"Kia Ora!" aus dem Land der langen weißen Wolke, oder wie es so poetisch im Westen genannt wird, Neu Seeland.
Seit einer Woche bin ich nun mit Kiwi Experience unterwegs, und habe einiges zu erzählen. Aufgrund der langen Pause, die ich nun nichts bloggen konnte, da ich keinen Internetzugang hatte, ist der Informationsgehalt natürlich enorm, also werde ich versuchen das Ganze hier ein wenig zu gliedern.
Tour
Um euch mal den Aufbau meiner aktuellen Tour durch Neu Seeland klar zu machen, hier ein paar Erklärungen dazu.
Ich bin mit der so genannten Kiwi Experience (kurz Kiwi Ex) unterwegs. Da bucht man eine Route und darf auf den Segmenten dieser Route mit dem Kiwi-Bus fahren. In diesem Kiwi-Ticket sind dann einige Wanderungen und Spaziergänge inkludiert, und natürlich der Fahrer, der gleichzeitig der Führer der Tour ist, und einen mit wertvollen (?!?) Informationen versorgt. Also die Leute auf seinem Bus hinweist, was man in der Gegend, in die man nun kommt, alles machen kann. Außerdem bietet Kiwi viele zusätzlich zu zahlende Aktivitäten an, wo man als Mitglied der Tour einige Dollar spart, als wenn man es separat bucht. Auch bei der Quartiersuche helfen einem die Kiwi-Ex-Leute, da sie natürlich auch hier Partner haben. Das ist bequem und einfach, da man sich keine Sorgen darum machen muss, wo man die Nacht verbringt, und kostet auch nicht mehr als wenn man separat bucht. Was man natürlich machen kann ...aber warum sollte man die Gruppe verlassen.
Denn auch wenn man eigentlich sein eigenes Tempo festlegen kann, und an jedem Ort so lange bleiben kann wie man will (man muss die Tour innerhalb von 6 Monaten beenden und sollte natürlich auch ein Visum für NZ haben, das solange gilt...), man lernt die Leute auf seinem Bus schnell kennen und es ist nett, mit diesen Leuten weiterzureisen.
Laut Kiwi-Ex dauert meine Tour mindestens 26 Tage, und auf der Südroute werde ich einfach mal bei der Gruppe bleiben. Am Weg zurück nach Auckland werde ich dann aber an den Orten, wo es mir gefallen hat, wohl länger Station einlegen. Mal schauen.
Meine nächste Station ist übrigens Australien, dorthin fliege ich dann am 1. August ex Auckland.
Neu Seeland - Landschaft
Ich habe bisher ja nur die halbe Nordinsel gesehen, und generell behauptet man ja, dass die Südinsel die schönere und interessantere ist. Wie sich das dann gestalten soll, kann ich mir bislang nicht erklären, da was ich bisher gesehen habe, wirklich wunderschön war.
Wie ich ja bereits erzählt habe, ist es hier ziemlich grün.
Es ist schwer das alles in Worte zu fassen, und wenn ich nun behaupte "das muss man einfach gesehen haben" ist euch auch nicht wirklich geholfen.
Was ich aber definitiv warnend hinzufügen muss, ist dass es mit der Schönheit des Landes auch ein kleines Problem gibt. Wenn etwas die ganze Zeit schön ist, ist es schwer es nicht als Monoton und ermüdend zu empfinden. Und wenn man Menschen, so wie ich es sehe, nicht für ihre Stärken sondern trotz ihrer Schwächen liebt, und das selbe Prinzip auch auf Landschaften umgelegt wird, dürfte man Neu Seeland eigentlich nicht mögen. Aber wahrscheinlich gibt es in dieser Gleichung einfach wo einen Fehler.
Jedenfalls egal, ob man nun den 90 Mile-Beach (der nur 60 Meilen lang ist, aber das ist eine andere Geschichte, die ich euch nicht erzählen konnte) in Northland her nimmt, die ehemaligen Goldgräber-Minen und die Schlucht dort von Karangahake, die natürlichen Geysire und schwefeligen Schlammpoole in Rotorua oder halt den Lake Taupo (wo ich zur Zeit bin, und der als größter See der Süd-Hemisphäre groß genug ist um die gesamte Insel Singapur aufzunehmen) ..es gibt hier scheinbar keinen Fleck den man für sich genommen als öde und langweilig bezeichnen kann.
Maori-Kultur
Die Maori, die als erste Siedlungen auf Neu Seeland errichtet haben, waren ein starkes und kriegerisches Volk. Heute leben sie wie alle anderen in normalen Wohnungen und gehen normalen, geregelten Leben nach. Kämpfen aber stark für die Erhaltung ihrer Kultur, ihre Sprache, ihre Kunst.
Maori waren übrigens die ersten die im Kampf gegen die Briten Gräben ausgehoben haben, mit unterschiedlich dicken Wänden um selbst die Kanonenkugeln abzuhalten. Britische Ingenieure haben sich das dann für den ersten Weltkrieg von ihnen abgeschaut.
Oder die Gesichtstätowierungen der Maori, sind 3 Schichten tief in die Haut geritzt - eine normale Tätowierung heutzutage ist nur eine Schicht tief (so wurde es mir jedenfalls erkärt). Männer haben diese Schmerzen unter anderem auf sich genommen, weil das in etwa das Gegenstück sein soll, für den Schmerz den eine Frau erlebt, wenn sie ein Kind gebiert. Das nenne ich mal Gleichberechtigung :)
Maori-Namen sind eine komplexe Angelegenheit. Das längste Maori-Wort ist über 80 Zeichen lang. Und irgendwie schaut alles gleich aus, finde ich. Grundsätzlich spricht man alles so aus, wie es da steht, einzige mir bekannte Ausnahme ist, das man WH wie ein F ausspricht. Das Maori-Wort für Haus (unter anderem, normalerweise haben die Worte anscheinend immer mehrere Bedeutungen aufeinmal) ist Whaka. Den infantilen Gemütern von uns Jungs am Kiwi-Bus gefällt das natürlich sehr. Whakaho klingt dann nämlich wie "Fuck a Ho" (Fick ne Hure), und natürlich schütteln sich alle, wenn das Wort Whakapapa auftaucht... Wirklich wichtig ist eh nur, das man "Kia Ora" sagen kann. Das ist Begrüssung, Verabschiedung, Bedanken, Achtung ..ach, wahrscheinlich kann man alles mit Kia Ora beantworten, und sagt nix falsches.
