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Glow ist eine neue Netflix-Serie die in der Mitte der glorreichen 1980er angesiedelt ist. Die Geschichte erzählt von einem Regisseur, der versucht eine TV-Show über/mit weiblichen Wrestlern auf die Beine zu stellen.

In der Hauptrolle spielt Alison Brie, die ich vor allem für ihre Rolle als Annie in Community mochte und jetzt für ihr Voice Work als Diane in Bojack Horseman mag.
Vorweg gebe ich zu. dass ich mir die erste Folge Glow nur angeschaut habe, weil ich gehört hatte, dass sie darin eine Nacktszene hat.

Geblieben bin ich aber nicht wegen dieser Nacktszene oder der angezogenen Alison Brie, deren Character Ruth ich ziemlich anstrengend finde.
Das Setting, mit all seinen Schulterpolstern und Fönfrisuren, und der Handlungsbogen sind aber ziemlich gut, zumal für (fast) alle Charaktere Zeit eingeräumt wird.

Da gibt es nämlich einige, da das Cast der geplanten TV-Show 12 Frauen umfasst, die aus sehr unterschiedlichen Gründen dabei sein wollen. Auf die Story selbst möchte ich gar nicht eingehen, die kann sich jeder selbst anschauen. Interessanter finde ich nämlich auf einer Meta-Ebene, dass mir aufgefallen ist, dass es einen einzigen (wichtigen) Charakter in der Sendung gibt, der mir in allen Szenen sympathisch ist.

Ein großer Teil in der Mitte der Serie dreht sich darum, welche Persona die Wrestlerinnen darstellen sollen. Wrestler sind laut & bunt, aber stehen sehr markant für etwas und haben Props, Signature-Moves, Tag-Lines, etc. (Ich habe mir bisher nichts aus Wrestling gemacht und das hat sich nicht geändert, nur weil ich Dank Glow jetzt etwas Hintergrundinformation habe.) Damit diese Persona rüberkommt muss sie sehr flach und Cliché sein. Dass diese Stereotype den Frauen teilweise nicht entsprechen oder anstößig sind, ist für teilweise ein echtes Problem.

Besonders als die Inderin Arthie aufgrund ihrer braunen Haut ins Terroristeneck gestellt wird (großartig: "Er weißt aber schon, dass ich nicht Moslem bin?") und den Wrestler-Namen "Beirut" bekommt. Oder Jenny, die Wurzeln in Kambodscha hat, bei der als "Fortune Cookie" alle ostasiatischen Stereotype wild zusammengewürfelt werden.
"Wellfare Queen"s Trashtalk ist darüber, wie sie das Sozialsystem ausnutzt und dass sie den ganzen Tag TV schaut während andere arbeiten. Dabei wirft sie mit Essensmarken um sich und kann mit ihrer Fernbedienung Gegner kontrollieren. Es versteht sich in dem Kontext von selbst, dass "Wellfare Queen" eine dicke Schwarze ist.

Eine ganz besondere Rolle hat Sheila "The She-Wolf", eine Frau Mitte 20 die sich mit Make-up, Perrücke und kaputter Kleidung wie von Wölfen großgezogen zeigt. Dazu später mehr.

Während alle anderen Anweisungen von Regisseur Sam bekommen, welche Art von Charakter sie darstellen sollen, oder ob Kostüm, Requisiten und Sprüche passen, steht Ruth alleine da.
Die Beziehung zwischen den beiden ist von Beginn an ein wenig in der Schräglage. Vor allem weil Ruth als erfolglose aber 'richtige' Schauspielerin ziemlich mühsam ist (für den Regisseur und für mich). Sie geht mit Method Acting an die Sache ran, braucht Charaktermotivation und inszeniert viel - auch sich selbst, obwohl sie mehr graue Maus denn große Diva ist.
Hinzu kommt der Plot, dass sie die Ehe ihrer besten Freundin mit-zerstört hat und forthin den Spitznamen "Homewrecker" trägt.

Mittendrin und doch ein wenig Abseits davon steht Sam, Ende 40, kettenrauchend, grantig. Ein eingesessener und erfolgreicher Regisseur von Hits wie "Blood Disco", "Swamp Maidens of Vietcong" und natürlich "Blood Disco II". Also so trashigen Direct-to-VHS Tits & Gore-Filmen, die eine eigene aber treue Fangemeinde haben.
Das für mich faszinierende an Sam ist, dass er eigentlich als einziger weiß wer er ist. Er ist diese Art von Alltagssexist, von der heute gerne behauptet wird, dass es sie nicht mehr gibt. Er kokst (wobei, es sind die 80er in LA...). Geht mit seinen Schauspielerinnen ins Bett und versucht erst gar nicht ein "besserer" Regisseur zu sein. Er hat sein Genre und steht hinter seiner B-Movie Karriere.
Er wäre mir der Lieblingscharakter der Serie wenn er nicht so ein Widerling wäre.


Hier komme ich nochmals auf Sheila zurück. "The She-Wolf" ist nämlich nicht ihr Wrestling Alter-Ego, sondern wie sie sich selbst gibt. Für sich. Weil sie sich als Wolf fühlt. Sie legt sich auch keine andere Persona zu und verweigert sich, für die Wrestling-Show einen Werwolf darzustellen. So schwer ihr die Interaktion mit den anderen fällt, zumal die meisten Leute sie wegen ihres Auftretens (und der offensichtlichen psychischen Störung) runtermachen, und sie oft in Situationen ist mit denen sie nicht gut klar kommt: Umgeben von lauter Zweiflern weiß Sheila wer sie ist.

Übrigens steht Glow für "Gorgeous Ladies Of Wrestling", eine TV-Serie die es damals tatsächlich gab. Ich sags ja, die 80er....

- BM out -
 

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