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In der kurzen Zeit zwischen Weihnachten und Silvester findet eine wunderbare Transformation statt. Die Christkindlmarkt-Standeln verwandeln sich in Tische mit Glücksbringern. Hex-hex.

Von Kleeblättern weiß man es ja das ganze Jahr über, zum Jahreswechsel gilt es auch aus irgendwelchen Gründen für Hufeisen.
Schweinchen bringen ganz offensichtlich viel Glück. Außerdem Schnitzel.
Marienkäfer sind schon seit immer für ihren Segen bekannt. Nur Ameisen sind kein Fan.
Mit Pilzen macht man auch jeden froh. No-na.

Mir völlig neu, aber heute auf bei so einem Glücksbringer-Standl gesehen, sind auch Igel als Überbringer guter Nachricht im Einsatz.
Wenn ich aus der Dokumentation über Hase und Igel eines gelernt habe, dann das der Igel als Glücksbringer bitte nur Leuten geschenkt wird, die es erst in der 2. Jahreshälfte wirklich brauchen.

- BM out -

Weihnachtfreude überall?
Nicht wenn man meiner Arbeitskollegin zuhört, die kürzlich aus der Ubahn aussteigen musste, weil es ihr zu viel geworden ist.
Nicht nur die Menschenmasse an sich, sondern der kollektive Stress den sie alle ausgestrahlt haben. Alle vollbepackt mit zig Taschen, beladen mit dutzenden Geschenken die hastig anderen Leuten aus den Händen gerissen wurden, den Wahnsinn in den Augen …und ja, das sind jetzt meine Worte.

Zurück zur Kollegin, die für Weihnachten noch weniger übrig hat als ich. Ich würde sie ja verstehen, wenn da nicht folgendes Detail wäre, von dem sie mir heute erzählt hat. Man möge sich ein schockiertes Lufteinsaugen vorstellen:
Die hat in ihrer Kindheit keine Briefe ans Christkind geschrieben!
Sie wusste quasi schon immer, dass die Geschenke von den Leuten aus ihrem Umfeld kamen. Das sich hier Eltern, Onkeln und Co Gedanken und Mühe gemacht hatten (oder eben auch nicht).

Meiner Meinung nach ist das Christkind noch das Beste an dem ganzen Brimborium der Weihnachtszeit.
Ich kann mich noch erinnern, dass ich sogar noch Briefe ans Christkind aufs Fensterbrett gelegt habe, nachdem ich darüber aufgeklärt wurde, dass es keine übernatürliche Packerlschubse gibt. Mein Papa hat noch eine Weile hinter verschlossener Tür mit dem Glöckchen zur Bescherung geklingelt und ist bei der Terrasse rausgehüpft um heimlich wieder bei der Haustür reingekommen, und gemeinsam mit uns den leuchtenden Baum zu bestaunen.

Sich heute vor den schwelenden Christbaum zu stellen, „Oh Tannenbaum“ zu krächzen und sich dann gegenseitig Pakete in die Hand drücken obwohl ausgemacht war, dass man sich nicht schenkt …da fehlt jeder Zauber.
Ein Zauber von dem ich gehört habe, dass ihn auch Leute meiner Generation wieder mit ihren kleinen Kindern aufleben lassen. Teilweise auch solche, die es gar nicht selbst erlebt haben. Womit die ach so besinnliche Vorweihnachtszeit, zumindest am Weihnachtsabend nicht bloß mit Geschenkspapier-Rascheln ausklingt.

Ich hätte ja versuchen können, die Kollegin zu überreden, einen späten Brief ans Christkind zu schreiben. Ich fürchte nur, da ist Lebkuchen und Anis verloren. Zum Weihnachsfreund lässt sie sich von einem Missionar wie mir nicht mehr bekehren.

- BM out -

Ich bin nicht sicher, ob ich nicht Fan von Rodrigo Duterte werden will.

Die Anti-Kriminalitätspolitik des philippinischen Präsidenten ist genauso brutal wie (für mich) faszinierend. Immerhin lebt er das aus, was andere seit Jahrzehnten fordern: hart durchgreifen, Null Toleranz, Todesstrafe für alle.
Die Befürworter dieser Politik sind davon überzeugt, dass man mit dieser Methode die Leute davon abschreckt kriminell zu werden.
Die Gegner – zu denen ich mich zähle – sind der Meinung, dass Kriminalität lediglich ein Symptom eines größeren Problems ist. Mangelnde Optionen bzgl Arbeitsplatz und Ausbildung, Perspektivenlosigkeit, Notwendigkeit zu überleben und Druck des Umfelds. Kein 5-jähriger geht her und sagt „Wenn ich groß bin, will ich für einen Drogenbaron auf der Straße stehen und an Jugendliche Stoff verticken.“ (falls doch, sollte man mit diesem Kind ein ausführliches und konstruktives Gespräch führen).

Doch die Faszination, dass Duerte hier so hart durchgreift wie noch nie zuvor, ist wirklich groß. Nicht nur, dass im letzten halben Jahr mehr als 2.000 Drogen-Kriminelle erschossen und noch Mal so viele einfach „verschwunden“ sind, und Duerte die Polizei zu solchen Strafexpeditionen auffordert. Er macht keinen Hehl aus seiner eigenen Vergangenheit. Mit Stolz erzählt er, dass er schon während seiner Zeit als Bürgermeister und davor, selbst hunderte Kriminelle erschlagen hat. Er ist mit dem Motorrad in die miesesten Gegenden gefahren und hat dort ganze Banden aufgerieben.
In unseren Breiten gar nicht vorstellbar, dass sich ein Politiker das zu sagen traut. Bereits jede Äußerung die das Wort „Todesstrafe“ beinhaltet führt zu geschocktem Luft anhalten.

Doch die Faszination von Duerte geht noch ein Stück weiter …was ist wenn das doch funktioniert?
Was wenn plötzlich alle Kriminellen aufgeben? Wenn in den Philippinen plötzlich keiner mehr Drogen dealt? Wenn alle Bosse aus dem Land flüchten und sich wo niederlassen, wo sie weiterhin auf Kosten anderer ihr Geld machen können?

…und falls es nicht funktioniert, wird Duerte sich jemals der Verantwortung stellen müssen, dass er ein Massenmörder ist?

Irgendwie erinnert es mich daran, als Detective Frank Drebin 1991 eine Auszeichnung für seinen 1.000sten zur Strecke gebrachten Drogendealer erhalten hat.
„Naja, um ganz ehrlich zu sein, die letzten beiden habe ich mit dem Wagen überfahren. Zum Glück hat sich herausgestellt, dass Sie Drogenhändler waren.“

- BM out -

 

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