Ich war bei einer Maori-Kulturveranstaltung, wo dann unter anderem Stationen waren, wo das traditionelle Maori-Leben vor 100 Jahren vorgeführt und erklärt wurde. Bei der Krieger/Jäger-Station, wo die einzelnen Waffen und ihre Handhabung gezeigt wurden, schliesst dann der Maori mit "..aber mir ist das zu kompliziert, ich geh lieber zu McDonalds".
Bei einer Heisse-Quellen-Führung erzählte die Maori-Führerin, dass früher gefangene Vögel als Ganzes in den Schlammpools gegrillt wurden, da man dann gleich das Federkleid und die Haut mit der Schlammkruste abzieht und drunter das gegarte Fleisch hat. Heutzutage ist es den Maori aber durch die geltenden Hygiene-Bestimmungen nicht mehr erlaubt so zu kochen. Die Führerin dazu: "Mir ist das ganz recht, ich geh lieber zu Kentucky Fried Chicken."
Ich denke diese beiden Anekdoten geben einen ziemlich guten Einblick in das heutige Maori-Leben.
Flora
Neu Seeland ist ziemlich grün, und nun ergibt es sich also von selbst, dass dieses grün von Pflanzen kommen muss. Aber bitte fragt mich jetzt nicht, was das für Pflanzen sind... ich bin doch froh, dass mir das Gemüse im Kühlschrank nicht eingeht.
Wichtig und typisch für NZ sind natürlich Farne. Aber über die kann ich euch nicht wirklich was erzählen.
Die wohl besonderste Pflanze hier ist aber der Kauri-Baum. Der zweitgrösste Baum der Welt. Der wächst nur im Norden der Nordinsel, und erreicht gewaltige Dimensionen. Durchmesser von 4m und mehr sind keine Seltenheit, er wird hochgenug um sich Genickstarre zu holen, wenn man hinauf schaut, und vorallem wird er alt. 1000 Jahre mindestens, der älteste Kauri soll ca 4000 Jahre alte geworden sein. Früher wurden die Kauri-Bäume auch zur Gewinnung von Gummi (natürlich aus dem Harz) genutzt, mittlerweile ist das aber verboten.
Auch erwähnenswert, wenn wir schon bei den Kauris sind, ist ein Kauri-Wald der vor ca 45000 Jahren (+/- ein paar Tage schätze ich) von einer gewaltigen Flutwelle umgeworfen und unter dem Schlick konserviert wurde. Vor rund 70 Jahren wurden die Bäume dann unter der Erde entdeckt und heute werden sie in sauteuere Souvenirs verarbeitet. Das nenne ich Geschichte...
Fauna
Zur Tierwelt habe ich eigentlich nur zwei Unterpunkte. Das sind das Possum und die Kiwi-Vögel (im weiteren Verlauf nur Kiwi genannt. Also bitte nicht mit der Frucht verwechseln... wir sind hier nicht in der nicht Flora-Beschreibung).
Als die Maori Aotearoa erreicht hatten, haben sie es mit der Beschreibung "Das Land das so reich an Nahrung ist, dass die Vögel größer als Menschen werden" versehen. In Wirklichkeit mangelte es hier einfach nur an Raubtieren, deswegen haben die Maori halt gleich mal alle großen Vögel gejagt bis diese ausgestorben sind und dann gegeneinander Krieg um Nahrungsvorräte geführt. Aber wirklich schlimm ist es den Vögeln erst gegangen, als die Europäer gekommen sind. Die haben nämlich dann lauter Raubtiere und Fressfeinde eingeführt, die in der Evolution dieser Tiere nicht vorgesehen waren.
Und deswegen ist die Population von Kiwis in den letzten 100 - 150 Jahren von 12 Millionen Stück auf knapp 70.000 gesunken ..und es werden jedes Jahr rund 5% weniger. Seit ich diese nachtaktiven Vögel in einer Zuchtstation gesehen habe, in der die Tageszeiten vertauscht simuliert werden, kann ich das aber verstehen. Die Kiwis sind ziemlich groß, wirken ziemlich plump ...und betteln ja geradezu darum gefressen zu werden.
Einer der größten Unnatürlichen Feinde der Kiwis ist das Possum. Das wurde für die Fellzucht von Australien hierher eingeschleppt, und ist nun die größte Plage, die Neu Seeland heimsucht. Die vernichten jede Nacht ca 24 Tonnen (wenn ich mir die Zahl richtig gemerkt habe, aber sicherlich nicht viel weniger) an Grünzeug, richten also immensen Flurschaden in den Wäldern an.
Achja, natürlich wurde dann auch gleich irgendein natürlicher Feind für die Possums importiert, dessen Namen ich mittlerweile vergessen habe. Aber statt der Possums jagt der natürlich auch lieber die Kiwis...
Aktivitäten
Kommen wir nun zum spektakulärsten Teil meiner Reise. Hier eine kurze Auflistung und Beschreibung womit ich mir hier die Zeit vertreibe. Der Einfachheit halber liste ich das hier chronologisch auf.
Sandboarding: Eine 85m hohe Sanddüne, ein Plastikboard von ca 50cm Länge. Fertig. Man klettert also mühselig durch den kalten Sand hinauf auf den Kamm der Düne, legt sich bäuchlings auf das Brett und sollte dann mit Druck durch Ellbogen und Oberschenkel das Ding gerade halten. Zum Bremsen kann man auch gerne die Zehen in den Sand rammen ...aber in meinem Fall hat das nur zu spektakulären Überschlägen geführt. Im Schnitt bekommt man eine Geschwindigkeit von 50 - 85 kmh ...was sich schon gewaltig anfühlt. Besonders wenn man am Ende bei seinem Bremsmanöver einen Überschlag hinlegt und durch den Sand rollt. Ich hätte es ein viertes Mal gemacht, wenn ich die Kraft und den Atem gehabt hätte, nochmal den Hügel raufzustapfen :)
Kayaking: Ich habe eine 4-stündige, geführte Kajak-Tour gemacht. Im Prinzip ist es ganz einfach und macht extrem viel Spass. Es ist mir wie natürlichste Form der Bewegung vorgekommen, besser als gehen, als ob ich so zur Arbeit fahren sollte. Es ist ein großartiges Gefühl, wenn man merkt, wie man sich vorwärts bewegt, nur weil man paddelt... besser als Radfahren.
Zu Beginn ist es seltsam, weil das Kajak natürlich ein wenig hin-und-her wackelt und man das mit den Hüften ausgleichen muss, aber sobald man sich erstmal daran gewöhnt, geht es flott dahin.
