(Nachdem ich jetzt 3 Tage lang an dem Beitrag gesessen bin, veröffentliche ich ihn einfach aus Protest in seiner aktuellen Form ^^)
la-mamma hat am 11. Nov, 09:24 ein Lebenszeichen gegeben
danke für so viel superfilmkritik! (ich find die nämlich genau richtig lang und guster auf manchen film machen sie mir auch!) 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma