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Bioware ist eine jener Firmen, bei denen scheinbar alles was sie anfassen zu Gold wird. Das liegt aber weniger an ihren Händen, als einfach daran, dass sie wissen, wovon sie lieber die Finger lassen. Als sie 1998 Baldurs Gate veröffentlichten, haben sie mitgeholfen das gesamte Rollenspiel-Genre vor dem Tod zu retten, den viele schon für diese Art Spiel ausgesprochen hatten. Und die Art und Weise wie Baldurs Gate aufgebaut war, beeinflusst heute noch die Entwicklung vieler PC-RPGs.
Vorallem mit "Knights of the old Republic", einem Rollenspiel im Star Wars Universum, konnte sich Bioware dann auch im Konsolen-Sektor einen Namen machen und wieder zeigen, was sie drauf haben.
Und bei "Jade Empire" haben sie erstmals bewiesen, dass sie auch komplett eigenständige Szenarien und ein Echtzeit-Kampfsystem umsetzen können.

Dann hat Bioware im Oktober 2005 erstmals 'Mass Effect' vorgestellt. Ein klassische Sci-Fi-Oper die mit einem dynamischen Dialogsystem, digitalen Schauspielern, einer frei erforschbaren Galaxie und einer packenden Story über eine Lebensbedrohliche Verschwörung protzen soll. "Niemals, das geht doch gar nicht." - wird wohl der erste Gedanke der meisten gewesen sein. Und genauso wie ich werden die meisten aber als zweites schon gedacht haben: "Wenn das wer schafft - dann Bioware!"
Die Erwartung war natürlich immens, und wie das nun mal mit Erwartungen so ist ...die können enttäuscht werden.

Das Dialog-System ist zwar großartig - aber bei weitem nicht so offen und frei wie es immer dargestellt wurde. Die Entscheidungsfreiheit scheint mir in gewisser Weise geringer als zB bei KotoR. Und auch technisch gibt es ein paar Dinge zu bemängeln, die nicht wirklich in ein Spiel passen von dem man allen anderen gegenüber immer lauthals behauptet hat "Das wird das beste Rollenspiel aller Zeiten". Ich meine, Hallo Bioware - wie stehe ich jetzt denn da?

Doch soviel man auch raunzen mag, bei den unerfüllten Träumen, überzogenen Darstellungen und auch den ungeschliffenen Ecken und Kanten bleibt eines definitiv im Raum stehen: Mass Effect ist ein großartiges und vorallem überzeugendes und emotionales Rollenspiel.

Ich will nicht zuviel über die Geschichte verraten, aber ich möchte einfach mein Spiel-Erlebnis rüberbringen, klar machen, warum mich ME doch so vom Hocker gerissen hat.

Fangen wir beim Anfang an:
Mass Effect steckt einen in die Raumfahrer-Stiefel eines menschlichen Soldaten - ob Mann oder Frau bleibt einem dabei selbst überlassen - der die ehrenvolle Aufgabe bekommt als erster Mensch den Spectre (einer unabhängigen Spezialeinheit) beizutreten. Denn die Menschen sind erst neu (26 Jahre) im Galaktischen Völkerbund 'Citadel' dabei und müssen sich erst beweisen und sich auch den Respekt der anderen Völker verdienen.
Und gleich bei der Mission die evaluieren soll, ob man auch wirklich das Zeug zum Spectre hat geht einiges schief. Long Story Short: man muss die Welt ..ähm die Galaxie retten.

Es gilt grundsätzlich 4 Planeten zu bereisen und die dort notwendige Story-Mission zu erledigen um die Hinweise zusammen zu bekommen, um dann auf einem 5. Planeten zu versuchen den Oberbösewicht, dem man auf den Fersen ist, zu stellen. In welcher Reihenfolge man diese Aufgaben absolviert ist jedoch frei zu entscheiden, macht aber durchaus einen Unterschied. Ich hatte Glück, denn ich habe die wohl emotional fordernste als letzte davon erledigt, und dadurch schon viel Zeit mit den betreffenden Charaktären verbracht. Doch dazu später mehr.
Denn neben diesen 4 Haupt-Missionen gibt es einen Berg an freiwilligen Aufgaben, die sich durchaus zu lösen lohnen. Denn sie bringen nicht nur Geld, sondern vor allem die für jeden Rollenspieler so wichtigen Erfahrungspunkte. Wobei sich das Game aber angeblich auch darauf einstellt wie stark & fähig man ist, wenn man sich in den Story-Missionen einem Gegner stellt.