Bei der Tour haben wir Vögel beobachtet die sich im Sturzflug ins Wasser schmeissen und beim auftauchen nach Fischen schnappen. Das ist schon seltsam, wenn nur wenige Meter neben einem ein Vogel mit 100kmh ins Wasser schnellt..
Unsere Tour hat uns durch den Teil des Pazifiks geführt, der in der Bay of Island liegt ... als wir diesen See durchquert haben und der Wind aufgefrischt hat, haben mich die Wellen so sehr eingedeckt, dass ich später, als es getrocknet war eine leichte Salzkruste auf der Haut hatte :)
Außerdem hat uns die Tour durch in einen Mangrovenwald geführt, wo das Wasser so still war, dass wir eine Art Picknick auf dem Wasser hatten. Adriana, unsere Führerin hatte Orangensaft und Cookies dabei, also haben wir unsere Kajaks zusammen aneinander geschoben und gemütlich geplauscht, und unsere Erfrischung genossen.
Das genialste - ich hatte am nächsten Tag nicht mal ein bisschen Muskelkater, obwohl ich besonders viel auf der linken Seite paddeln musste, um der Strömung gegen zu steuern.
Zorbing: Okay, verglichen mit allem anderen was ich hier erlebt habe, ist es das langweiligste. Kinderkram. Man steigt in einen großen 2-wandigen Ball (Fachausdruck: Zorb) und rollt einen Hügel runter. In der Kugel ist ein wenig Wasser, damit man sich keine Verbrennungen holt, und somit gleitet man fast gemütlich, wenn auch bei ordentlichem Tempo den Hügel runter. Macht viel Spass (wir waren 3 Leute im Zorb), aber man sieht nix von draußen, was es unspektakulär macht.
Black Water Rafting: Die bieten dort verschiedene Touren an, ich hab mich für die spannendste davon entschieden. Eine ca 5-stündige Tour durch die Sandstein-Höhlen von Waitomo, die Abseilen, Flying Fox, Tube-Rafting, Klettern und Höhlenwanderung beinhaltet, wobei man ca 3 Stunden unterirdisch verbringt.
Den Rest der Zeit verbringt man mit dem Anlegen der Ausrüstung, und dem Training. Da meine Tour erst gegen 3 begonnen hat, waren unsere Wetsuits bereits nass und somit auch arschkalt. In die Klamotten zu schlüpfen war also eine unangenehme Sache, und dass ich nach ca 10 Minuten nur noch kalte Zehen hatte, erübrigt sich von selbst.
Das Abseil-Training war kein Problem.. man hängt sich in das Seil und läuft rückwärts einen leicht steilen Hang runter. Nix dabei.
Doch dann kam das richtige Abseilen... einen 35m tiefen Schacht hinunter. Ich kann aber voller Stolz behaupten, dass ich das in einem flotten, fast gleichbleibenden Tempo geschafft habe und dabei nicht verbissen abgebremst habe. Einzig als der Schacht kurz enger wurde und ich mich drehen musste, ist mir kurz die Lust vergangen ...aber da war es ja eh schon zu spät :)
Nächste Station war dann eine (geschätzt) 15m lange Flying Fox-Partie. Da hängt man in seinem Geschirr an einem Drahtseil und rauscht im dunklen (unsere Helmlampen mussten wir dafür abdrehen) durch eine Höhle. Dabei dreht man sich automatisch rückwärts, was mir natürlich gar nicht gefallen hat. Aber nachdem alle dabei gekreischt und geschrien haben, war mein langgezogenes "SCHEISSE" nicht so außergewöhnlich.
Dann gab es eine kurze Pause, wo wir an einer Klippe gesessen haben und Kaffe und nen Keks genossen haben.
Und dann war es mit dem Aufwärmen auch schon vorbei. Wir bekommen unsere Tubes (gewaltige Reifen, wie man sie aus einigen Wasserparks kennt), die halten wir uns hinter den Rücken und springen über die Klippen, an denen wir gerade noch Pause gemacht haben, ca 3m in die Tiefe. Dort unten wartet das eiskalte Wasser, schon auf uns. Man dreht sich beim Flug natürlich so, dass man mit dem Hintern im Reifen zuerst aufkommt...was egal ist, weil man dabei eh untergeht und einen das kalte Nass umspült.
Dann paddelt man mit den Händen durch die Höhle, später zieht man sich an Seilen entlang durchs Wasser. Dabei jammert dann einfach mal jeder wie kalt ihm nicht grad ist :)
Das besondere an diesen Höhlen (es gibt auch Touren, wo man nicht nass wird, um das zu sehen) sind die sogenannten Glowworms (nicht mit unseren Glühwürmchen verwandt). Sobald das Licht aus ist, sieht man an den Höhlen decken und Wänden ein grünes Schimmern. Für mich, der ohne Brille unterwegs ist, spektakulärer, weil die einzelnen grünen Lichter zu einem großen grünen Leuchten verschwimmen. Doch das Leuchten kommt gar nicht wirklich von den Würmern (die eigentlich Raupen sind), sondern von deren Ausscheidungen, mit denen fangen die nämlich ihr Futter. Sehr genial was sich die Natur manchmal einfallen lässt.
Als wir das Ende der Höhle erreichen bilden wir eine Kette und unser Führer Josh zieht uns zurück in die große Höhle wo wir ins Wasser gesprungen sind. Dort werfen wir die Tubes wieder hinauf, für die nächste Gruppe. Nun beginnt die Höhlenwanderung ... wir schwimmen und watten also durch das kalte Wasser. Ich fühle mich mittlerweile gar nicht mehr so kalt, aber meine Zehen spüre ich auch nimmer. Teilweise lassen wir uns von der Strömung treiben, dazwischen rutschen wir einen kleinen Wasserfall hinab. Die Höhlen werden größer und kleiner, die Gänge enger, es ist spannend und aufregend. Irgendwann verliere ich mal die Balance und schaffe es gerade noch mich an einem Felsen abzufangen, meine linke Hand ist deswegen den gesamten nächsten Tag beleidigt.
Es gibt nochmal eine kleine Aufwärm-Pause mit nem Stück Schokolade und heißem Orangensaft.
Dann kommen wir zu dem Teil, der mir am meisten Spass gemacht hat: Wasserfälle hochklettern. Es ist großartig, gegen die Strömung anzukämpfen, nach Halt für Hände und Füsse zu suchen und sich nach oben zu kämpfen. Die schwere, nasse Wetsuit erleichtert das ja nicht wirklich.
