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Als "Lost in Translation" 2004 ins Kino kam, war ich wie verzaubert von dem Film. Die Handlung, die Charaktere, die Musik, das Szenario, die Stimmung. Alles an dem Film war toll.
So toll, dass ich den Film gleich 4 Mal gesehen habe. Im folgenden Jahr habe ich ihn dann beim Kinofrühstück im Votiv und dann im Sommer im Open-Air-Kino gesehen. Sicherlich öfter als einmal auf DVD (deren Besitz hier bestätigt wird) ...und wie man an diesem Blog-Eintrag aus 2008 sehen kann, dann auch noch im Fernsehen.
Ob diese TV-Ausstrahlung das letzte Mal war, dass ich ihn gesehen habe, weiß ich nicht mit Sicherheit, aber ich gehe davon aus. Ich habe seit August 2008 keinen TV-Zugang mehr und die DVD habe ich nie nachgekauft. Das machts schwer ;)

Sophia Coppola hat einen neuen Film in den Kinos und im Zuge dessen zeigt das Gartenbaukino zur Zeit eine Werkschau. Gestern lief "Lost in Translation" in der Spätvorstellung und somit hatte ich endlich wieder Gelegenheit diesen Film zu sehen, der seit 13 Jahren so einen ganz besonderen Platz in meinem Herz hat.

Die Geschichte erzählt von Charlotte, die in ihren früheren 20ern noch nicht weiß wo sie hin will. Sie erzählt von Bob, dem ca doppel so alten Schauspieler, der sich dank aufblühender Midlife- und Ehe-Krise, ähnliche Fragen stellt. Davon wie sie sich in einem Hotel in Tokio, eine Insel umgeben von einer Stadt die ihnen genauso fremd wie die ungewisse Zukunft ist, kennen lernen. Davon wie sich diese beiden Stücke Treibholz annähern. Davon wie diese Sehnsucht nicht erfüllt wird.

Begleitet wird die Geschichte von sphärischer Musik von "Air" und dem Neonlicht-Gewitter japanischer Reklame-Schilder, Pachinko- und Arcade-Spielhallen und Karaoke-Bars, die alle in gleichem Maße die exotische Neugier wecken und nicht bloß durch die Sprachbarriere eine unüberbrückbare Fremdartigkeit hervorstreichen.

All das ist auch nach 13 Jahren immer noch da. Der Film hat sich kein bisschen geändert.

Aber ich.

Ich habe sehr bald gemerkt, dass mich der Film nicht mehr abholt. Dann habe ich versucht mich ihm anzunähern und die Gemeinsamkeiten zu finden. Einzig das bittersüße Ende hat mich nochmals wie gewohnt erwischt.
Ich bemängle das nicht. Mir ist bewusst, dass ich mich weiterentwickelt habe, und meine Weltsicht sich verändert hat. Ich sehe die Zukunft nicht mehr voller Ungewissheit. Ich hatte schon lange nicht mehr dieses Gefühl der unerfüllten Sehnsucht.
Von dem her wäre es also sehr verwunderlich, wenn sich meine Beziehung zu dem Film nicht verändert hätte. Es ist lediglich ein wenig Schade, dass ich durch den gestrigen Kinobesuch davon weiß. Hätte ich Lost in Translation nie wieder gesehen, wäre es immer ein Film gewesen, der diesen Zauber hat und von dem ich mich verstanden gefühlt habe.

- BM out -
iGing hat am 2. Jul, 19:45 ein Lebenszeichen gegeben
Unglaublich! Da schaut sich jemand einen Film mehr als zweimal an! Das hab ich noch nie gemacht, ich kann so einen Filminhalt einfach nicht wirklich ernst nehmen (ich habe immer das Kamerateam vor Augen, wie es gerade filmt, damit sind alle Effekte für die Katz). [Gilt natürlich nicht für Dokumentarfilme.] 
Black_Mage hat am 3. Jul, 00:12 den Schein gewahrt
Gerade bei einer Dokumentation steht ja das gesamte Team hinter der Kamera viel mehr im Fokus als bei einem Spielfilm.
Dokus leben davon, dass ein Regisseur eine gewisse Aussage machen möchte, der Film sind sein Blick, seine Analyse und die von ihm gewählten Bilder, die das dann unterstreichen.
Spielfilme mögen mit Drehbuch und klaren Regieanweisungen starrer wirken, lassen aber viel mehr Raum zu Interpretation und Neu-Interpretation und können zu unterschiedlichen Stimmungen und Lebensabschnitten neu wirken. Eine Dokumentation trifft eine konkrete Aussage - und die behält der Film. Für immer und egal wie man ihn sieht.

Ich kann mich nicht erinnern, eine Dokumentation wiederholt gesehen zu haben. Egal ob ich mit der Aussage einverstanden war oder nicht. Spielfilme wiederum (nicht alle, aber die meisten) laden zum nochmals schauen ein. Oft findet man Neues, auf das man beim ersten Mal nicht geachtet hat, Nuancen in der Darstellung, dem Blick der Kamera, Feinheiten bei Schnitt und Blocking. 
 

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