Ich hatte mir vorgenommen einen aufrichtigen, 'guten', Alien-freundlichen und vorallem bemühten Charakter zu spielen. Das ist für mich durchaus eine Herausforderung, denn auch wenn ich generell nett bin - herzensgut ist schon Arbeit :)
Das Spiel bietet einem nämlich tatsächlich die Möglichkeit viele Bereiche zu varriieren. So könnte man zwar sehr wohl aufrichtig und gut sein, aber total Xenophob und unwillig sein. Oder ein generelles Arschloch das niemanden leiden kann, nur an sich denkt, aber trotzdem darüm bemüht ist, jedem einen Gefallen zu tun.

Mit diesem Charakter ausgestattet habe ich nun also begonnen das Universum zu einem besseren Ort zu machen. Verrückte Wissenschafter gestoppt, aggressive Geiselnehmer zum Aufgeben überredet, Gangster-Organisationen zerschlagen und so weiter. Viele Aufgaben wiederholen sich, vor allem die Sammel-Missionen die man nebenbei erledigt, in dem man die einzelen Sternensysteme und Planeten erkundet, aber das Spiel bietet oft genug verschiedene Möglichkeiten. Vor allem wenn man die Möglichkeit zu einem Gespräch bekommt.

Das Dialog-System von 'ME' ist wohl das herausragendste Feature , denn jeder gesprochene Text ist vertont. Und das macht es auch wesentlich interessanter sich auf Gespräche einzulassen und nachzufragen, mehr über die Hintergründe zu erfahren und über das Leben seiner Crew-Mitglieder. In bisherigen Rollenspielen war das auf das studieren von ewiglangen Text-Tafeln beschränkt, und (mir) daher oft zu mühsam. Neben der Tatsache das einem alles erzählt wird, ist das Dialog-Menü erwähnenswert: Ein Ring an dessen rechten Rand die Dialog-Zeilen stehen, die das Gespräch richtung Ende führen. An der linken Seite Möglichkeiten um nachzuhaken. Dabei werden aber nie der genaue Wortlaut ausgewählt, sondern nur der Grundton oder die Gesprächsrichtung definiert, was sich als recht spannend erweist. Immerhin weiß man selbst nicht genau, was man gleich sagen wird. Durch dieses System entwickelt sich ein intuitiverer Gesprächsablauf, und da alles in Echtzeit besprochen wird, kommt es zu auch zu richtig schönen Gesprächen die cineastisch inszeniert sind.
Außerdem bekommt man die Möglichkeit Talentpunkte in die Fähigkeiten 'Einschüchtern' bzw 'Schmeicheln' zu stecken, die einem zusätzliche Dialogoptionen bieten. So kann man eben manchmal Gesprächspartner zum kooperieren bringen, und seinen Weg auf andere Art erreichen. Wie gut man nun schmeicheln oder einschüchtern kann, hängt aber auch davon ab, welche Gesinnung man so an den Tag legt.

Hier entscheiden nicht nur die Taten sondern auch die Art wie man mit anderen umgeht. Wer sich stehts vor- und umsichtig danach erkundigt wie sich jemand fühlt und andere nicht mit dem Ego-Panzer überrollt, wird mehr und mehr zu einem 'Vorbild' die andere Möglichkeit bringt einem Punkte auf der 'Abtrünnig'-Skala. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt und auch schwer zu beschreiben ist, ist es mehr als ein Gut/Böse-System. Schliesslich kann man auch 'gut' sein, aber nunmal nur soviel Feinfühligkeit aufbringen wie eine Dampfwalze.
Was ich leider im Moment nicht beurteilen kann, ist ob Bioware es tatsächlich geschafft hat, dass die Leute auf einen anders reagieren und andere Dialogoptionen (abgesehen von den zum Schmeicheln/Einschüchtern) anbieten, je nachdem wo man mit seiner Gesinnung steht. Angekündigt war es zumindest so.
Da ich diesmal mit einem absoluten 'Vorbild' in die Schluss-Konfrontation marschiert bin, kann ich auch nicht sagen, ob man sich nicht vielleicht sogar den Antagonisten noch anschliessen kann, oder es mehrere End-Möglichkeiten gibt (waren auch angekündigt) - bei KotoR gab es das nämlich. Da stellte sich heraus, das man selbst einer der gesuchten Oberbösen war und konnte sich dann dazu entschliessen, die Macht an sich zu reissen statt sie zu zerschlagen :)
Was ich auch noch ausprobieren muss, ist ob man die außerirdischen Begleiter, auch abwimmeln kann, wenn sie einem ihre Dienste anbieten. Das habe ich nie probiert.