Nachdem wir einen zweiten Wasserfall hochgeklettert sind und auf Felsen sitzend auf die anderen warten, frage ich mich plötzlich was denn da von der Decke hängt. Im Licht meiner Helmlampe schaut das ganze nach einer Pflanze aus, ich hebe den Blick nach oben ...doch statt einer Höhlendecke ist über mir ein klarer Nachthimmel und ein schwachleuchtender Mond. Wir sind zurück an der Oberfläche...
Nachdem wir uns wieder aus unseren Wetsuits rausgeschält und warm geduscht hatten, gab es zum Aufwärmen heiße Tomatensuppe. Nie hat Tomatensuppe besser geschmeckt :)
Skydiving: Ja, ich habe mich bei 12000 Fuss (ca 3500m) Höhe aus einem Flugzeug geschmissen. Ich hatte aber einen Typen auf den Rücken geschnallt der sich mit Fallschirmen auskennt, und sogar einen dabei hatte. Schien mir einfacher zu sein, als mir selbst einen Fallschirm zu suchen.
Das ist im übrigen keine Frage des sich trauen. Man macht es einfach, oder eben nicht. Denn in dieser Höhe gibt es keine Tiefenwahrnehmung mehr, also kann sowas wie Schwindel oder Höhenangst nicht einsetzen. Behaupten die von dem Skydiving-Unternehmen zumindest. Alles was man selbst machen muss, ist den Kopf in den Nacken, dem Instruktor auf die Schulter, legen. Die Füsse, sobald die Tür aufgeht, unterm Flieger ineinander hacken und ein Hohlkreuz formen. Die Hände behalt man, bis man vom Instruktor das Signal bekommt, an der Brust. Klingt doch einfach, oder?
Wie es der Zufall wollte, war mein Instruktor ein Deutscher namens Volker, und wir waren die letzten die in den kleinen Flieger gestiegen sind.. und somit auch die ersten die wieder raus mussten. Mit uns noch 3 andere Tandemspringer. Also bin ich direkt neben der Plexiglas-Tür gesessen und habe gesehen wie die Welt kleiner wurde. Ich bin schon viel geflogen und fliege gerne, daher kein Problem. Während des Aufstieges bringt Volker dann die ganzen Haken an um mich an sich zu zurren. Das schränkt die Beweglichkeit doch erheblich ein.
Als wir dann unsere Zielhöhe erreicht haben und sich die Tür öffnet, wir unsere Füsse über den Rand schieben, ich meine unter dem Flieger ineinander Hake, mein Hohlkreuz forme und meinen Kopf in den Nacken lege, sollte ich eigentlich den Himmel über uns sehen ...ich kann mich aber nicht daran erinnern.
Ich weiß nur noch wie plötzlich unter mir der Boden auftaucht, die ganze Umgebung, der gewaltige Lake Taupo. Das Gefühl zu fallen, und vor allem schnell (ca 200 kmh) zu fallen ist enorm ...aber der Boden kommt nicht wirklich näher. Das Hirn verkraftet das einfach nicht, begreift nicht was los ist und schaltet komplett ab. Die Sensorik ist natürlich voll da, und weiß auch nicht wohin mit den ganzen Informationen. Ich habe das Gefühl als ob ich in eiskaltes Wasser gefallen bin, und nach Luft schnappen will, aber weiß, dass ich unter Wasser nicht atmen soll. Mir ist als ob mein Herz einen oder zwei Schläge auslässt. Im Nachhinein ist mir bewusst geworden, dass ich einfach an der Schneide zwischen Panik und Extase gestanden habe. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, aber es ist zu überwältigend um ein schlechtes Gefühlt zu sein.
Als mir Volker das Zeichen gibt, breite ich meine Arme aus und rudere durch die Luft, wir kreiseln, wir kippen, wir fliegen. Erst kurz bevor der freie Fall vorbei ist, kommt das Hirn wieder in Fahrt, aber zu dem Zeitpunkt ist der Körper bereits mit Adrenalin vollgepumpt. Nach ca 45 Sekunden haben wir eine Höhe von 1500 Metern erreicht und der Typ der sich so hartnäckig an meinem Rücken hält, egal wie schnell ich falle, öffnet den Fallschirm. Ein kurzer Ruck, ein leichtes Ziehen und schon gleiten wir mit ca 40 kmh durch die Luft. Wir ziehen unsere Kreise über der wunderschönen Landschaft Neu Seelands, ich sehe den gesamten Lake Taupo, ich sehe den Berg der beim "Herr der Ringe"-Film als Mt Doom herhalten musste, ich sehe den Dampf von den heißen Quellen und Geysiren ringsum aufsteigen. Die Aussicht ist fantastisch, auch wenn ich es nicht wirklich begreife, weil mein Hirn verzweifelt versucht rauszufinden was passiert ist, während es offline war.
Volker bittet mich plötzlich auf seine Füsse zu steigen und mich hochzudrücken und er öffnet irgendwelche Gurte, bevor ich in Panik verfallen kann, versichert er mir aber, dass ich nicht abstürzen werde. Er behält recht.
Dann die Landung. Ich lege die Hände unter die Kniekehlen, ziehe die Beine zur Brust und hebe die Fussspitzen an. Wir schlitten gemütlich am Hintern übers Gras, Volker öffnet die letzten Klammern und Gurte und ich stehe wieder auf eigenen Beinen. Ich schätze, dass der Sinkflug nur knapp 2 Minuten gedauert hat.
Den ganzen restlichen Tag fühle ich mich irgendwie seltsam im Kopf, das Ganze waren einfach zuviele Eindrücke auf einmal für mein Hirn :)
Für diese gesamten Aktivitäten habe ich gesamt nur knapp 320 Euro ausgegeben. Nicht schlecht, oder?
Soviel also von mir, nach einer kurzen Woche auf Neu Seeland...
- BM out -
Seit einer Woche bin ich nun mit Kiwi Experience unterwegs, und habe einiges zu erzählen. Aufgrund der langen Pause, die ich nun nichts bloggen konnte, da ich keinen Internetzugang hatte, ist der Informationsgehalt natürlich enorm, also werde ich versuchen das Ganze hier ein wenig zu gliedern.
Tour
Um euch mal den Aufbau meiner aktuellen Tour durch Neu Seeland klar zu machen, hier ein paar Erklärungen dazu.
