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Wie viele wissen, betreibe ich einen Think Tank.
Einen Ort an dem vergangene und gegenwärte Ereignisse analysiert und hypothetische Szenarien durchgespielt werden. Manchmal wird in meinem Think Tank auch gesungen oder Film-Zitate rezitiert.
Ich gebe zu, dass Think Tank vielleicht ein wenig übertrieben klingt, aber "Dusche" kommt wirklich nicht an die Funktion ran. Ich würde sogar sagen, dass mein Think Tank andere Think Tanks übertrumpft, weil ich dann wenigsten sauber in den Tag gehe.

Ich komme jedenfalls gerade aus meinem Think Tank.
Heutiges Gesprächsthema war die Familienpolitik in meinem Haushalt, die kürzlich mal wieder von meiner Mutter thematisiert wurde. Sie hat den Glauben an die Enkelkinder ja noch nicht aufgegeben.

Der Diskurs ist dann irgendwann abgetrifftet, nachdem eine viel-slidige (Bämm, was für ein Wort) Powerpoint-Präsentation über vergangene und versuchte Beziehungen gewaltsam unterbrochen wurde.

Wie schon im März mal angeschnitten hätte ich als Jugendlicher ruhig etwas weniger schüchtern und vorsichtig sein können.

Meine Sorge war aber nie der potentielle Korb an sich, auf den ich wenig erfolgsversprechend eingestellt war, sondern die Art und Weise, wie ich ihn bekommen würde.
Ich hatte Angst davor, dass die Bezirzende schallend zu lachen beginnen würde. Mit dem Finger auf mich zeigend alle anderen in Hörweite heranruft, wie ICH auf die Idee käme, eine Chance zu haben.

Eine irrationale Angst, wie ich dann später, als ich endlich das Selbstvertrauen hatte, um auch nur Zweifel an meinem Erfolg zu haben, herausfinden durfte. Selbst wenn eine Frau kein Interesse hatte, war das immer höflich und freundlich und nett. Nie wurde ich für meinen Versuch ausgelacht. Selbst für den schlechtesten Spruch zum unpassendsten Zeitpunkt.

Bis ich vor ein paar Jahren in eine noch schlimmere Situation gekommen bin, als ich sie mir in meiner Jugend ausgemalt hatte.
Ich war (was selten genug passiert) schwer verliebt. So richtig mit Appetitlosigkeit, Schmetterlingen im Bauch, schmachtendem Bilder von ihr anschauen, und beschleunigtem Puls wenn sie in der Nähe war. :)

Nach ein paar Wochen habe ich dann klein beigegeben und beschlossen den Sack zuzumachen. Also nachdem ich die Frau hineingesteckt habe.
Wir sind was trinken gegangen (ich will es nicht Date nennen, nachdem sie ja nix von ihrem Glück wusste) und nachdem ich mir den Mut eingeflößt hatte, habe ich ihr gesagt, was ich für sie empfinde.

...

"Weißt Du was du mir damit antust?!"

...

Ich will nicht sagen, dass es mir lieber gewesen wäre, wenn sie mit dem Finger auf mich gezeigt und mich ausgelacht hätte.
In gewisserweise kann ich die Reaktion ja verstehen. Sie hatte in den Wochen davor ähnliche Ansagen von mehreren Typen zu hören bekommen und ihre Hoffnungen darauf gelegt, dass wir enge Freunde werden würden, und sie sich bei mir auskotzen könne und all das.
Die Tatsache, dass sie mir erzählt hatte, was an den anderen Abgeschmetterten nicht passen würde, hatte mir das Gefühl gegeben der Richtige zu sein und sie dachte, es würde klar machen, dass ich es erst gar nicht probieren solle :D

Sie hat sich an dem Abend auch für die Aussage entschuldigt.

Nach all den Jahren kann ich drüber lachen und im Think Tank ganz offen mit mir drüber reden. Lösungen für das Enkelkinder-Problem meiner Mutter habe ich trotzdem keine gefunden.
Das macht nix. Es gibt ja immer noch morgen. Und übermorgen. Und den Tag danach. Ich will ja sauber in den Tag gehen.

- BM out -
 

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