Doch kommen wir nun zurück zur Story, denn die ist nunmal bei einem Rollenspiel das um und auf - und hier brilliert Mass Effect. Das Spiel nimmt einen gleich zu beginn packend auf und bietet einem viel Drama in dem man in den ersten Spielminuten gleich mal einen Kollegen verliert den man gerade erst kennen gelernt hat. Wenn man sich nur durch die Haupt-Missionen spielen würde, und all die vielen, unzähligen Nebenaufgaben außer Acht lässt, würde sich dieser Level an Spannung wohl die ganze Zeit halten. Da ich dann aber erstmal lieber alle Nebenaufgaben gelöst habe und bei der einen Hauptmission auch erst alle Zusatzaufgaben erledigt habe, hat sich das hier ein wenig abgeflacht.
Doch als ich dann quasi in einem Aufwaschen die ganze Geschichte auf einmal in Angriff genommen habe, hat es mich wirklich erwischt. Drama und Spannung pur!

Besonders als man dann plötzlich in einer Mission vor mehrere schwierige und vorallem moralische Entscheidungen gestellt wird. Wo ein Crew-Mitglied ein persönliches Problem mit dem Missionsziel (eine Forschungseinrichtung zu sprengen) hat, und komplett austickt. Mitunter führt das sogar dazu, das man den Kerl töten muss. Und später befinden sich zwei Begleiter gleichzeitig in auswegslosen Situationen, aber man kann nur einen davon retten ... vielleicht keine schwierige Wahl, aber dennoch ein moralisches Dilemma. Besonders weil das Spiel es wirklich schafft, den Tod des anderen als Bürde für das ganze Team, aber eben im speziellen für den Entscheidungsträger (den Spieler) zu inszenieren. Das drückt ganz schön auf die Stimmung.

Und dann geht es in der End-Mission sowieso hart her, in dem sich die losen Enden zu einem ganzen fügen, alles was man sich bisher zusammen gereimt hat klar ausgesprochen wird, und sogar ein paar Dinge aufgedeckt werden, die einen schönen Plot-Twist darstellen. Dann stürmt man actionreich auf den Bösewicht zu der alles ins Rollen gebracht hat, während um einen eine gewaltige Raumschlacht tobt, die über das Schicksal der ganzen Galaxie entscheidet ... sehr packend.

Auch nett: Mass Effect ist zwar als Trilogie konzipiert, aber die Geschichte dieser Episode wird zu Ende erzählt ohne wirklich einen Cliffhanger zu streuen. Aber wenn die letzten Worte des Alter-Ego ein pathosreiches "Sie werden kommen, früher oder später. Aber dann werde ich bereit sein sie zu vernichten." sind, macht das schon Lust auf mehr :)

Was 'ME' auch auf alle Fälle erzeugt, und es ist zumindest selten, dass dieser Wunsch bei mir ausgelöst wird, ist das Spiel nochmals zu spielen. Dann halt mit einem anderen Charakter, mit anderen Begleitern, mit anderen Lösungswegen. Um zu sehen wo es einen hinführt. Was man diesmal erlebt.

Zum Schluß ein paar Worte zur Technik. Grafisch ist es durchaus eine Wucht, besonders die Charakter-Darstellung. Auch auf einem SD-Fernseher gespielt. Lediglich bei den Nebenschauplätzen wurde eindeutig weniger Liebe zum Detail und Aufmerksamkeit eingesetzt, und so sehen manche der erkundbaren Planeten doch ein wenig hässlich aus ... andererseits, nicht jeder Planet kann wunderhübsch sein, oder? Mehr stört mich, das die Gebäude auf den Planeten die man besucht, alle gleich aussehen und den gleichen Grundriss haben. Hier wird lediglich durch eine veränderte Innen-Ausstattung, bzw das platzieren dieser für ein wenig Abwechslung gesorgt. Auf der anderen Seite hilft es sehr, sich so durch die Gebäude zu bewegen, weil man schon genau weiß, wo Türen und Räume sind. Da wäre mehr Varianz schon ein Hit gewesen, auch wenn kein Schauplatz generisch wirkt.
In vielen Reviews wird bemängelt, das die Texturen manchmal sehr spät laden, und erst plötzlich aufpoppen - stimmt leider und wirkt manchmal wirklich störend. Aber auf die Kernpunkte, die meiner Meinung nach für ein Rollenspiel entscheidend sind: Story, Charaktar-Entwicklung, Entscheidungsmöglichkeiten, hat das keinen Einfluss.

Für Rollenspiel-Fans ist ME ein absoluter Pflichttitel. Aber auch für Action-Fans die mal eine aufregende Story erleben wollen, lohnt sich das Spiel, da die Echtzeitgefechte mit einem Charakter der Soldatenklasse sich bestimmt genauso gut spielen lassen, wie man es aus einem klassischen Shooter gewöhnt ist. Und wer weiß, vielleicht kommt ja jemand auf den Geschmack, sich mal mehr auf das RP zu konzentrieren und weniger auf den Abzugs-Finger...

- BM out -
Elch hat am 20. Dez, 23:55 ein Lebenszeichen gegeben
off topic: keksbanause! :P aber ich will unbedingt dieses gedicht hören!
liegrü
fant 
 

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