Ich bin mit der so genannten Kiwi Experience (kurz Kiwi Ex) unterwegs. Da bucht man eine Route und darf auf den Segmenten dieser Route mit dem Kiwi-Bus fahren. In diesem Kiwi-Ticket sind dann einige Wanderungen und Spaziergänge inkludiert, und natürlich der Fahrer, der gleichzeitig der Führer der Tour ist, und einen mit wertvollen (?!?) Informationen versorgt. Also die Leute auf seinem Bus hinweist, was man in der Gegend, in die man nun kommt, alles machen kann. Außerdem bietet Kiwi viele zusätzlich zu zahlende Aktivitäten an, wo man als Mitglied der Tour einige Dollar spart, als wenn man es separat bucht. Auch bei der Quartiersuche helfen einem die Kiwi-Ex-Leute, da sie natürlich auch hier Partner haben. Das ist bequem und einfach, da man sich keine Sorgen darum machen muss, wo man die Nacht verbringt, und kostet auch nicht mehr als wenn man separat bucht. Was man natürlich machen kann ...aber warum sollte man die Gruppe verlassen.
Denn auch wenn man eigentlich sein eigenes Tempo festlegen kann, und an jedem Ort so lange bleiben kann wie man will (man muss die Tour innerhalb von 6 Monaten beenden und sollte natürlich auch ein Visum für NZ haben, das solange gilt...), man lernt die Leute auf seinem Bus schnell kennen und es ist nett, mit diesen Leuten weiterzureisen.
Laut Kiwi-Ex dauert meine Tour mindestens 26 Tage, und auf der Südroute werde ich einfach mal bei der Gruppe bleiben. Am Weg zurück nach Auckland werde ich dann aber an den Orten, wo es mir gefallen hat, wohl länger Station einlegen. Mal schauen.
Meine nächste Station ist übrigens Australien, dorthin fliege ich dann am 1. August ex Auckland.
Neu Seeland - Landschaft
Ich habe bisher ja nur die halbe Nordinsel gesehen, und generell behauptet man ja, dass die Südinsel die schönere und interessantere ist. Wie sich das dann gestalten soll, kann ich mir bislang nicht erklären, da was ich bisher gesehen habe, wirklich wunderschön war.
Wie ich ja bereits erzählt habe, ist es hier ziemlich grün.
Es ist schwer das alles in Worte zu fassen, und wenn ich nun behaupte "das muss man einfach gesehen haben" ist euch auch nicht wirklich geholfen.
Was ich aber definitiv warnend hinzufügen muss, ist dass es mit der Schönheit des Landes auch ein kleines Problem gibt. Wenn etwas die ganze Zeit schön ist, ist es schwer es nicht als Monoton und ermüdend zu empfinden. Und wenn man Menschen, so wie ich es sehe, nicht für ihre Stärken sondern trotz ihrer Schwächen liebt, und das selbe Prinzip auch auf Landschaften umgelegt wird, dürfte man Neu Seeland eigentlich nicht mögen. Aber wahrscheinlich gibt es in dieser Gleichung einfach wo einen Fehler.
Jedenfalls egal, ob man nun den 90 Mile-Beach (der nur 60 Meilen lang ist, aber das ist eine andere Geschichte, die ich euch nicht erzählen konnte) in Northland her nimmt, die ehemaligen Goldgräber-Minen und die Schlucht dort von Karangahake, die natürlichen Geysire und schwefeligen Schlammpoole in Rotorua oder halt den Lake Taupo (wo ich zur Zeit bin, und der als größter See der Süd-Hemisphäre groß genug ist um die gesamte Insel Singapur aufzunehmen) ..es gibt hier scheinbar keinen Fleck den man für sich genommen als öde und langweilig bezeichnen kann.
Maori-Kultur
Die Maori, die als erste Siedlungen auf Neu Seeland errichtet haben, waren ein starkes und kriegerisches Volk. Heute leben sie wie alle anderen in normalen Wohnungen und gehen normalen, geregelten Leben nach. Kämpfen aber stark für die Erhaltung ihrer Kultur, ihre Sprache, ihre Kunst.
Maori waren übrigens die ersten die im Kampf gegen die Briten Gräben ausgehoben haben, mit unterschiedlich dicken Wänden um selbst die Kanonenkugeln abzuhalten. Britische Ingenieure haben sich das dann für den ersten Weltkrieg von ihnen abgeschaut.
Oder die Gesichtstätowierungen der Maori, sind 3 Schichten tief in die Haut geritzt - eine normale Tätowierung heutzutage ist nur eine Schicht tief (so wurde es mir jedenfalls erkärt). Männer haben diese Schmerzen unter anderem auf sich genommen, weil das in etwa das Gegenstück sein soll, für den Schmerz den eine Frau erlebt, wenn sie ein Kind gebiert. Das nenne ich mal Gleichberechtigung :)
Maori-Namen sind eine komplexe Angelegenheit. Das längste Maori-Wort ist über 80 Zeichen lang. Und irgendwie schaut alles gleich aus, finde ich. Grundsätzlich spricht man alles so aus, wie es da steht, einzige mir bekannte Ausnahme ist, das man WH wie ein F ausspricht. Das Maori-Wort für Haus (unter anderem, normalerweise haben die Worte anscheinend immer mehrere Bedeutungen aufeinmal) ist Whaka. Den infantilen Gemütern von uns Jungs am Kiwi-Bus gefällt das natürlich sehr. Whakaho klingt dann nämlich wie "Fuck a Ho" (Fick ne Hure), und natürlich schütteln sich alle, wenn das Wort Whakapapa auftaucht... Wirklich wichtig ist eh nur, das man "Kia Ora" sagen kann. Das ist Begrüssung, Verabschiedung, Bedanken, Achtung ..ach, wahrscheinlich kann man alles mit Kia Ora beantworten, und sagt nix falsches.
Ich war bei einer Maori-Kulturveranstaltung, wo dann unter anderem Stationen waren, wo das traditionelle Maori-Leben vor 100 Jahren vorgeführt und erklärt wurde. Bei der Krieger/Jäger-Station, wo die einzelnen Waffen und ihre Handhabung gezeigt wurden, schliesst dann der Maori mit "..aber mir ist das zu kompliziert, ich geh lieber zu McDonalds".
Bei einer Heisse-Quellen-Führung erzählte die Maori-Führerin, dass früher gefangene Vögel als Ganzes in den Schlammpools gegrillt wurden, da man dann gleich das Federkleid und die Haut mit der Schlammkruste abzieht und drunter das gegarte Fleisch hat. Heutzutage ist es den Maori aber durch die geltenden Hygiene-Bestimmungen nicht mehr erlaubt so zu kochen. Die Führerin dazu: "Mir ist das ganz recht, ich geh lieber zu Kentucky Fried Chicken."
Ich denke diese beiden Anekdoten geben einen ziemlich guten Einblick in das heutige Maori-Leben.
Flora
Neu Seeland ist ziemlich grün, und nun ergibt es sich also von selbst, dass dieses grün von Pflanzen kommen muss. Aber bitte fragt mich jetzt nicht, was das für Pflanzen sind... ich bin doch froh, dass mir das Gemüse im Kühlschrank nicht eingeht.
Wichtig und typisch für NZ sind natürlich Farne. Aber über die kann ich euch nicht wirklich was erzählen.
Die wohl besonderste Pflanze hier ist aber der Kauri-Baum. Der zweitgrösste Baum der Welt. Der wächst nur im Norden der Nordinsel, und erreicht gewaltige Dimensionen. Durchmesser von 4m und mehr sind keine Seltenheit, er wird hochgenug um sich Genickstarre zu holen, wenn man hinauf schaut, und vorallem wird er alt. 1000 Jahre mindestens, der älteste Kauri soll ca 4000 Jahre alte geworden sein. Früher wurden die Kauri-Bäume auch zur Gewinnung von Gummi (natürlich aus dem Harz) genutzt, mittlerweile ist das aber verboten.
Auch erwähnenswert, wenn wir schon bei den Kauris sind, ist ein Kauri-Wald der vor ca 45000 Jahren (+/- ein paar Tage schätze ich) von einer gewaltigen Flutwelle umgeworfen und unter dem Schlick konserviert wurde. Vor rund 70 Jahren wurden die Bäume dann unter der Erde entdeckt und heute werden sie in sauteuere Souvenirs verarbeitet. Das nenne ich Geschichte...
Fauna
Zur Tierwelt habe ich eigentlich nur zwei Unterpunkte. Das sind das Possum und die Kiwi-Vögel (im weiteren Verlauf nur Kiwi genannt. Also bitte nicht mit der Frucht verwechseln... wir sind hier nicht in der nicht Flora-Beschreibung).
Als die Maori Aotearoa erreicht hatten, haben sie es mit der Beschreibung "Das Land das so reich an Nahrung ist, dass die Vögel größer als Menschen werden" versehen. In Wirklichkeit mangelte es hier einfach nur an Raubtieren, deswegen haben die Maori halt gleich mal alle großen Vögel gejagt bis diese ausgestorben sind und dann gegeneinander Krieg um Nahrungsvorräte geführt. Aber wirklich schlimm ist es den Vögeln erst gegangen, als die Europäer gekommen sind. Die haben nämlich dann lauter Raubtiere und Fressfeinde eingeführt, die in der Evolution dieser Tiere nicht vorgesehen waren.
Und deswegen ist die Population von Kiwis in den letzten 100 - 150 Jahren von 12 Millionen Stück auf knapp 70.000 gesunken ..und es werden jedes Jahr rund 5% weniger. Seit ich diese nachtaktiven Vögel in einer Zuchtstation gesehen habe, in der die Tageszeiten vertauscht simuliert werden, kann ich das aber verstehen. Die Kiwis sind ziemlich groß, wirken ziemlich plump ...und betteln ja geradezu darum gefressen zu werden.
Einer der größten Unnatürlichen Feinde der Kiwis ist das Possum. Das wurde für die Fellzucht von Australien hierher eingeschleppt, und ist nun die größte Plage, die Neu Seeland heimsucht. Die vernichten jede Nacht ca 24 Tonnen (wenn ich mir die Zahl richtig gemerkt habe, aber sicherlich nicht viel weniger) an Grünzeug, richten also immensen Flurschaden in den Wäldern an.
Achja, natürlich wurde dann auch gleich irgendein natürlicher Feind für die Possums importiert, dessen Namen ich mittlerweile vergessen habe. Aber statt der Possums jagt der natürlich auch lieber die Kiwis...
Aktivitäten
Kommen wir nun zum spektakulärsten Teil meiner Reise. Hier eine kurze Auflistung und Beschreibung womit ich mir hier die Zeit vertreibe. Der Einfachheit halber liste ich das hier chronologisch auf.
Sandboarding: Eine 85m hohe Sanddüne, ein Plastikboard von ca 50cm Länge. Fertig. Man klettert also mühselig durch den kalten Sand hinauf auf den Kamm der Düne, legt sich bäuchlings auf das Brett und sollte dann mit Druck durch Ellbogen und Oberschenkel das Ding gerade halten. Zum Bremsen kann man auch gerne die Zehen in den Sand rammen ...aber in meinem Fall hat das nur zu spektakulären Überschlägen geführt. Im Schnitt bekommt man eine Geschwindigkeit von 50 - 85 kmh ...was sich schon gewaltig anfühlt. Besonders wenn man am Ende bei seinem Bremsmanöver einen Überschlag hinlegt und durch den Sand rollt. Ich hätte es ein viertes Mal gemacht, wenn ich die Kraft und den Atem gehabt hätte, nochmal den Hügel raufzustapfen :)
Kayaking: Ich habe eine 4-stündige, geführte Kajak-Tour gemacht. Im Prinzip ist es ganz einfach und macht extrem viel Spass. Es ist mir wie natürlichste Form der Bewegung vorgekommen, besser als gehen, als ob ich so zur Arbeit fahren sollte. Es ist ein großartiges Gefühl, wenn man merkt, wie man sich vorwärts bewegt, nur weil man paddelt... besser als Radfahren.
Zu Beginn ist es seltsam, weil das Kajak natürlich ein wenig hin-und-her wackelt und man das mit den Hüften ausgleichen muss, aber sobald man sich erstmal daran gewöhnt, geht es flott dahin.
Bei der Tour haben wir Vögel beobachtet die sich im Sturzflug ins Wasser schmeissen und beim auftauchen nach Fischen schnappen. Das ist schon seltsam, wenn nur wenige Meter neben einem ein Vogel mit 100kmh ins Wasser schnellt..
Unsere Tour hat uns durch den Teil des Pazifiks geführt, der in der Bay of Island liegt ... als wir diesen See durchquert haben und der Wind aufgefrischt hat, haben mich die Wellen so sehr eingedeckt, dass ich später, als es getrocknet war eine leichte Salzkruste auf der Haut hatte :)
Außerdem hat uns die Tour durch in einen Mangrovenwald geführt, wo das Wasser so still war, dass wir eine Art Picknick auf dem Wasser hatten. Adriana, unsere Führerin hatte Orangensaft und Cookies dabei, also haben wir unsere Kajaks zusammen aneinander geschoben und gemütlich geplauscht, und unsere Erfrischung genossen.
Das genialste - ich hatte am nächsten Tag nicht mal ein bisschen Muskelkater, obwohl ich besonders viel auf der linken Seite paddeln musste, um der Strömung gegen zu steuern.
Zorbing: Okay, verglichen mit allem anderen was ich hier erlebt habe, ist es das langweiligste. Kinderkram. Man steigt in einen großen 2-wandigen Ball (Fachausdruck: Zorb) und rollt einen Hügel runter. In der Kugel ist ein wenig Wasser, damit man sich keine Verbrennungen holt, und somit gleitet man fast gemütlich, wenn auch bei ordentlichem Tempo den Hügel runter. Macht viel Spass (wir waren 3 Leute im Zorb), aber man sieht nix von draußen, was es unspektakulär macht.
Black Water Rafting: Die bieten dort verschiedene Touren an, ich hab mich für die spannendste davon entschieden. Eine ca 5-stündige Tour durch die Sandstein-Höhlen von Waitomo, die Abseilen, Flying Fox, Tube-Rafting, Klettern und Höhlenwanderung beinhaltet, wobei man ca 3 Stunden unterirdisch verbringt.
Den Rest der Zeit verbringt man mit dem Anlegen der Ausrüstung, und dem Training. Da meine Tour erst gegen 3 begonnen hat, waren unsere Wetsuits bereits nass und somit auch arschkalt. In die Klamotten zu schlüpfen war also eine unangenehme Sache, und dass ich nach ca 10 Minuten nur noch kalte Zehen hatte, erübrigt sich von selbst.
Das Abseil-Training war kein Problem.. man hängt sich in das Seil und läuft rückwärts einen leicht steilen Hang runter. Nix dabei.
Doch dann kam das richtige Abseilen... einen 35m tiefen Schacht hinunter. Ich kann aber voller Stolz behaupten, dass ich das in einem flotten, fast gleichbleibenden Tempo geschafft habe und dabei nicht verbissen abgebremst habe. Einzig als der Schacht kurz enger wurde und ich mich drehen musste, ist mir kurz die Lust vergangen ...aber da war es ja eh schon zu spät :)
Nächste Station war dann eine (geschätzt) 15m lange Flying Fox-Partie. Da hängt man in seinem Geschirr an einem Drahtseil und rauscht im dunklen (unsere Helmlampen mussten wir dafür abdrehen) durch eine Höhle. Dabei dreht man sich automatisch rückwärts, was mir natürlich gar nicht gefallen hat. Aber nachdem alle dabei gekreischt und geschrien haben, war mein langgezogenes "SCHEISSE" nicht so außergewöhnlich.
Dann gab es eine kurze Pause, wo wir an einer Klippe gesessen haben und Kaffe und nen Keks genossen haben.
Und dann war es mit dem Aufwärmen auch schon vorbei. Wir bekommen unsere Tubes (gewaltige Reifen, wie man sie aus einigen Wasserparks kennt), die halten wir uns hinter den Rücken und springen über die Klippen, an denen wir gerade noch Pause gemacht haben, ca 3m in die Tiefe. Dort unten wartet das eiskalte Wasser, schon auf uns. Man dreht sich beim Flug natürlich so, dass man mit dem Hintern im Reifen zuerst aufkommt...was egal ist, weil man dabei eh untergeht und einen das kalte Nass umspült.
Dann paddelt man mit den Händen durch die Höhle, später zieht man sich an Seilen entlang durchs Wasser. Dabei jammert dann einfach mal jeder wie kalt ihm nicht grad ist :)
Das besondere an diesen Höhlen (es gibt auch Touren, wo man nicht nass wird, um das zu sehen) sind die sogenannten Glowworms (nicht mit unseren Glühwürmchen verwandt). Sobald das Licht aus ist, sieht man an den Höhlen decken und Wänden ein grünes Schimmern. Für mich, der ohne Brille unterwegs ist, spektakulärer, weil die einzelnen grünen Lichter zu einem großen grünen Leuchten verschwimmen. Doch das Leuchten kommt gar nicht wirklich von den Würmern (die eigentlich Raupen sind), sondern von deren Ausscheidungen, mit denen fangen die nämlich ihr Futter. Sehr genial was sich die Natur manchmal einfallen lässt.
Als wir das Ende der Höhle erreichen bilden wir eine Kette und unser Führer Josh zieht uns zurück in die große Höhle wo wir ins Wasser gesprungen sind. Dort werfen wir die Tubes wieder hinauf, für die nächste Gruppe. Nun beginnt die Höhlenwanderung ... wir schwimmen und watten also durch das kalte Wasser. Ich fühle mich mittlerweile gar nicht mehr so kalt, aber meine Zehen spüre ich auch nimmer. Teilweise lassen wir uns von der Strömung treiben, dazwischen rutschen wir einen kleinen Wasserfall hinab. Die Höhlen werden größer und kleiner, die Gänge enger, es ist spannend und aufregend. Irgendwann verliere ich mal die Balance und schaffe es gerade noch mich an einem Felsen abzufangen, meine linke Hand ist deswegen den gesamten nächsten Tag beleidigt.
Es gibt nochmal eine kleine Aufwärm-Pause mit nem Stück Schokolade und heißem Orangensaft.
Dann kommen wir zu dem Teil, der mir am meisten Spass gemacht hat: Wasserfälle hochklettern. Es ist großartig, gegen die Strömung anzukämpfen, nach Halt für Hände und Füsse zu suchen und sich nach oben zu kämpfen. Die schwere, nasse Wetsuit erleichtert das ja nicht wirklich.
Nachdem wir einen zweiten Wasserfall hochgeklettert sind und auf Felsen sitzend auf die anderen warten, frage ich mich plötzlich was denn da von der Decke hängt. Im Licht meiner Helmlampe schaut das ganze nach einer Pflanze aus, ich hebe den Blick nach oben ...doch statt einer Höhlendecke ist über mir ein klarer Nachthimmel und ein schwachleuchtender Mond. Wir sind zurück an der Oberfläche...
Nachdem wir uns wieder aus unseren Wetsuits rausgeschält und warm geduscht hatten, gab es zum Aufwärmen heiße Tomatensuppe. Nie hat Tomatensuppe besser geschmeckt :)
Skydiving: Ja, ich habe mich bei 12000 Fuss (ca 3500m) Höhe aus einem Flugzeug geschmissen. Ich hatte aber einen Typen auf den Rücken geschnallt der sich mit Fallschirmen auskennt, und sogar einen dabei hatte. Schien mir einfacher zu sein, als mir selbst einen Fallschirm zu suchen.
Das ist im übrigen keine Frage des sich trauen. Man macht es einfach, oder eben nicht. Denn in dieser Höhe gibt es keine Tiefenwahrnehmung mehr, also kann sowas wie Schwindel oder Höhenangst nicht einsetzen. Behaupten die von dem Skydiving-Unternehmen zumindest. Alles was man selbst machen muss, ist den Kopf in den Nacken, dem Instruktor auf die Schulter, legen. Die Füsse, sobald die Tür aufgeht, unterm Flieger ineinander hacken und ein Hohlkreuz formen. Die Hände behalt man, bis man vom Instruktor das Signal bekommt, an der Brust. Klingt doch einfach, oder?
Wie es der Zufall wollte, war mein Instruktor ein Deutscher namens Volker, und wir waren die letzten die in den kleinen Flieger gestiegen sind.. und somit auch die ersten die wieder raus mussten. Mit uns noch 3 andere Tandemspringer. Also bin ich direkt neben der Plexiglas-Tür gesessen und habe gesehen wie die Welt kleiner wurde. Ich bin schon viel geflogen und fliege gerne, daher kein Problem. Während des Aufstieges bringt Volker dann die ganzen Haken an um mich an sich zu zurren. Das schränkt die Beweglichkeit doch erheblich ein.
Als wir dann unsere Zielhöhe erreicht haben und sich die Tür öffnet, wir unsere Füsse über den Rand schieben, ich meine unter dem Flieger ineinander Hake, mein Hohlkreuz forme und meinen Kopf in den Nacken lege, sollte ich eigentlich den Himmel über uns sehen ...ich kann mich aber nicht daran erinnern.
Ich weiß nur noch wie plötzlich unter mir der Boden auftaucht, die ganze Umgebung, der gewaltige Lake Taupo. Das Gefühl zu fallen, und vor allem schnell (ca 200 kmh) zu fallen ist enorm ...aber der Boden kommt nicht wirklich näher. Das Hirn verkraftet das einfach nicht, begreift nicht was los ist und schaltet komplett ab. Die Sensorik ist natürlich voll da, und weiß auch nicht wohin mit den ganzen Informationen. Ich habe das Gefühl als ob ich in eiskaltes Wasser gefallen bin, und nach Luft schnappen will, aber weiß, dass ich unter Wasser nicht atmen soll. Mir ist als ob mein Herz einen oder zwei Schläge auslässt. Im Nachhinein ist mir bewusst geworden, dass ich einfach an der Schneide zwischen Panik und Extase gestanden habe. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, aber es ist zu überwältigend um ein schlechtes Gefühlt zu sein.
Als mir Volker das Zeichen gibt, breite ich meine Arme aus und rudere durch die Luft, wir kreiseln, wir kippen, wir fliegen. Erst kurz bevor der freie Fall vorbei ist, kommt das Hirn wieder in Fahrt, aber zu dem Zeitpunkt ist der Körper bereits mit Adrenalin vollgepumpt. Nach ca 45 Sekunden haben wir eine Höhe von 1500 Metern erreicht und der Typ der sich so hartnäckig an meinem Rücken hält, egal wie schnell ich falle, öffnet den Fallschirm. Ein kurzer Ruck, ein leichtes Ziehen und schon gleiten wir mit ca 40 kmh durch die Luft. Wir ziehen unsere Kreise über der wunderschönen Landschaft Neu Seelands, ich sehe den gesamten Lake Taupo, ich sehe den Berg der beim "Herr der Ringe"-Film als Mt Doom herhalten musste, ich sehe den Dampf von den heißen Quellen und Geysiren ringsum aufsteigen. Die Aussicht ist fantastisch, auch wenn ich es nicht wirklich begreife, weil mein Hirn verzweifelt versucht rauszufinden was passiert ist, während es offline war.
Volker bittet mich plötzlich auf seine Füsse zu steigen und mich hochzudrücken und er öffnet irgendwelche Gurte, bevor ich in Panik verfallen kann, versichert er mir aber, dass ich nicht abstürzen werde. Er behält recht.
Dann die Landung. Ich lege die Hände unter die Kniekehlen, ziehe die Beine zur Brust und hebe die Fussspitzen an. Wir schlitten gemütlich am Hintern übers Gras, Volker öffnet die letzten Klammern und Gurte und ich stehe wieder auf eigenen Beinen. Ich schätze, dass der Sinkflug nur knapp 2 Minuten gedauert hat.
Den ganzen restlichen Tag fühle ich mich irgendwie seltsam im Kopf, das Ganze waren einfach zuviele Eindrücke auf einmal für mein Hirn :)
Für diese gesamten Aktivitäten habe ich gesamt nur knapp 320 Euro ausgegeben. Nicht schlecht, oder?
Soviel also von mir, nach einer kurzen Woche auf Neu Seeland...
- BM out -
Black_Mage - am Freitag, 29. Juni 2007, 07:37 - Rubrik: Weltreise
mrpink hat am 29. Jun, 14:20 ein Lebenszeichen gegeben
WOW
Viel zu erzählen (-; Ich muss schon sagen, der Text macht mich ein bisschen neidisch hier an meinem Schreibtisch. War 2005 drei Monate in Neuseeland unterwegs. Wünsche Dir gaanz viel Spaß und genieße das schönste Ende der Welt!
BM@Wellington (Gast) hat am 1. Jul, 07:50 den Schein gewahrt
Von Stoked zu Stoked
Hey Chris, habe mich extra nochmal in ein Internet-Cafe geschleppt, um deinen Reisebericht zu lesen. Da es hier in Wellington eh in Strömen schüttet, habe ich eh kein besseres Programm für einen Nachmittag zur Auswahl.Ich beneide euch um eure Reise, die noch direkter und aufregender ist als meine. Aber gerade die Episode mit dem Kanadier gibt mir zu denken, denn ich habe auch den Eindruck, dass alle meine zukünftigen Reisestationen sehr darunter leiden werden, wenn sie mit NZ verglichen werden :)
Da ich ja mehr oder weniger zufällig und ungeplant nach NZ gestolpert bin, und mir euer Reisebericht so gut gefallen hat, gehe ich fast schon fix davon aus, dass ich nochmal hierher komme. Dann aber wenn es hier sommerlich ist, und dann nehme ich mich auch mehr Zeit als "bloß" 6 Wochen.
Kia Ora!